038 - Bis die Ratten dich zerfetzen
fragte. Aber es war ihr nicht möglich, sich
aus der Affäre zu ziehen. Helen machte sich ein paar Notizen. Abschließend
überprüfte sie noch einmal die Lebensdaten Dorees und
meinte dann: »Sollte ich etwas vergessen haben, dann melde ich mich noch mal bei
Ihnen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß ich eine ganze Artikelserie über Sie
schreibe, Mister Doree ...«
»Oh, Madame !« winkte der Franzose ab. » Olala ,
Sie machen aus mir noch einen berühmten Mann...«
»Vielleicht
habe ich das wirklich vor«, murmelte Helen gedankenverloren.
Die
Australierin verabschiedete sich von dem Franzosen und dem PSA- Agenten.
Larry
lächelte, als er ihr die Hand drückte. »Ich hoffe, daß wir unser Rendezvous
wiederholen. Unter besseren Umständen.«
»Es soll
nicht an mir liegen .« Sie erwiderte dieses Lächeln,
und die Nähe des Amerikaners tat ihr gut. Sie fühlte sich merkwürdigerweise zu
diesem Mann hingezogen.
»... ich
hatte Ihre Mission bei Monsieur Doree eigentlich für
wichtiger erachtet, Miss Powell«, bemerkte Larry noch
und musterte die hübsche Reporterin eingehend.
»Wie meinen
Sie das ?« Helen Powell wurde stutzig.
»Es sah
zunächst so aus, als hätten Sie eine besonders wichtige Frage an ihn zu
richten. Es tut mir leid, wenn Sie vielleicht durch meine Anwesenheit...«
Sie
schüttelte den Kopf und merkte, daß sie wieder rot anlief.
»Nein, Sie
irren...«
»Wenn ich
Ihnen irgendwie behilflich sein kann, Miss Powell:
Wenden Sie sich bitte an mich! Sie erreichen mich im >East Hotel<. Und
wie finde ich Sie am besten wieder ?«
Ȇber die
Redaktion der Weekly News. Man weiß dort meistens, wo
ich mich gerade befinde«, beeilte sie sich zu sagen, als hätte sie eine
Vorahnung.
Larry Brent
sah der attraktiven jungen Dame nach, als sie zwischen den Tischreihen
verschwand. Die Tür der Hafenkneipe schlug hinter ihr zu.
»Merkwürdig,
nicht wahr ?« hörte Larry die Stimme des Franzosen
neben sich. »Erst sah es ganz so aus, als wolle sie etwas Bestimmtes von mir
wissen, und dann verfiel sie doch in gewöhnliche Routinefragen ...«
»Diese Sorgen
werden Sie mit mir nicht haben, Monsieur. Ich komme fast aus derselben Branche
wie Miss Powell«, sagte X-RAY-3. »Ich will etwas mehr
wissen als nur Ihre Lebensdaten. Ich glaube, daß es ein ziemlich langes
Gespräch werden wird. Was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Abendessen einlade ?«
Doree grinste.
»Diese
Einladung wird dankend angenommen. Nicht jeder ist so großzügig, Monsieur !«
»Und dann
erzählen Sie mir etwas über Ihre Zeit auf der Katapai ...«
Das Lächeln
auf Dorees Lippen erstarrte. Die Augen des Franzosen
wurden groß. Doree schluckte. »Über die Katapai ' !« stammelte er. Seine
Rechte krallte sich in die grobe Tischplatte. Er mußte sich abstützen. »Wie
kommen Sie dar- ii11. Monsieur? Und was wissen Sie von ihr ?«
Auf der Katapai gab es den Herrn der Ratten, das ist doch eine
Ihrer liebsten Geschichten, Doree ? « Larry Brent lie ß sein Gegen ü ber nicht aus den Augen.
Aber Sie
erzählen diese Geschichte nur ganz bestimmten Leuten. Ein ungewöhnliches und
unheimliches Schicksal scheint jene zu verfolgen, die Ihnen Glauben, nicht
wahr? Diejenigen nämlich gehen auf die Suche nach dem Herrn der Ratten, und
keiner kam bisher zurück !«
Wenig später
saßen die beiden Männer in einem Taxi, das sie an den Stadtrand von Melbourne
brachte. Während der Fahrt sprachen Doree und Brent
kein Wort miteinander.
Rund
vierhundert Meter vor der Behausung Dorees mußte der
Taxifahrer Inhalten. Die Straße war zu Ende. Nur ein schmaler Pfad führte auf
den bewaldeten Hügel, wo der Franzose seine Einsiedlerklause hatte.
Wortlos gingen
der Alte und der Agent nebeneinander her.
Es war schon
dunkel, der Himmel düster, und vom Meer her schoben sich dichte, schwarze
Wolkenbänke über das Land.
»Scheint
wieder mal ein Gewitter zu geben«, murmelte Doree beiläufig. Sein Blick ging zum Himmel hoch. Ein fernes Grollen schien den
Worten des Alten recht zu geben.
Doch noch war
die Luft windstill, und kein Blättchen regte sich in den Bäumen. Es war schwül.
Ein Gewitter würde Abkühlung bringen. Endlich! Nach der trockenen Periode der
letzten vierzehn Tage war das auch nötig.
Im Gespräch
mit dem Franzosen hoffte X-RAY-3, den entscheidenden Schritt vorwärts zu
kommen. Es war nicht das erste Mal, daß ein PSA-Agent nur aufgrund eines
Gerüchtes zu einem Einsatzort geschickt wurde. In diesem besonderen Fall war es
eigentlich dem
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