038 - In den Fängen des Weltrats
Klassiker, die größten Hits. Ob Sinatra, Martin oder Jones, wir haben alles im Programm. Also dann, sehr geehrte Zuhörer dort draußen an Ihren Radiogeräten: Was wollen Sie hören? Over.«
Ein Rauschen war die einzige Antwort.
Ross wartete einige Sekunden, bevor er es erneut versuchte.
»Sanders, Thorrow, Bilk, könnt ihr mich hören? Over.«
Es blieb still. Nur irgendwo in den Tunneln scharrte etwas leise über den Beton.
Ross spürte, wie seine Hände feucht wurden. Er griff nach der Taschenlampe, die an seinem Gürtel hing, und leuchtete in den Korridor hinein. Etwas starrte ihm mit roten Augen entgegen, bevor es aus dem Lichtstrahl verschwand.
Ein Gerul, dachte Ross erleichtert.
Im nächsten Moment zuckte er zusammen. Der Gerul wechselte die Richtung, schoss laut fiepend auf ihn zu und verschwand in einem Seitengang.
Ross folgte ihm irritiert mit dem Lichtstrahl, bevor er ihn zurück in den Tunnel richtete, den das kleine Nagetier so überstürzt verlassen hatte.
Zumindest bis zur nächsten Biegung war nichts zu sehen. Mit klopfendem Herzen betrat Ross den Gang. Seine Schritte klangen in der Stille überlaut. Der Lichtstrahl zitterte über die Wände.
Mach dich nicht selbst verrückt, dachte Ross. Vermutlich ist nur dein Funkgerät ausgefallen. Kein Grund zur Panik.
Und der Gerul ?, fragte eine innere Stimme zurück. Was hat ihn so erschreckt?
»Scheiß auf das Vieh«, murmelte er leise. Er erreichte die Biegung und lugte vorsichtig um die Ecke.
Ein Schlag.
Ross schrie auf, als ihm die Taschenlampe aus der Hand geprellt wurde. Sie fiel zu Boden und rollte zur Seite. Ihr Lichtstrahl stach in den Gang und erleuchtete für einen Sekundenbruchteil die Gestalt, die vor Ross stand.
Es war ein Monstrum.
Vier rote Augen starrten ihm entgegen. Lange graue Haare, ein aufgerissenes Maul mit spitzen Reißzähnen, bleiche Haut und weißes Fell.
Ross drehte sich um und rannte.
»Ross an Control!«, brüllte er, als er durch die Dunkelheit hetzte. »Eindringlingsalarm ! Werde verfo -«
Scharfe Krallen bohrten sich in seinen Rücken. Der Boden kam rasend schnell auf ihn zu.
Sein Schrei brach ab.
Und sein Hilferuf verhallte ungehört auf Kanal 13. Es war niemand mehr da, der antworten konnte…
***
»Aruula«, sagte Matt verwirrt, »niemand nennt General Crow Arthur. Ich bin sicher, dass sogar seine Mutter vor ihm salutiert hat, als er geboren wurde. Dieser Mann benutzt seinen Vornamen nur, wenn er Formulare ausfüllen muss.«
Aruula schmiegte sich an ihn. »Er hat mich gebeten, ihn so anzusprechen.«
Sie lagen im Bett ihres gemeinsamen Quartiers.
Hymes und Crow hatten die Besprechung über die Ereignisse in Florida kurz gehalten. Es war offensichtlich gewesen, dass Matt mit seinen Gedanken woanders war.
Das war mehrere Stunden her, eine Zeit, die er und Aruula für ihre eigene, ganz private Wiedersehensfeier genutzt hatten. Jetzt lagen sie erschöpft, aber glücklich nebeneinander und redeten.
Aruula hatte Matt alles erzählt, was sie seit der Trennung in Plymeth erlebt hatte, und er hatte ihr von seinen Erfahrungen im Amerika berichtet - allerdings mit gewissen Auslassungen.
Das ist nicht der richtige Augenblick, beruhigte er sein schlechtes Gewissen. Ich werde das später nachholen.
Laut sagte er: »Crow ist ein gefährlicher Mann. Er geht über Leichen. Wenn er zu dir nett ist, muss das einen Grund haben.«
»Beim Volk der dreizehn Inseln gibt es einen Brauch«, antwortete Aruula nach kurzem Schweigen. »Wenn ein Krieger einem anderen Unrecht getan hat, geht er zu dessen Familie. Er beschenkt die Frau, die Kinder und die Eltern, aber nicht den Krieger selbst, denn damit würde er sein Gesicht verlieren. Wenn die Familie die Geschenke annimmt, ist das Unrecht verziehen.«
»Und wenn nicht?«
»Wenn die Familie ablehnt, treten sich die Krieger im Kampf gegenüber. Der Überlebende bekommt die Geschenke.«
»Hübscher Brauch…«
Matt lächelte, aber seine Gedanken kreisten immer noch um Crow. War es möglich, dass Aruula Recht hatte und er sich mit seiner Freundlichkeit entschuldigen wollte?
Der Weltrat hatte seit Matts Ankunft alle Register gezogen. Man hatte ihn bedroht, belogen und hintergangen. Vielleicht hatte Hymes entschieden, es dieses Mal mit Freundlichkeit zu versuchen; darauf wies zumindest Aruulas prompte Freilassung und ihre gute Behandlung hin.
Er dachte an die Running Men, die ihn ebenfalls bedroht, belogen und hintergangen hatten. Wenn er Mr. Black befreite, schlug er
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