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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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bald wieder herumgerissen. Nach ein paar Jahren hat er dann woanders einen größeren Laden aufgemacht."
    „Kannten Sie Dick schon, ehe er aus dem Krieg zurückkam? Hatten Sie ihn vorher mal gesehen?"
    „Nein, Sir", meinte der Schneider und runzelte die Stirn, während er ein perfektes Oval aus dem Tuch schnitt. „Schien mir auch kein großer Verlust, Dick Thornton nicht eher gekannt zu haben."
    „Sie mögen ihn nicht", stellte Sam fest.
    „Da war er hier nicht der Einzige", murmelte der junge Geselle.
    „Gibt sich nett, lächelt viel, aber ich habe ihm nie so recht über den Weg getraut", sagte der Meister achselzuckend. „Und seine Frau hatte richtig Angst vor ihm."
    „Ach, wirklich?", sagte Sam und hielt den Blick auf seine Mokassins gesenkt. Wenn seine Vermutung stimmte, hatte Mrs. Thornton auch allen Grund gehabt, Angst zu haben. „Hat sie sich sonst noch auffällig benommen? Anders als früher?"
    „Schwer zu sagen. Nachdem Dick wieder zurück war, blieb ihr ja nicht mehr besonders viel Zeit."
    Sam horchte auf. „Wie meinen Sie das?"
    „Na, gestorben ist sie." Der Schneider warf ihm einen vielsagenden Blick zu, ehe er sich wieder über seine Arbeit beugte. „Ist die Treppe runtergefallen und hat sich das Genick gebrochen.
    Das hat zumindest ihr Mann behauptet."
    Die Gesellen schüttelten beide den Kopf, um zu zeigen, was sie davon hielten.
    Sam wurde von einem wilden Triumphgefühl erfüllt. Er hatte es gewusst! Dick Thornton war nicht der, als der er sich ausgab. Der Gefangene MacDonald, wie er sich unter einem der Wagen verkriecht, während um ihn her die Schlacht tobt.
    MacDonald, wie er in seinem Versteck Sams Blick auffängt. MacDonald, wie er ihm zuzwinkert und grinst. Das war es, woran Sam sich gestern Abend erinnert hatte, als er sich auf Emelines Ball durch die Menge gedrängt hatte. Wie MacDonald ständig gezwinkert und gegrinst hatte - genauso wie Thornton zwinkerte und grinste. Der Gefangene MacDonald hatte Thorntons Platz eingenommen.
    Und lebte nun sein Leben.
    Kurz darauf verließ Sam die kleine Schneiderei. Fast war es geschafft. Er musste lediglich Dick Thornton - oder vielmehr den Mann, der sich Dick Thornton nannte -

    mit der Wahrheit konfrontieren, dann konnte er die Heimreise antreten. Ein langes Jahr der Suche nach Antworten käme zum Ende. Die Toten von Spinner's Falls könnten endlich in Frieden ruhen.
    Nur dass er, dachte Sam auf dem Rückweg zu seinem Stadthaus, niemals wieder Ruhe und Frieden finden würde. Er konnte nach Boston zurückkehren, doch sein Herz würde für immer in England bleiben.
    Er war in der schmalen Gasse hinter seinem Haus angelangt. Kurz zögerte er, dann lief er an seinem eigenen Tor weiter zu jenem, das in Emelines Garten führte. Es war verschlossen, natürlich, doch das sollte ihn nicht aufhalten. Geschwind kletterte er die Mauer hoch, wenngleich wegen seiner schmerzenden Rippen nicht ganz so geschwind, wie ihm lieb gewesen wäre. Der Garten lag verlassen da. Entlang des Kieswegs blühten erste Astern, und das Laub der kleinen Zierbäume begann sich schon herbstlich zu färben. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf den rückwärtigen Teil des Hauses. Einige der Fenster im oberen Geschoss mussten zu Emelines Gemächern gehören. Vielleicht sah sie ja just in diesem Augenblick hinaus.
    Sam war sich bewusst, wie töricht es war, was er hier tat - im Garten der Frau herumzuschleichen, die ihn abgewiesen hatte. Es war ihm peinlich, was er hier tat, und es machte ihn wütend, dass es ihm peinlich war. Bald würde er zurück nach Hause gehen und mit Rebecca zu Abend essen müssen, doch ein wenig wollte er noch bleiben, still ihr Haus betrachten, derweil sein Herz dazu einen schmerzlich stummen Takt schlug: wenn nur ... wenn nur ... wenn nur ...
    Er schloss die Augen und traf eine Entscheidung. So konnte er nicht gehen. Er musste mit ihr reden. Aber nun war nicht die rechte Zeit. Für das, was er wollte, würde er bis zum Einbruch der Nacht warten müssen. Und so sah er noch einmal hinauf zu den Fenstern, drehte sich um und verließ den Garten. Er würde warten.
    Bis zum Einbruch der Nacht.

17. KAPITEL
    Kurz nach Mitternacht wurde Eisenherz aus dem Kerker geholt. Wachen stießen ihn die Treppe hinauf und führten ihn hinaus auf den großen Platz der Strahlenden Stadt. Menschenscharen säumten die Straßen. Gesichter schienen gespenstisch im Schein der Fackeln auf. Es herrschte Totenstille, und niemand sagte ein Wort - bis auf einen. Denn der

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