0379 - Todesfalle unter Wasser
spielte mit unseren Haaren ebenso wie mit dem kleinen Pferdeschwanz des Killers.
Kamikaze hatte sich eine Zigarette angezündet. Im Mundwinkel ließ er sie zumeist qualmen. Nur ab und zu nahm er einen Zug, um den Rauch anschließend durch die breiten Nasenlöcher wieder ausströmen zu lassen.
Die Küste war hinter uns verschwunden. Nicht einmal einen Streifen sahen wir noch. Um uns herum befand sich das wogende Wasser, dessen Wellenhügel oft sehr lang und hoch waren, so daß sie auch unser Boot erfaßten und manchmal auf dem Kamm tanzen ließen.
»Siehst du eine Chance?« fragte Bill wispernd.
Ich nickte.
»Und welche?«
»Warte es ab. Noch sind wir nicht erledigt.«
»Ja, wenn es uns gelänge, Kamikaze auszuschalten, während du unten bist, könnten wir… ahhhggrrr …«
Bill hatte nicht mehr weiterflüstern können. Der Stoß mit dem MPi-Lauf raubte ihm Stimme und Luft. Er sackte zusammen, wurde grün im Gesicht, und Kamikaze, diese Killermaschine, war schon zurückgetreten. Gesprochen hatte er nicht. Er handelte nur.
Ich schaute ihn kalt an. Auch Suko richtete seinen Blick auf seinen Körper, als suchte er nach einer Stelle, die er irgendwann einmal treffen wollte.
Bill stöhnte und saß in der Hocke. Ich bückte mich, umfaßte seine Schultern und wollte ihm auf die Beine helfen.
»John!«
Sukos Ruf warnte mich, auch der leichte Tritt des hinter mir auftauchenden Kamikaze.
Ich warf mich zur Seite, war versucht, meine Beretta zu ziehen und sah plötzlich den Lauf der MPi auf mich gerichtet, als ich auf dem Rücken lag.
Kamikaze hatte ungemein schnell reagiert und die Waffe sofort wieder gedreht.
Würde er schießen?
»Okay, Junge«, sagte ich, »okay.« Wohl war mir nicht. Mein Herzschlag hämmerte, ich bekam Angst, aber Kamikaze hielt sich an die Regeln. Er schoß nicht.
»Was ist da los?« Aus dem Ruderhaus schrie es Akim Samaran quer über das Deck.
»Sie wollten Widerstand leisten.«
Er kam selbst nach der Antwort seines Leibwächters. Das Ruder mußte er festgestellt haben. Hochrot war er im Gesicht, die Augen sichelschmal. »Wirklich, Sinclair? Bist du so dumm…?«
»Nein, wir unterhielten uns nur.«
»Davon habe ich nichts gesagt.«
»Bitte.«
Bill hockte noch immer auf den Planken und schnappte nach Luft.
Verdammt, er tat mir leid, aber ich konnte in diesem Moment nichts für ihn tun und mußte abwarten.
Samaran ging wieder, und an Deck übernahm Kamikaze das Kommando. Wir hielten uns jetzt an die entsprechenden Anweisungen, schwiegen, und nur Bill fluchte hin und wieder.
Die Sonne wanderte tiefer. Seltsam, sie hatte auch schon damals so ausgesehen wie in der Gegenwart. Nur wirkte das Meer wie leergefegt. Kein anderes Schiff kreuzte unseren Kurs, demnach konnten wir auch nicht entdeckt werden.
Und so warteten wir weiter, bis wir plötzlich aufhorchten, denn das Tuckern des Schiffsmotors hörte schlagartig auf. Wir wurden zwar noch weiter getrieben, doch das Ziel hatten wir erreicht, und Samaran verließ geduckt das Ruderhaus.
Er schleppte etwas hinter sich her. Es war eine Taucherausrüstung. Sogar an Preßluftflaschen hatte er gedacht.
Ich wurde blaß. Wenn ich das Zeug anziehen sollte, mußte ich mich zuvor ausziehen, dann würde man meine im hinteren Hosengürtel steckende Beretta entdecken.
Samaran warf mir das Zeug vor die Füße. »Ich hoffe, du kannst schwimmen und tauchen.«
»Mal sehen.«
»Sonst ist es dein Pech. Los, zieh die Sachen aus und das andere über!« Auch jetzt hielt er den Würfel fest wie einen Anker. Er verlieh ihm die Macht, und durch den Besitz des Würfels fühlte er sich so gut wie unbesiegbar.
Mir blieb keine Wahl. Ich zog meine feuchte Jacke aus und stellte mich so hin, daß ich den beiden Männern die Frontseite zudrehte.
Sie registrierten die leere Halfter. Um Samarans Mundwinkel zuckte es. »Hast du keine Kanone mehr, Sinclair?«
»Nein, die habe ich verloren.«
»Pech für dich.«
Ich löste die Halfter, schleuderte sie zu Boden und fuhr mit dem unfreiwilligen Striptease fort, indem ich mein Hemd langsamaufknöpfte, es zuerst an der Rückseite aus dem Hosenbund zog und den Stoff wieder bis über den Gürtel fallen ließ, so daß er die aus dem Hosenbund schauende Waffe verdeckte.
Jetzt mußte ich schnell sein. Als ich das Hemd ganz aus der Hose zog, drehte ich mich zur Seite, rutschte auch mit der Schulter hervor, knüllte den Stoff zusammen und auch meine Waffe, die ich blitzschnell hervorgeholt hatte, verschwand darunter.
Suko und
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