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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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„Nein, das hat er nicht."
    Melisande betrachtete sie mit plötzlich müdem Blick. Männer waren der wunde Punkt ihrer Freundin. Melisande war nahezu achtundzwanzig und hatte trotz ihrer respektablen Mitgift nie geheiratet. Einmal, das war nun fast zehn Jahre her, war sie verlobt gewesen - mit einem jungen Adeligen, den Emeline nie sonderlich gemocht hatte. Ihre Abneigung hatte sich als wohlbegründet erwiesen, als der Schuft Melisande für eine flotte Witwe von Stand hatte sitzen lassen. Seitdem betrachtete ihre Freundin Männer im Allgemeinen mit überaus zynischem Blick.
    Dennoch nahm Melisande nun Emelines törichte Überzeugung, dass ein Gentleman, den sie kaum kannte, ihr die Wahrheit über sein Privatleben offenbaren würde, mit einem gelassenen Nicken hin.
    Emeline lächelte dankbar. Braunes Sackleinen hin oder her: Melisande war doch die beste Freundin, die man sich nur wünschen konnte.
    „Nun, wenn er nicht von einem Stelldichein kam", meinte Melisande nachdenklich,
    „dann vielleicht aus einer Spielhölle. Hast du ihn nicht gefragt, wo er war?"
    „Er wollte es mir nicht sagen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas so Gewöhnliches wie eine Spielhölle war."
    „Interessant", fand Melisande und blickte sinnend aus dem Fenster. Der kleine Salon lag im rückwärtigen Teil des Hauses und ging auf den Garten hinaus. „Was hält deine Tante denn von ihm?"
    „Du kennst sie doch." Emeline krauste die Nase. „Sie sorgt sich vor allem darum, dass seine Schwester keine Schuhe tragen könnte."
    „Trägt sie denn Schuhe?"
    „Natürlich."
    „Wie beruhigend", murmelte Melisande. „Sag mal, ist dein Mr. Hartley zufällig ein hochgewachsener Gentleman mit wunderschönem braunen Haar, das er ungepudert und zu einem Zopf gebunden trägt?"
    „Ja." Emeline stand auf und trat ans Fenster. „Warum?"
    „Weil ich glaube, dass er sich sehr gentlemanlike in seinem Garten vergnügt."
    Emeline schaute aus dem Fenster und verspürte ein seltsam nervöses Flattern im Bauch, als sie Mr. Hartley auf der anderen Seite der Mauer entdeckte, die ihrer beider Gärten trennte. Er hantierte mit einem langläufigen Gewehr herum.
    Just in diesem Augenblick kam eine kleine Gestalt aus Eme-lines Haus den Gartenweg hinabgeschossen, etwas gemächlicher gefolgt von einem schmächtigen Mann. Daniel auf seinem Morgenspaziergang mit Mr. Smythe-Jones.
    „Was er wohl mit diesem imponierenden Gewehr vorhat?", fragte Melisande müßig.
    Mr. Hartley spähte mit einem Auge in den Lauf, was so gefährlich aussah, dass sie kaum hinschauen mochte.
    „Wer weiß", murmelte Emeline und schaute natürlich trotzdem hin. Am liebsten wäre sie ihre liebe Freundin ganz schnell losgeworden und unter irgendeinem Vorwand in den Garten gelaufen. Wie schändlich! „Gewiss etwas sehr Gentlemanlikes, wie du schon sagtest."
    „Mmmm", machte Melisande. „Und Daniel so bedenklich nah." Belustigt schaute sie über den Rand ihrer Tasse. „Eine besorgte Mama sollte gewiss mal nachsehen, was ihr Nachbar da so treibt."
    Sam war sich der Gegenwart des Jungen bewusst, ehe er ihn sah. Die Mauer zwischen den beiden Grundstücken war zwar über mannshoch, doch der Junge war nicht zu überhören - hüpfende Schritte im trockenen Laub, eine atemlose Aufforderung, „sich das mal anzuschauen", und schließlich das Scharren von Schuhsohlen auf borkiger Rinde, als er den Baum hinaufkletterte. Danach war nur noch der schwere Atem des Jungen zu hören, der ihm aus luftiger Höhe bei der Arbeit zusah.
    Sam saß direkt an der Mauer auf einer marmornen Bank und hatte sich sein Kentucky-Gewehr über die Knie gelegt. Er suchte ein Stück Draht aus seiner Tasche, fädelte es in das Zündloch und zog es hin und her, um auch noch den letzten Rest von Rost zu lösen. Dann blies er einmal kurz hinein und spähte wieder durch den Lauf.
    Der Junge hielt es nicht länger aus. „Was machen Sie da?"
    „Mein Gewehr reinigen", erwiderte Sam, ohne aufzuschauen. Manchmal war ein Tier weniger scheu, wenn es den Jäger nicht auf seiner Fährte glaubte.
    „Ich habe auch ein Gewehr." Das Laub raschelte, als der Junge etwas näher herankletterte.
    „Ja?"
    „Hat meinem Onkel Reynaud gehört."
    „Mmmm." Sam stand auf, stellte das Gewehr mit dem Schaft auf den Boden und zog den Ladestock heraus.
    „M'man hat mir aber verboten, es anzufassen."
    „Ah."
    „Darf ich Ihnen helfen, Ihr Gewehr zu putzen?"
    Nun hielt Sam doch inne und sah blinzelnd zu dem Jungen hinauf. Einen halben Meter

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