038 - In den Fängen des Weltrats
leugnen gewesen, und die Anspannung der jetzigen Situation ließ ihn geradezu explodieren. Wenn er hier wieder raus war, musste er dafür sorgen, die Erinnerung David McKenzies wieder loszuwerden. Irgendwie - und wenn er sie sich mit dem Messer aus dem Kopf schnitt…
Hollyday ließ sich auf das schmale Bett fallen und dachte über seine nächsten Schritte nach.
Drax schien keinen Gedanken mehr an Mr. Blacks Befreiung zu verschwenden. Nach der kurzen Besprechung waren er und Aruula in ihrem Quartier verschwunden und hatten Hollyday die Tür vor der Nase zugeschlagen. Er bezweifelte, dass er Aruula überhaupt von dem Plan erzählt hatte.
Warum sollte er auch?, dachte er. Schließlich hat er ja, was er will.
Drax hatte keinen Grund mehr, Mr. Black zu helfen. Selbst Hollydays Andeutungen, dass nur die Befreiung seines Anführers für die Freilassung des richtigen Dave McKenzie sorgen würde, schien ihn nicht mehr zu interessieren.
Drax hatte stets zwischen den Fronten gestanden, weder auf der Seite der Running Men noch auf der des Weltrats. Durch Aruula hattesich das möglicherweise geändert. Vielleicht wollte Drax sich aus Dankbarkeit revanchieren. Nur ein einziger Satz von ihm konnte den ganzen Plan gefährden.
Und er weiß, wo das Hauptquartier ist, durchfuhr es Hollyday. Wenn er will, kann er den gesamten Widerstand ans Messer liefern. Messer… Er tastete nach dem Dolch, den er sich vor dem Aufbruch ins Weiße Haus zur Sicherheit an sein rechtes Bein geschnallt hatte. Aus dem nützlichen Verbündeten Drax war ein unkalkulierbares Risiko geworden.
Hollyday wusste nicht, ob er tatsächlich einen Verrat plante, aber allein die Möglichkeit rechtfertigte eine Liquidierung. Zu viel stand auf dem Spiel, um irgendetwas dem Zufall zu überlassen.
Das bedeutete aber auch den Tod von Drax' Gefährtin. Hollyday bedauerte, dass sie in diesen Krieg geraten war und ihr Leben für eine Sache verlieren würde, die sie nicht verstand.
Er richtete sich auf und betrachtete den langen Dolch in seiner Hand.
Jetzt, nachdem er den Entschluss gefasst hatte, ließ auch der Kopfschmerz wieder nach…
***
»Ich muss dir etwas sagen.«
Aruulas Stimme drang an sein Bewusstsein. Matt öffnete die Augen. Er musste ein paar Minuten geschlafen haben, denn Aruula saß jetzt mit angewinkelten Beinen auf dem Bett, fast so, als wollte sie lauschen.
»Was musst du mir sagen?«, fragte er schläfrig.
Sie zögerte mit der Antwort, strich sich durch die Haare und holte tief Luft.
»Ich hatte fegaashaa mit Rulfan.«
»Was?!«
Matt fuhr hoch, war plötzlich hellwach. »Du hast mit Rulfan geschlafen? Du… und… aber…«
Er brach ab und versuchte Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
Auf der einen Seite war er enttäuscht und verletzt, auf der anderen jedoch beinahe erleichtert, dass Aruula es auch nicht geschafft hatte, den langen Monaten der Einsamkeit zu entsagen.
»Wir hatten beide getrunken. Es geschah im Rausch«, fuhr sie leise fort, »nur ein einziges Mal und danach nie wieder. Es tut mir Leid, Maddrax.«
Matt ergriff ihre Hände. »Du musst dich dafür nicht entschuldigen. Du hast ja nicht gewusst, ob ich überhaupt noch lebe.«
»Ich hätte ein Orakel befragen müssen«, widersprach sie, »so wie es der Brauch vorsieht, aber ich hatte Angst, es würde deinen Tod sehen, deshalb habe ich es nie getan.«
»Du hattest ein Recht, dein eigenes Leben zu führen. Wenn wir uns nicht wieder begegnet wären, hättest du dann dein ganzes Leben auf fegaashaa verzichtet?«
Aruula schwieg einen Moment, und Matt erkannte überrascht, dass sie über die rhetorisch gemeinte Frage tatsächlich nachdachte.
»Nein«, sagte sie schließlich. »Irgendwann hätte ich mich dem Orakel gestellt.«
Sie sah ihn an. »Verzeihst du mir?«
Matt lächelte. »Nun, es irritiert mich ein wenig, dass deine Wahl nach mir auf einen rotäugigen, zwanzig Jahre älteren Hippie- Albino fällt, aber ja, natürlich verzeihe ich dir.« Aruula küsste ihn, sichtlich befreit und erleichtert.
»Wo wir grad beim Thema Verzeihen sind«, sagte Matt, als sie sich voneinander lösten, »da gibt es etwas, das ich dir sa -« Es klopfte.
Nicht jetzt, dachte er und wollte gerade etwas Entsprechendes rufen, als die Tür schon geöffnet wurde.
»Oh, ihr seid beide hier«, sagte Phil Hollyday.
»Das trifft sich gut…«
***
Hollyday schloss die Tür. Die Klinge des Dolches presste sich kühl gegen seinen Unterarm. Mit einem Blick erfasste er den Raum, prägte sich jedes
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