038 - Der Rächer
bin ein Freund von ihm und besuche ihn heute Abend in einer wichtigen persönlichen Sache - wollen Sie mit mir kommen?« Sie schüttelte den Kopf.
»Es ist möglich, dass nichts dabei ist, aber mir macht es eben keinen Spaß.«
»Er ist reich und hat großen Einfluss«, sagte Foß eindringlich. »Seine Bekanntschaft könnte Ihnen viel nützen.« Aber sie schüttelte den Kopf.
»Ich brauche keine andere Hilfe als meine Begabung«, sagte sie, »beinahe hätte ich Kunst gesagt, aber das klingt zu hochtrabend. Ich brauche die Befürwortung eines reichen Mannes nicht. Wenn ich ohne diese keinen Erfolg haben sollte, dann habe ich eben nicht das Zeug zur Filmdiva und will mich damit abfinden.«
Foß dachte nach. »Ich glaube, dass ich es auch ohne Sie kann, aber ich wäre sehr froh gewesen, wenn Sie mir geholfen hätten. Er mag Sie sehr gern. Wenn Stella Mendoza das wüsste, würde sie Sie umbringen.«
»Miss Mendoza?« fragte das Mädchen erstaunt. »Warum? Kennt sie ihn denn?« Er nickte. »Ja, aber nur sehr wenig Leute wissen darum. Es gab einmal eine Zeit, wo er alles für sie getan hätte, und sie war in ihrer Art sehr klug und wies seine Hilfe nicht zurück. Die Mendoza hat jetzt so viel Geld, dass sie es zum Fenster hinauswerfen könnte, und Diamanten genug, um die Schatzkammer im Tower zu füllen.« Helen horchte erschreckt auf. Sie konnte es nicht glauben. Foß beeilte sich deshalb, dafür zu sorgen, dass Stella nichts von seiner Indiskretion erfahren würde.
»Sie brauchen ihr das nicht zu sagen, das war nur eine ganz vertrauliche Mitteilung. Auch möchte ich mich mit Penne nicht gern überwerfen.« Er schüttelte sich. »Der Mann ist ein Teufel.« Sie biss sich auf die Lippen. »Und trotzdem wollen Sie mich dazu veranlassen, mit ihm zu speisen? Und wollen mich dazu mit Miss Mendozas Diamanten ködern?«
»Ich vermute, dass Sie von ihr nicht viel Gutes denken?« sagte er höhnisch.
»Sie tut mir leid«, sagte das Mädchen ruhig. »Aber ich möchte mir selbst nicht leid tun!«
Schweigend öffnete sie die Tür, und er ging ohne Gruß fort. Nach allem, dachte er, würde er auch ohne fremde Hilfe sein Ziel erreichen.
Denn in seiner Brieftasche lag ein Stück Papier, das mit der Schreibmaschine des Kopfjägers geschrieben war, und das war viele tausend Pfund wert, wenn er dem Verbrecher mit seinen Enthüllungen drohte.
18
Mr. Sampson Longvale machte nach dem Abendessen einen kleinen Spaziergang vor seinem zerfallenen Haus. Wie gewöhnlich trug er einen langen, grauseidenen Schlafrock, der von einem roten Gürtel zusammengehalten wurde, und eine seidene Mütze auf dem Kopf. Er rauchte seine altmodische Tonpfeife, und während er vor seinem Anwesen auf und ab ging, blies er große Rauchwolken in die Luft. Er wünschte seiner Aufwartefrau ein freundliches gute Nacht. Sie kam täglich, um seine Zimmer zu reinigen und das Essen für ihn zu kochen. Als er Schritte auf dem Fahrweg hörte, dachte er zuerst, dass es seine Angestellte wäre, die noch einmal zurückkam, gewöhnlich hatte sie etwas vergessen. Aber als er sich umwandte, sah er die wenig anziehende Gestalt seines Nachbarn Sir Gregory Penne. Er hatte ihn in schlechter Erinnerung. Die einzige Bekanntschaft, die er bisher mit ihm gemacht hatte, beschränkte sich darauf, dass Penne sich ihm gegenüber recht unangenehm betragen hatte. Der alte Herr wartete ruhig, bis der wenig liebenswürdige Besuch herangekommen war.
»Guten Abend«, brummte Penne. »Kann ich Sie einmal privat sprechen?«
Mr. Longvale nickte. »Gewiß, Sir Gregory. Wollen Sie bitte näher treten.«
Er führte ihn in das lange Wohnzimmer und steckte die Kerzen in den Leuchtern an. Sir Gregory schaute sich um und kräuselte verächtlich die Lippen, als er die bescheidene Einrichtung sah. Der alte Herr schob ihm einen Stuhl hin, aber es dauerte erst einige Zeit, bevor Penne Platz nahm.
»Nun, Sir Gregory«, sagte Mr. Longvale höflich. »Welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen Ihres Besuches?«
»Gestern logierten hier bei Ihnen einige Filmschauspieler?«
Mr. Longvale nickte.
»Ich hörte von einem unsinnigen Gerede, dass mein Affe versucht haben soll, in Ihr Haus einzubrechen.«
»Ein Affe?« fragte Mr. Longvale höchst überrascht. »Es ist das erste, was ich davon höre.«
Der alte Herr sprach die Wahrheit, denn keiner der Beteiligten hatte ihm etwas von dem nächtlichen Abenteuer erzählt. Aber Gregory sah ihn argwöhnisch an. »Haben Sie wirklich nichts davon erfahren?«
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