038 - Verbotene Sehnsucht

Gefangene MacDonald, wie er sich unter einem der Wagen verkriecht, während um ihn her die Schlacht tobt.
    MacDonald, wie er in seinem Versteck Sams Blick auffängt. MacDonald, wie er ihm zuzwinkert und grinst.
    „Ich habe eine Ankündigung zu machen, die mich mit großer Freude erfüllt."
    Sam drängte sich vor, versuchte den Gestank zu ignorieren, die Geister der Vergangenheit zu ignorieren, ebenso wie die Erkenntnis, dass er zu spät kam.
    „Lady Emeline Gordon hat eingewilligt, meine Frau zu werden."
    Die Menge applaudierte, während Sam sich unverdrossen zwischen den Männern hindurchkämpfte, den Lebenden als auch den Toten, die zwischen ihm und Emeline standen. Als er es auf
    die Tanzfläche geschafft hatte, sah er Emeline höflich lächelnd neben Vale stehen.
    Vale hatte triumphierend die Arme erhoben und genoss seinen großen Moment.
    Emeline wandte sich ab - und ihr Lächeln erstarb, als sie Sam sah.
    Von mörderischen Gedanken erfüllt, hielt er auf die beiden zu.
    Nun hatte auch Vale ihn bemerkt. Er betrachtete ihn argwöhnisch und nickte jemandem hinter Sam zu. Sam spürte, wie man ihn bei den Armen packte und sie ihm auf den Rücken drehte. Urplötzlich wurde er von zwei kräftigen Lakaien aus dem Saal befördert, ein dritter ging ihnen voraus und bahnte den Weg durch die Menge. Es ging alles so schnell, dass ihm nicht einmal Zeit blieb, nach Emeline zu rufen. Am Eingang des Ballsaals hatte Sam sich wieder so weit gefasst, dass er sich heftig zu wehren begann - was zumindest einen der beiden Lakaien so sehr überraschte, dass sein Griff sich lockerte und Sam sich von ihm losreißen konnte.
    Mit seinem freien Arm hieb er nach dem Mann aus, doch noch ehe seine Faust ihr Ziel traf, bekam er einen kräftigen Stoß von hinten. Der andere Lakai, der ihn noch immer fest im Griff gehabt hatte, ließ nun auch los, sodass Sam kopfüber aus dem Saal stürzte. Schnell war er wieder auf den Beinen und wirbelte herum - gerade rechtzeitig, um von Vales geballter Faust empfindlich am Kinn getroffen zu werden.
    Sam taumelte zurück und landete auf dem Hintern. „Das war für Emmie, du verdammter Hurensohn!", schrie Vale und wandte sich an einen der Lakaien.
    „Schnappt euch diesen Abschaum, und schmeißt ihn ..."
    Aber Vale sollte seinen Satz nicht zu Ende bringen. Flugs hatte Sam sich wieder aufgerappelt und setzte zu einer tiefen Attacke auf die Knie seines Gegners an.
    Krachend ging Vale zu Boden, Sam stürzte sich auf ihn. Einige Frauen kreischten schrill, und die Menge wich hastig vor ihnen zurück. Sam versuchte,Vale am Boden festzunageln, aber Vale drehte sich wendig, und schon rollten beide geradewegs auf die Treppe zu, wobei sie einige der sich in Sicherheit bringenden Damen vor sich hertrieben. Mit wogenden Röcken schwebten sie ihnen voraus, die auf einmal menschenleere Treppe hinab.
    Sam hielt sich oben am Geländer fest, um ihrer beider Sturz aufzuhalten. Mit dem Kopf voraus lag er da, die Schultern ragten schon über die erste Stufe hinaus, da verpasste Vale ihm noch einen Tritt in den Bauch, sodass Sam unwillkürlich losließ, um sich zu schützen. Kopfüber fiel er die Treppe hinab, schaffte es aber noch, Vales Arm zu packen und den anderen mit sich zu ziehen. In mörderischer Wut ineinander verschlungen, polterten sie nach unten. Jede Stufe rammte sich schmerzhaft in Sams Rücken, doch es kümmerte ihn nicht mehr, ob er diesen Zweikampf lebendig überstand. Er wollte nur sichergehen, dass er seinen Gegner mit sich nahm, was auch immer geschah. Auf halber Höhe prallten sie gegen das Geländer, welches ihren Fall aufhielt. Sam schlang seinen Arm um einen der Holzbaluster, trat kräftig nach Vale aus und traf ihn empfindlich an der Seite.
    So empfindlich, dass Vale sich fluchend aufbäumte. Er warf sich herum, legte Sam seinen Arm auf die Kehle und drückte fest zu. Sam würgte und rang keuchend nach Atem. Vale beugte sich tief über ihn, sein Gesicht war zornesrot. „Du elender Kolonist", zischte er. „Wie kannst du es wagen, deine schmierigen Pranken auf ..."
    Da ließ Sam das Geländer los und schlug Vale mit beiden Händen auf die Ohren. Vale taumelte zurück, gab Sams Hals frei und ließ ihn mühsam wieder zu Atem kommen.
    Gemeinsam rutschten sie weiter die Treppe hinab. Vale drosch derweil auf ihn ein, traf ihn im Gesicht, am Bauch, an den Schenkeln. Jeder Schlag schüttelte ihn heftig durch, ließ ihn hart auf die Stufen prallen, doch seltsamerweise spürte er keinerlei Schmerz. Sein ganzes