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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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habe ihn die letzte Nacht schon einmal zu Gesicht bekommen.«
    Penne steckte sich seine ausgegangene Zigarre wieder an, während er sprach. Mit einem schnellen Blick sah er sich im Raum um.
    »Sie haben ihn vorhin gesehen? Was meinen Sie damit?«
    »Ich sah ihn in Dower House, als er versuchte, in Miss Leamingtons Zimmer einzudringen, und beinahe hätte er dabei seinen Tod gefunden.«
    Gregory ließ das brennende Streichholz fallen und stand erregt auf.
    »Haben Sie auf ihn geschossen?« fragte er.
    »Ich habe auf ihn geschossen.« Gregory nickte.
    »So, so«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Deshalb kommen Sie also. Warum haben Sie das getan? Er ist doch vollkommen harmlos.«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass er so harmlos ist«, sagte Mike kühl. »Er versuchte, Miss Leamington aus ihrem Zimmer zu zerren.«
    Gregory machte große Augen. »Hat er das getan?« Eine Pause entstand.
    »Sie haben ihn ausgeschickt, um das Mädchen zu holen«, sagte Mike. »Sie haben auch Foß bestochen, ein Zeichen am Fenster anzubringen, so dass Bhag wusste, wo das Mädchen schlief.«
    Gregory kniff die Lider so weit zusammen, dass man seine Augen nicht mehr sehen konnte. Sein Gesicht war noch eine Schattierung dunkler geworden.
    »Darauf wollen Sie hinaus?« sagte er. »Ich dachte, Sie meinen es gut mit mir.«
    »Ich kann nichts dafür, wenn Sie sich falsche Vorstellungen machen«, entgegnete Mike. »Ich sage Ihnen nur«, und dabei berührte er die Brust des anderen mit seinem Finger, »wenn Helen Leamington auch nur das geringste passiert, das mit Ihnen oder Ihrem scheußlichen Affen zusammenhängt, dann werde ich nicht nur Mr. Bhag erschießen, dann komme ich auch hierher und jage Ihnen eine Kugel durch den Kopf. Verstehen Sie mich? Und jetzt sagen Sie mir gefälligst, was bedeutete der Schrei, den ich soeben aus Ihrem Turmzimmer hörte?«
    »Was zum Teufel bilden Sie sich denn ein, mich so zu verhören?« polterte Penne los. Er war furchtbar wütend. »Sie niederträchtiger, elender kleiner Filmmensch!«
    Mike nahm eine Karte aus seiner Tasche und reichte sie seinem Gegenüber.
    »Wenn Sie dies lesen, werden Sie sehen, dass ich das Recht habe, Sie zu fragen.«
    Gregory las die Karte beim Licht der Tischlampe. Er war vollständig erschlagen. Sein Kinn sank herab, und seine Hand zitterte so heftig, dass die Karte zu Boden fiel. »Ein Detektiv?« sagte er stockend. »Sie - Sie sind ein Detektiv? Was wollen Sie denn von mir?«
    »Ich habe hier jemanden furchtbar schreien hören «, sagte Mike.
    »Das war vielleicht einer der Dienstboten - das ist schon möglich. Wir haben eine Papuafrau im Hause, die krank und nicht ganz bei Sinnen ist. Sie soll morgen von hier fortkommen. Ich will einmal nach ihr sehen, wenn Sie gestatten.«
    Er sah zu Brixan hinüber, als ob er seine Erlaubnis einholen wolle. Seine ganze Haltung war gedrückt, und sein blasses Gesicht und seine Bestürzung genügten Mike, um seinen Verdacht zur Gewissheit werden zu lassen. In diesem Haus ging etwas vor. Er wollte der Sache auf den Grund kommen.
    »Kann ich gehen und nachsehen?« fragte Penne. Mike nickte. Der große, starke Mann verließ den Raum, als ob er sich fürchtete. Brixan hörte, wie er den Schlüssel umdrehte. Im Nu war er an der Tür und drückte die Klinke herunter. Er war eingeschlossen. Rasch sah er sich im Zimmer um, eilte zu einem Fenster, zog den Vorhang zurück und wollte die Fensterläden öffnen. Aber die waren auch verschlossen. Als er sie genauer untersuchte, entdeckte er, dass sie wie eine Tür versperrt werden konnten. Er fand das kleine Schlüsselloch. Plötzlich gingen alle Lichter im Zimmer aus. Nur die dunkelrote Glut des Kamins verbreitete noch spärliches Licht.

13
    Brixan hörte ein schwaches Krachen in einer Ecke des Raumes, dann das leise Geräusch nackter Füße auf dem dicken Teppich und schnelle Atemzüge.
    Mit der Hand fühlte er, wo das Schlüsselloch im Fensterladen war. Ohne Zögern zog er die Pistole und feuerte zweimal hintereinander dagegen. Die Schüsse krachten unheimlich laut in dem geschlossenen Raum; das musste auf die Leute, die eingedrungen waren, einen überwältigenden Eindruck gemacht haben, denn als der Fensterladen mit einem Ruck aufflog, der weiße Fensterflügel sich öffnete und das schwache Morgenlicht in den schön möblierten Raum fiel, war niemand mehr zu sehen.
    Gleich darauf öffnete sich die Tür wieder, und der Baron kam herein. Vorher war er schon von panischem Schrecken ergriffen, aber jetzt machte

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