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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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zu können. Es war schon weit nach Mitternacht. Der Mond stand hoch am Himmel und schien fahl auf die Stadt herab. Sam kam von einem Treffen mit Ned Allen - oder dem, was von dem Mann geblieben war. Der ehemalige Sergeant war so betrunken gewesen, dass er kaum einen klaren Gedanken hatte fassen können. Viel hatte Sam nicht aus ihm herausbekommen. Er würde es später noch mal probieren müssen. Vielleicht half es ja, ihn früh am Tage aufzusuchen. Das Treffen mit Allen war also reine Zeitverschwendung gewesen, aber im Dunkeln durch die Stadt zu laufen weckte Sams Lebensgeister so langsam wieder.
    Wachsam blickte er die Straße hinab. Eine Kutsche kam leise rumpelnd näher, sonst war alles ruhig. Als er vorhin Ned besucht hatte, hatte Sam wieder an den Rotrock denken müssen. Ob sein Verfolger die Jagd aufgegeben hatte? Er hatte den Mann seit jenem Abend nicht mehr gesehen. Seltsam. Was er wohl ...

    „Mr. Hartley!"
    Sam schloss kurz die Augen. Die Stimme kannte er.
    „Mr. Hartley, das ist ja ein Zufall! Was machen Sie denn hier?"
    Während des Krieges war er der mit Abstand beste Kundschafter der Kolonien gewesen. Und das meinte er keineswegs aus Eitelkeit - nein, seine Kommandeure hatten es ihm selbst gesagt. Einmal hatte er sich durch ein Lager schlafender Wyandot-Krieger geschlichen, ohne dass auch nur einer von ihnen ihn bemerkt hätte. Und dann kam diese kleine Person und machte ihn mitten in der Nacht ausfindig. Konnte sie im Dunkeln sehen?
    „Mr. Hartley ..."
    „Ja, ja, schon gut", zischte er und trat aus dem dunklen Hauseingang, in den er sich beim Nahen der Kutsche zurückgezogen hatte. Er trat an das prächtige Gespann, das mitten auf der Straße gehalten hatte. Die Pferde schnaubten ungeduldig. Lady Emelines Kopf wirkte fast körperlos, wie er so zwischen den dunklen Vorhängen des Kutschenfensters hervorschaute.
    Er verbeugte sich. „Guten Abend, Lady Emeline. Welch ein Zufall, Sie hier zu treffen."
    „Steigen Sie ein", sagte sie gereizt. „Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie zu so später Stunde allein unterwegs sind. Und noch dazu zu Fuß! Wissen Sie denn nicht, wie gefährlich es ist, allein in London unterwegs zu sein? Aber wahrscheinlich geht es auf Bostons Straßen weitaus gesitteter zu."
    „Wahrscheinlich", erwiderte er trocken und stieg in das elegante Gefährt. „Und dürfte ich Sie fragen, weshalb Sie zu so später Stunde unterwegs sind, Mylady?" Er klopfte kurz an das Kutschendach, ehe er sich ihr gegenüber niederließ.
    „Ich war auf einer Soirée", sagte Lady Emeline in einem Ton, als wäre das ja wohl selbstverständlich, und strich den Umhang glatt, der über ihren Knien lag. Die Kutsche machte einen Satz vorwärts, als sie sich wieder in Bewegung setzten.
    Im Inneren des Wagens war es halbdunkel. Nur eine einzige Laterne, dicht neben Lady Emelines Gesicht, gab etwas Licht.
    Doch es genügte ihm, um zu erkennen, dass sie in großer Robe war. Sie trug ein feuerrotes Kleid mit gelbem Muster, den Rock mittig so zur Seite gerafft, dass er ein in Gelb und Grün gehaltenes Unterkleid enthüllte. Der Ausschnitt war eckig und tief, ihre Brüste vom Mieder nach oben gedrückt, sodass sie wie weiche weiße Hügel im Lichtschein schimmerten. Eine Hitze schien von ihr auszugehen, die ihn bis auf die Knochen wärmte.
    „Es war recht trostlos, weshalb ich früh gegangen bin", fuhr sie fort. „Man mag es kaum glauben, aber der Punsch war schon um zehn ausgetrunken, und das Mitternachtsessen ließ sehr zu wünschen übrig - lediglich ein paar Fleischpasteten und Früchte. Skandalös. Ich weiß wahrlich nicht, was in Mrs. Turner gefahren ist, allem, was Rang und Namen hat, derart schmale Kost zu servieren. Aber geizig war die Gute ja schon immer. Der einzige Grund, weshalb ich ihre Gesellschaften überhaupt noch besuche, ist die Hoffnung, dort ihren Bruder anzutreffen, Lord Downing. Der ist eine veritable Klatschbase."
    Sie hielt inne - wahrscheinlich war ihr die Luft ausgegangen. Sam starrte sie an.
    Warum redete sie ohne Punkt und Komma? Hatte sie auf der Soirée getrunken?
    Oder war sie ...? Er musste sich ein Lächeln verkneifen. Nein, das konnte nicht sein.
    Oder doch? War Lady Emeline etwa nervös? Nie hätte er gedacht, die stets gewandte Witwe jemals so außer sich zu sehen.
    „Und weshalb sind Sie nun so spät noch unterwegs?", fragte Lady Emeline erneut und zwang ihre Hände zur Ruhe, die bislang recht fahrig mit dem Spitzenbesatz ihres Kleides gespielt hatten. „Oder nein,

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