038 - Verbotene Sehnsucht
Zunge, die sie umwarb und zu verführen suchte. Als er sich ganz auf sie sinken ließ, spürte sie, wie die kalten, harten Metallknöpfe seiner Weste ihre empfindliche Haut auf Bauch und Brüsten reizten.
Es klopfte an der Tür. Emeline erstarrte. Samuel hob den Kopf.
„Ist alles in Ordnung, Mylady?", rief Harris.
Er hob eine Braue und sah sie fragend an.
Emeline räusperte sich. „Alles bestens. Sie können gehen."
„Gewiss, Mylady." Draußen hörte man sich entfernende Schritte.
Erleichtert atmete Emeline auf und stieß ihn an die Brust. „Los, runter."
„Warum?", fragte er träge. „Mir gefällt es hier."
Doch sie spürte Panik in sich aufsteigen. „Meine Zofe könnte zurückkommen."
Er stützte sich über ihr auf und betrachtete sie belustigt. „Das wage ich doch sehr zu bezweifeln. Ich bin mir sicher, dass Sie nur bestens geschultes Personal beschäftigen, Mylady."
Wieder stieß sie ihn von sich, und diesmal gab er nach, zog sich so unvermittelt aus ihr zurück, wie er in sie gekommen war, und ließ sich neben sie sinken. Rasch sprang sie aus dem Bett, ehe sie ihren Entschluss bereuen und seinen Körper vermissen konnte. „Du sollest jetzt gehen."
Wie unangenehm, nackt vor dem Mann zu stehen, dem sie sich eben noch so hemmungslos hingegeben hatte. Er sollte zumindest den Anstand besitzen, gleich danach still und unauffällig zu verschwinden. Ein Gentleman würde das tun. Er anscheinend nicht. Sie spürte seinen Blick auf sich, als sie in den Kleidern wühlte, die er ihr vom Leib gerissen hatte, und nach etwas suchte - irgendetwas -, womit sie ihre Blöße bedecken konnte. Schließlich nahm sie ihr Chemise und hielt es sich vor die Brust. Doch leider hing es in Fetzen und bedeckte sie kaum. Jetzt reichte es ihr.
Emeline warf das zerfetzte Hemd beiseite. „Geh schon!", fuhr sie ihn an.
Auf einen Ellenbogen gestützt lag er da und beobachtete sie, genau wie sie vermutet hatte. Sein Haar war noch immer straff und ordentlich zurückgebunden, seine Kleider etwas in Unordnung geraten, doch ansonsten sah er genau wie vorher aus. Nur um seine Lippen spielte ein sinnliches, entspanntes Lächeln, und seine Augen sahen sie unter schweren Lidern hervor schläfrig an. Und er besaß nicht einmal genügend Takt, sich die Hose zuzuknöpfen! Unweigerlich wurde ihr Blick von seiner Männlichkeit angezogen, die das Einzige war, das er überhaupt entblößt hatte. Klein und erschlafft hätte sein Schaft nun sein sollen, ein bemitleidenswertes Ding - doch dem war nicht so. Ganz im Gegenteil. Stramm und glänzend lag er da und reckte sich so anmaßend, als wolle er das Ganze gleich noch mal machen.
Der Anblick echauffierte sie. „Sie sind ja noch immer da", sagte sie gereizt.
Seufzend setzte er sich auf. „Ich hatte gehofft, noch ein Weilchen bei Euch zu liegen, Mylady, aber anscheinend findet dieses Begehr bei Euch kein Gehör."
Sie wurde rot: Emeline spürte förmlich, wie ihr die Hitze in Hals und Wangen stieg.
Natürlich wusste sie, dass sie gerade unausstehlich war und sich höchst unvernünftig benahm. Auch in einer solchen Situation sollte man Anmut und Contenance zeigen, aber sie konnte das nicht.
Sie konnte das einfach nicht.
„Bitte geh jetzt." Schützend verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah beiseite.
Er stand auf und knöpfte sich ohne allzu große Eile die Hose zu. „Ich werde gehen, aber vorbei ist es damit noch lange nicht."
Entsetzt sah sie ihn an. „Natürlich ist es vorbei! Du hast bekommen, was du wolltest.
Es gibt keinen Grund, warum ... warum ..." Sie verstummte, weil sie wirklich nicht wusste, wie sie in Worte fassen sollte, was sie sagen wollte. Oh, wäre sie doch nur eine dieser raffinierten Witwen! Eine von denen, die sich diskrete Liebhaber nahmen und Liaisons unterhielten, in denen beide Parteien die Regeln kannten und, das vor allem, sich auch daran hielten. Aber sie hatte für Daniel sorgen müssen und für Tante Cristelle, und schließlich war auch noch Reynaud gestorben, und wenn sie ganz ehrlich war - es hatte sie nie zuvor danach verlangt.
Während sie noch über ihren betrüblichen Mangel an Erfahrung nachsann, hatte er es endlich geschafft, sich wieder herzurichten, und kam nun zu ihr herübergeschlendert. Er beugte sich über sie und streifte ihre Lippen mit den seinen, sanft und zärtlich, eine Berührung, die sie schier zum Weinen brachte.
Dann trat er einen Schritt zurück. Nachdenklich sah er sie an. „Ja, ich habe bekommen, was ich wollte - und
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