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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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nahzustehen", sagte sie zu Rebecca.
    „Obwohl Sie doch in der Kindheit getrennt waren."
    Das Mädchen lächelte, doch sein Blick wirkte unsicher. „Ich hoffe, dass wir uns nah sind. Doch, ich glaube schon. Ich bewundere meinen Bruder sehr."
    Nachdenklich betrachtete Emeline das Mädchen. Sehr löblich und nett gesagt, aber Rebecca ließ es fast wie eine Frage klingen.
    „Mylady", ließ sich Mr. Hartley auf einmal neben ihr vernehmen.
    Emeline fuhr zusammen und drehte sich enerviert nach ihm um. Hatte er sich etwa absichtlich an sie herangeschlichen?
    Er lächelte sie mit seinem aufreizend unergründlichen Lächeln an und hielt ihr einen Teller mit rosa Süßigkeiten hin. Hinter ihm kam ein Mädchen herbei, das den Tee brachte. Mr. Hartleys braune Augen schienen sie für ihre Kleinlichkeit zu tadeln.
    Sie holte tief Luft. „Danke, Mr. Hartley."
    Er neigte den Kopf. „Es ist mir ein Vergnügen, Lady Emeline."
    Vergnügen, dass sie nicht lachte! Sie nahm sich eine der rosa Süßigkeiten und stellte erfreut fest, dass sie überraschend gut schmeckten, sauer und süß zugleich. Genau richtig. Verstohlen sah sie zu ihrer Tante hinüber, die gerade eifrig auf Rebecca einredete.
    „Ich hoffe, meine Tante erteilt Ihrer Schwester nicht wieder eine ihrer Lektionen", bemerkte sie, als sie den Tee eingoss.
    Mr. Hartley schaute zu den beiden hinüber. „Rebecca verträgt mehr, als es den Anschein hat. Ich glaube, sie wird verkraften, womit immer Ihre Tante sie auch traktieren mag."
    Da alle Stühle besetzt waren, lehnte er sich neben ihr an die Wand. Emeline nahm einen Schluck Tee, wobei ihr Blick abermals auf sein seltsames Schuhwerk fiel.
    Ehe sie es noch recht bedachte, sprach sie aus, was ihr gerade in den Sinn kam: „Wo haben Sie eigentlich diese wunderlichen Schuhe her?"

    Die Arme vor der Brust verschränkt, streckte Mr. Hartley eines seiner Beine vor.
    „Das sind Mokassins. Die Indianerfrauen vom Stamm der Mohikaner fertigen sie aus Hirschleder."
    Selbst als die Damen am Nebentisch aufbrachen, machte er keine Anstalten, sich zu setzen. Und da bimmelte auch schon abermals das Glöckchen über der Ladentür, neue Gäste kamen herein, die die Plätze sogleich wieder belegten.
    Emeline betrachtete Mr. Hartleys Mokassins und die Beinlinge darüber mit gerunzelter Stirn. „Ist es bei den Weißen in den Kolonien üblich, so etwas zu tragen?"
    „Nein, keineswegs." Er verschränkte die Beine wieder. „Die meisten kleiden sich genauso wie die Gentlemen hierzulande."
    „Und warum müssen dann ausgerechnet Sie so seltsame Schuhe wählen?" Sie war sich bewusst, dass ihre Stimme scharf klang, aber sie fand es unerträglich, dass er mit seiner Kleidung so aus dem Rahmen fallen musste. Warum machte er das?
    Würde er Schnallenschuhe und Seidenstrümpfe tragen wie jeder andere Gentleman in London auch, fiele er nicht weiter auf. Dank seines Reichtums könnte er vielleicht gar ein englischer Gentleman werden und Aufnahme in die besten Kreise finden. Er wäre respektabel.
    Ohne ihren inneren Aufruhr zu ahnen, meinte er achselzuckend: „Die Trapper in den nordamerikanischen Wäldern tragen sie. Sie sind bequem und viel praktischer als englisches Schuhwerk. Die Beinlinge schützen vor Dornen und Zweigen. Ich bin es einfach gewohnt, sie zu tragen."
    Als er sie anschaute, sah sie in seinen Augen, dass er genau wusste, wie sehr sie wünschte, er wäre mehr so wie ein ganz gewöhnlicher englischer Gentleman. Er wusste es, und es machte ihn traurig. Sie blickte in seine warmen braunen Augen und wusste nicht, was tun. Da war etwas zwischen ihnen, eine Verbindung, über deren Natur sie sich jedoch nicht so ganz im Klaren war.
    Dann ließ sich auf einmal eine laute Männerstimme hinter ihr vernehmen: „Corporel Hartley! Was treiben Sie denn hier in London?"
    Sam spannte sich sofort an. Der Mann, der ihn angesprochen hatte, war schlank und von mittlerem Wuchs. Er trug einen dunkelgrünen Rock und eine braune Weste, alles völlig respektabel und gewöhnlich. Wahrscheinlich wäre er inmitten Hunderter anderer Londoner Gentlemen nicht weiter aufgefallen, wären nicht seine Haare gewesen. Sie waren hinten zu einem Zopf zusammengefasst und leuchteten orangerot. Sam versuchte, den Fremden einzuordnen, konnte es aber nicht. Im Regiment hatte es einige rothaarige Männer gegeben.
    Grinsend streckte der Mann ihm die Hand hin. „Thornton. Dick Thornton. Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Bestimmt sechs Jahre, oder? Was verschlägt Sie nach

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