038 - In den Fängen des Weltrats
sich damit nicht auf eine Seite, über die er praktisch nichts wusste? Er kannte weder die Ziele der Rebellen noch ihre Motive. Was, wenn sie nicht mehr als zufriedene Möchtegern-Diktatoren waren?
»Woran denkst du?«, fragte Aruula.
Matt seufzte. »Ich habe einen Spion in den Bunker gebracht, plane die Befreiung eines Mannes, der vom Weltrat als Terrorist bezeichnet wird und weiß noch nicht einmal, ob ich damit das Richtige tue.«
»Dann solltest du das zuerst herausfinden und dann handeln.«
Das stimmt, dachte er, legte den Arm um ihre Schulter und strich ihr sanft durch das Haar.
»Was habe ich die ganze Zeit nur ohne dich gemacht?«
***
General Crow reichte dem Präsidenten ein Glas Whisky und schenkte sich ein zweites ein.
»Die Dinge könnten nicht besser stehen«, sagte er. »Wir haben ein Space Shuttle in Florida, einen Astrophysiker, der damit umgehen kann, die Gewissheit, dass die Raumstation noch immer im Orbit ist und einen zufriedenen Matthew Drax. Ich gebe es nur ungern zu, Victor, aber du hattest Recht. Es wäre falsch gewesen, Aruula als Druckmittel zu benutzen.«
Hymes nickte. »Gut, dass wir uns einig sind. Ich nehme an, die Barbarin selbst hat zu deinem Meinungswechsel beigetragen?«
»Was meinst du?«
»Nun, du hast gestern sehr viel Zeit mit ihr verbracht, Arthur. Man könnte meinen, sie hat dich um den Finger gewickelt.«
Crow stieß die Luft aus. »Aruula? Was für ein Blödsinn. Sie könnte meine Tochter sein.«
Ich wünschte, ich hätte jemanden wie sie als Tochter, fügte er stumm hinzu, verdrängte den Gedanken aber sofort wieder. Er lehnte sich zurück und betrachtete nachdenklich die Zimmerdecke.
»Ich respektiere sie«, sagte er dann. »Sie ist eine Kriegerin, die sich trotz aller widrigen Umstände bis in dieses Land durchgeschlagen hat, nur um den Mann zu finden, den sie liebt. Vor so viel Entschlossenheit habe ich Respekt.«
»Es gibt wohl niemanden, der uns um die halbe Welt folgen würde.«
Crow lachte. »Nur um uns zu töten, aber das ist schon in Ordnung so. Manche werden geliebt, andere gehasst. Es sind die dazwischen, die ich bedauere.«
Hymes schwieg einen Moment, als müsse er sich die Sätze durch den Kopf gehen lassen.
»Ist dein Besucher schon eingetroffen?«, wechselte er das Thema.
»Nein, aber er müsste bald hier sein. Ich habe dafür gesorgt, dass er in einem isolierten Trakt untergebracht wird. Drax wird seine Anwesenheit nicht bemerken.«
»Das sollte er auch nicht«, sagte Hymes.
»Dann würden wir sein Vertrauen wohl endgültig -«
Ein Klopfen unterbrach ihn.
»Herein.«
Sein Adjutant Captain Richard Bowers öffnete die Tür. »Mr. President, entschuldigen Sie die Störung, aber ich habe eine dringende Nachricht für General Crow.« Crow sah auf. »Was ist los?«
»Sir, vier Agenten haben sich nach Ende ihrer Schicht nicht beim zuständigen Controller abgemeldet. Sie sind auch über Funk nicht zu erreichen.«
»Wo waren sie eingeteilt?«
»In den Außentunneln, Sir.«
»Shit.« Crow stand auf und stellte das Whiskyglas auf den Schreibtisch des Präsidenten. »Der Controller soll eine Patrouille zusammenstellen und die restlichen Wachen verdoppeln. Lösen Sie Code Gelb an allen Knotenpunkten aus.«
Es gab zahlreiche mögliche Gründe für das Verschwinden der Wachen, aber Crow hatte in seinen langen Jahren als Soldat gelernt, seinem Instinkt zu vertrauen. Und der sagte ihm, dass Eindringlinge durch die Gänge schlichen.
Aber nicht mehr lange, dachte er grimmig.
***
Phil Hollyday war wütend. Und er hatte Kopfschmerzen. Er tigerte in seinem kleinen Quartier auf und ab und verfluchte sein Pech. Hymes und Crow waren intelligenter als er gedacht hatte. Sie waren nicht den offensichtlichen Weg gegangen, hatten Drax' Gefährtin nicht als Druckmittel benutzt, sondern sie freigelassen. Sogar für ihre brutale Gefangennahme hatten sie eine unschuldige, wenn auch nicht ganz überzeugende Erklärung gefunden.
Hollyday hatte als Einziger die Überraschung in Drax' Blick richtig gedeutet. Nicht Aruulas Anwesenheit überraschte ihn, sondern die plötzliche Offenheit des Weltrats.
Bastarde, dachte Hollyday und fasste sich an die Schläfen. Aber der pochende Kopfschmerz dort ließ sich nicht unterdrücken, nicht einmal durch Medikamente. Er hatte ein paar Tage nach der Geistesübertragung durch den Hydriten begonnen, als ganz leises Ziehen nur, war seitdem aber beständig angewachsen. Auf der Rückreise von Florida war er dann nicht mehr zu
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