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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Tantiemen vorausbezahlt bekommen hat. - Kommen Sie herein, Mr. Longvale.«
    Mike drehte sich um. Der liebenswürdige alte Herr stand in der Tür, den Hut in der Hand.
    »Ich fürchte, dass ich störe«, sagte er mit seiner schönen, klangvollen Stimme, »Aber ich war in der Stadt, um meinen Rechtsanwalt zu befragen, und konnte mir nicht versagen, mich bei Ihnen zu erkundigen, wie es mit Ihrem Film vorwärtsgeht.«
    »Oh, ich danke Ihnen, Mr. Longvale. Damit steht es ausgezeichnet. Sie kennen doch Mr. Brixan?«
    »Weswegen wollten Sie denn zu Ihrem Rechtsanwalt?« fragte Mike.
    »Das ist eine sonderbare Sache«, antwortete der alte Herr. »Vor vielen Jahren habe ich einmal Medizin studiert und habe auch mein Schlussexamen gemacht, so dass ich mit Fug und Recht ein Doktor bin. Ich habe aber dann nicht lange praktiziert. Im allgemeinen weiß kein Mensch, dass ich ein Arzt bin. Gestern Abend war ich sehr überrascht, dass jemand - ein Nachbar - mich rief, um nach einem seiner Dienstboten zu sehen. Nun habe ich mir große Gedanken darüber gemacht und war mir nicht sicher, ob ich das Gesetz übertreten habe, indem ich zu ihm ging.«
    »Da kann ich Ihnen helfen, Mr. Longvale«, sagte Mike. »Wenn Sie nur ein einziges Mal die Befugnis erhalten haben, zu praktizieren, so gilt das für Ihr ganzes Leben. Sie haben nichts Unrechtes getan.«
    »Das hat mein Anwalt auch gesagt«, sagte Longvale ernst.
    »War es ein schwerer Fall?« fragte Mike, der sich denken konnte, wer der Patient war.
    »Nein, das nicht. Zuerst dachte ich, es könnte Blutvergiftung sein, aber ich habe mich wahrscheinlich geirrt. Die medizinische Wissenschaft hat seit der Zeit. als ich jung war, so große Fortschritte gemacht, dass ich nicht gerne irgend etwas verschreibe. Und obgleich ich sehr glücklich bin, jemandem geholfen zu haben, muss ich doch sagen, dass mich die Angelegenheit sehr bedrückt hat. Ich habe fast die ganze Nacht nicht geschlafen. Es war aber auch am ganzen Abend und in der Nacht keine Ruhe. Als ich hinten durch den Garten ging, fand ich dort ein Motorrad in den Sträuchern versteckt.«
    Mike hätte beinahe gelacht.
    »Heute morgen war es wieder fort. Nachdem ich das Motorrad entdeckt hatte, kam unser Freund Foß vorbei, der sehr verstört und aufgeregt schien.«
    »Wo haben Sie ihn gesehen?« fragte Mike schnell. »Er kam an meinem Haus vorbei. Ich stand im Tor, rauchte meine Pfeife und sagte ihm guten Abend, ohne dass ich wusste, wer es war. Als er sich umdrehte, sah ich in das Gesicht von Mr. Foß. Er sagte mir, dass er eben jemand aufgesucht hätte und dass er in einer Stunde noch eine andere Verabredung habe.« »Um wieviel Uhr war das?« fragte Mike.
    »Ich glaube halb elf.« Der alte Herr zögerte. »Ich bin nicht ganz sicher. Es war kurz bevor ich mich schlafen legte.«
    Mike hätte leicht Aufschluss geben können über Foß' Betragen. Ihm war es ganz klar. Sir Gregory hatte ihn fortgeschickt und ihm gesagt, dass er wieder zurückkommen solle, nachdem die Mendoza gegangen war.
    »Sonst ist mein Anwesen wegen seiner ruhigen Lage bekannt«, sagte Mr. Longvale und schüttelte den Kopf. Er wandte sich dann an Knebworth: »Sie müssen mir versprechen, wenn Ihr Film fertig ist, ihn mir zu zeigen.« »Aber gewiss, Mr. Longvale.« »Ich weiß nicht, warum ich gerade daran ein solches Interesse habe«, sagte er. »Ich muss selbst sagen, dass ich bis vor ein paar Wochen überhaupt noch nichts von Filmaufnahmen verstand.«
    Der Sekretär klopfte, sah zur Tür herein und fragte: »Wollen Sie Miss Mendoza sprechen?«
    Jack Knebworth war äußerst aufgebracht. »Nein«, sagte er kurz. »Sie sagte -« begann der Sekretär.
    Nur die Gegenwart des ehrenwerten Mr. Longvale hinderte Jack daran, seinem Ärger über Stella Mendoza in Worten Luft zu machen, wie er es sonst getan hätte.
    »Ich habe sie gestern auch gesehen«, sagte Mr. Longvale. »Zuerst dachte ich, Sie machten Aufnahmen in der Nachbarschaft, aber Mr. Foß sagte mir, dass ich mich irre. Sie ist wirklich ein charmantes junges Mädchen. Finden Sie nicht auch?« »Sicher«, meinte Jack Knebworth trocken.
    »Sie sieht sehr lieblich aus«, fuhr Longvale fort. Er wusste nicht, wie sehr die Stimmung der anderen gegen sie war. »Das übereilte Tempo und die schreckliche Eile unserer modernen Zeit lassen Lieblichkeit und Zartheit nicht mehr aufkommen, und man ist sehr froh, wenn man einmal wirkliche Anmut findet. Für mich ist die letzte rapide Entwicklung die interessanteste Zeit meines

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