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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Dame sagt, nachdem der eigene Bruder ihren Verlobten halb totgeprügelt hat. Sehr kompliziert, das alles.
    Mit sorgenvoll gefurchter Stirn ging sie weiter ins Speisezimmer. Samuel hatte gestern Nacht kaum mit ihr gesprochen, aber sie wusste von den Dienern, dass er sein Zimmer heute Morgen noch nicht verlassen hatte. Deshalb hatte sie das Speisezimmer ganz für sich und war allein mit ihren Sorgen. So einsam wie jetzt hatte sie sich seit ihrer Ankunft in England noch nie gefühlt. Wie sehr sie sich wünschte, es gäbe jemanden, dem sie sich anvertrauen könnte! Aber Samuel sprach ja nicht mit ihr, und ansonsten gab es im Haus nur Dienstboten.
    Rebecca wollte sich gerade einen der Stühle heranziehen, da kam eine hilfreiche Männerhand ihr zuvor. Als sie aufsah - ziemlich weit hinauf -, blickte sie geradewegs in das Gesicht des Dieners O'Hare.
    „Oh, ich hatte Sie gar nicht bemerkt", sagte sie erfreut.
    „Ja, Miss", erwiderte er so steif, als hätten sie nicht vor ein paar Wochen noch ganz zwanglos miteinander geplaudert.
    Natürlich war noch ein zweiter Diener anwesend, und auch der Butler schlich bestimmt irgendwo herum. Etwas ernüchtert nahm Rebecca Platz. Sie starrte vor sich auf das Tischtuch und kämpfte mit den Tränen. Oh, wie töricht sie auf einmal war! Wie ein kleines Kind zu heulen, weil ein Dienstbote einem die Freundschaft versagte. Aber einen Freund könnte sie gerade wirklich gebrauchen.
    Sie sah zu, wie O'Hares große Hand nach der Teekanne griff und ihr eingoss. „Ich habe mir überlegt ...", begann sie und verstummte wieder.
    „Ja, Miss?"
    Wie nett und freundlich er doch klang! Sie schaute auf und blickte in seine grünen Augen. „Mein Bruder liebt Apfelgelee über alles und hat gewiss schon Ewigkeiten keines mehr gegessen. Glauben Sie, man könnte hier welches bekommen?"
    O'Hare blinzelte. Er hatte wirklich wunderschöne lange Wimpern. Fast wie ein Mädchen. „Ich weiß nicht, ob ... ob vielleicht der Kolonialwarenhändler Apfelgelee hat, Miss, aber ich könnte ja mal ..."
    „Nein, nicht Sie." Mit einem reizenden Lächeln wandte sie sich dem anderen Diener zu, der das Gespräch mit großen, nicht allzu aufgeweckten Augen verfolgt hatte. „Ich möchte, dass Sie gehen."
    „Jawohl, Miss", sagte der Diener, sichtlich verwirrt, aber wenigstens wusste er, was sich gehörte. Mit einer Verbeugung entfernte er sich und begab sich auf die Suche nach Apfelgelee. Oder auch nicht.
    Was Rebecca allein mit O'Hare zurückließ.
    Sie nahm einen Schluck Tee - zu heiß, sie ließ ihn sonst immer etwas abkühlen - und stellte die Tasse dann wieder sehr sorgsam vor sich ab. „Seit wir von unserer Landpartie zurückgekehrt sind, habe ich Sie noch gar nicht gesehen."
    „Nein, Miss."
    Sie drehte die Tasse vorsichtig hin und her. „Mir fällt gerade auf, dass ich gar nicht weiß, wie Sie heißen."
    „O'Hare, Miss."
    „Oh, das weiß ich", sagte sie und krauste die Nase. „Ich meinte Ihren Vornamen."
    „Gil, Miss. Gil O'Hare, zu Ihren Diensten."
    „Danke, Gil O'Hare."
    Artig verschränkte sie die Hände im Schoß. Er stand hinter ihr, wie es sich für einen Diener gehörte, stets bereit, ihr anzureichen, was immer sie brauchte. Nur leider war, was sie brauchte, weder auf dem Tisch noch auf der Anrichte zu finden.
    „Haben ... haben Sie meinen Bruder gestern Abend gesehen?"
    „Ja, Miss."
    Missmutig betrachtete sie den Brotkorb, der in der Mitte des Tisches stand.
    Eigentlich hatte sie überhaupt keinen Appetit. „Wahrscheinlich wird in der Küche von nichts anderem als meinem Bruder geredet."
    Er räusperte sich und schwieg, was sie als Bestätigung wertete.
    Sie seufzte tief. „Das war wirklich recht spektakulär, wie er da blutüberströmt hereingewankt kam und in der Halle zusammengebrochen ist. Ich habe gewiss in meinem ganzen Leben noch nie so viel Blut gesehen. Sein Hemd dürfte ruiniert sein."
    Hinter ihr raschelte es leise, dann griff ein grün berockter Arm an ihr vorbei nach dem Brotkorb. „Möchten Sie vielleicht ein Brötchen? Die Köchin hat sie heute Morgen frisch gebacken."
    Sie sah ihm zu, wie er eines auswählte und auf ihren Teller legte. „Danke."
    „Gerne, Miss."
    „Wissen Sie, ich habe nämlich niemanden, mit dem ich darüber reden könnte", fuhr sie rasch fort, ohne den Blick von dem Brötchen auf ihrem Teller zu wenden. „Dass mein Bruder sich so schrecklich mit LordVale geprügelt hat ... Das ist alles sehr verwirrend."
    Gil trat an die Anrichte und kam mit einer Schale

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