038 - Verbotene Sehnsucht
Sinnen hinzugeben. Erschreckend und schön zugleich. Berauschend geradezu. Immer hatte sie sich unter Kontrolle gehabt, immer war sie es gewesen, die alles im Griff hatte. Denn irgendjemand musste es ja tun - die Männer, die ihre Familie hätten zusammenhalten sollen, waren allesamt verschwunden. Erst Reynaud, dann Danny und kein halbes Jahr darauf ihr Vater. Alle hatten sie alleingelassen.
Mutterseelenallein.
Ihre Anspannung wuchs, als sie draußen Schritte hörte. Sie war für ihn bereit - nackt lag sie in seinem Bett -, und als er die Tür aufmachte, schoss freudige Erregung durch sie. Leise schloss er die Tür hinter sich, und sowie er im Zimmer war, versuchte er nicht länger, sein Humpeln zu verbergen. In dem kurzen Moment, ehe er sie bemerkte, konnte sie ihn ungestört betrachten. Ihr fielen die steilen Falten auf, die sich in seine Wangen gegraben hatten, seine breiten Schultern, die leicht nach vorn hingen. Er war sichtlich erschöpft, hatte sich vermutlich noch immer nicht von seinem Wettlauf gegen sich selbst in der Nacht zuvor erholt. Doch das sollte sie nicht kümmern. Heute Nacht würde sie ihn sich nehmen, wie er sie genommen hatte. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Sie hätte genau sagen können, wann er sie bemerkte. Den Rock halb von den Schultern gestreift, hielt er inne. Sie setzte sich im Bett auf. In seinem Bett. Die Decke rutschte ihr bis zur Taille hinab und enthüllte ihre bloßen Brüste. „Ich habe auf dich gewartet."
„Wirklich?" Seelenruhig zog er sich seinen Rock aus. Seine Stimme klang betont beiläufig, doch sein Blick war begehrlich auf ihre Brüste gerichtet.
Sie lehnte sich in die Kissen zurück, was nicht nur bequemer war, sondern zudem den Vorteil hatte, ihre Brüste besser zur Geltung zu bringen. Auch ohne an sich hinabzuschauen, wusste sie, dass die Spitzen sich - der kühlen Nachtluft und seinen Blicken sei Dank - aufgerichtet hatten. „Seit Stunden schon."
„Das tut mir leid." Ohne den Blick von ihr zu nehmen, knöpfte er sich mit geschickten Fingern seine Weste auf. „Hätte ich das gewusst, hätte ich mich beeilt."
„Ich mag es lieber, wenn du dich nicht zu sehr beeilst", meinte sie und verzog den Mund ein wenig, als missfiele ihr der Gedanke sehr.
Seine Finger hielten inne. „Das werde ich mir merken."
Dann warf er seineWeste beiseite, riss sich das Hemd vom Leib und pirschte sich mit bloßem Oberkörper an sie heran. Er hatte einen prächtigen Oberkörper, breit und muskulös, mit feinem dunklen Haar, das sich um die Brustwarzen krauste und in einer schmalen Linie seinen Bauch hinablief. Sein bloßer Anblick ließ ihre geheimste Stelle pochen, aber bei allem Verlangen durfte sie nicht vergessen, ihren Vorteil auszuspielen.
„Ja, das solltest du." Sie ließ ihren Blick abwärts schweifen, zu seinen Breeches, Beinlingen und den Mokassins, die er noch trug. „Und doch scheint mir, dass du dich mir übereilt näherst."
Schweigend betrachtete er sie, die Augen schmal, die Lippen zusammengepresst, und kurz glaubte sie, zu weit gegangen zu sein. Erfreut sah er nicht gerade aus. Doch dann griff er sich einen Stuhl und stellte ihn vor dem Bett ab, setzte einen Fuß darauf und begann seine Mokassins aufzuschnüren. Es waren andere als jene, die er sich in der Nacht zuvor ruiniert hatte, stellte sie fest. Bestimmt besaß er mehr als ein Paar. Winzige Muskeln am Rücken und an den Armen spannten sich, während er seine Schuhe aufband. Nachdem er sich den ersten ausgezogen hatte, bedachte er sie mit vielsagendem Blick, ehe er sich an den nächsten machte.
Emeline schluckte. Es waren doch nur seine Schuhe, sagte sie sich, aber allein das Wissen, dass er sich gerade für sie bereit machte, nur für sie die Kleidung ablegte, genügte, dass ihr der Atem stockte.
Als er auch den zweiten Mokassin ausgezogen hatte, fiel ihr erst auf, dass er seine Füße mit Linnen bandagiert hatte. Doch was sie von seiner Haut sehen konnte, schien gut zu heilen. Er richtete sich auf und zog ein ledernes Band an der Seite seiner Breeches auf - wie sie nun sah, wurden die Beinlinge von Bändern gehalten, die an einem Ledergurt befestigt waren, den er um die Hüfte trug. Als er auch das Band an der anderen Seite aufgeschnürt hatte, streifte er seine Beinlinge ab. Dann fasste er nach den Knöpfen seiner Breeches, und sogleich vergaß sie die leidigen Beinlinge. Er schaute sie an, hielt ihren Blick gebannt, als er mit flinken, doch beherrschten Fingern einen Knopf nach dem anderen öffnete.
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