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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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über ihm lag Daniel bäuchlings auf einem Ast und ließ Arme und Beine baumeln. Auf der Wange hatte er einen Kratzer, auf seinem weißen Hemd einen Schmutzstriemen. Das blonde Haar hing ihm in die Stirn, und seine blauen Augen funkelten aufgeregt.
    Sam seufzte. „Wäre deine Mutter denn damit einverstanden?"
    „Bestimmt nicht", meinte der Junge und schob sich etwas weiter auf dem Ast vor, näher an Sams Garten heran.
    „Pass auf." Sam legte sein Gewehr beiseite und stellte sich unter den Jungen, damit er ihn auffangen konnte, falls er fiel. „Und was ist mit deinem Lehrer?"

    Daniel reckte den Hals und spähte zurück. „Er sitzt auf der Bank in der Rosenlaube.
    Da schläft er immer ein, wenn wir spazieren gehen." Er robbte weiter vor.
    „Bleib, wo du bist", warnte ihn Sam.
    Der Junge erstarrte und riss die Augen weit auf.
    „Hier vorn kann der Ast dein Gewicht nicht mehr tragen. Lass deine Beine runterhängen, dann helfe ich dir runter.
    Daniel grinste sichtlich erleichtert, ließ die Beine an einer Seite herabbaumeln und hielt sich mit den Armen fest. Sam fasste den Jungen um die Taille und setzte ihn sanft auf dem Boden ab.
    Sofort lief Daniel zum Gewehr. Sam ließ ihn nicht aus den Augen, aber der Junge rührte nichts an, sondern schaute sich alles nur ganz genau an.
    Leise pfiff er durch die Zähne. „Alle Achtung, so ein großes Gewehr habe ich noch nie gesehen."
    Sam musste lächeln und hockte sich neben den Jungen. „Es ist ein Kentucky-Gewehr. Die Siedler drüben in Pennsylvania verteidigen damit ihre Grenzen."
    Fragend schaute Daniel Sam an. „Aber warum ist es so lang? Ist das nicht furchtbar unpraktisch beim Halten?"
    „Nein, eigentlich nicht. Es ist nicht besonders schwer." Sam nahm das Gewehr zur Hand und schaute den Lauf hinab. „Mit einem langen Lauf kann man besser zielen und genauer treffen. Hier, sieh selbst."
    Eifrig stellte Daniel sich neben Sam, der das Gewehr für ihn hielt. „Potz Blitz", flüsterte der Junge ehrfürchtig, als er ein Auge fest zukniff und mit dem anderen den Lauf hinabspähte. Der Mund stand ihm offen. „Darf ich mal damit schießen?", fragte er aufgeregt.
    „Nicht hier", erwiderte Sam und ließ das Gewehr sinken. „Aber wenn du auf die Bank springst, kannst du mir helfen." Im Nu war der Junge auf die Bank geklettert.
    „Da, nimm das." Sam reichte ihm einen Lappen. „Und jetzt halte das Gewehr damit ganz ruhig, und lass es nicht fallen. Das Wasser ist sehr heiß. Fertig?"
    Mit beiden Händen hielt der Junge den Lauf fest, darunter den Lappen, um sich nicht am heißen Metall zu verbrennen. Seine Stirn legte sich in angestrengte Falten.
    „Fertig."
    Sam hob einen dampfenden Kessel vom Boden hoch und goss einen schmalen Strahl kochend heißen Wassers in den Lauf. Schmutzschwarzes Wasser blubberte am anderen Ende aus dem Zündloch.
    „Potz Blitz", staunte Daniel.
    Sam schaute kurz zu ihm auf und lächelte. „Halt es noch einen Moment fest." Er stellte den Kessel ab, nahm sich den Ladestock und wickelte ein Stück Tuch darum.
    Dann schob er den Ladestock in den Lauf. „Willst du das machen?", fragte er.
    „Ob ich das machen will?" Der Junge grinste ihn an, und Sam dachte bei sich, dass er die blonden Locken zwar vom Vater haben musste, doch wenn er lächelte, ähnelte er ganz seiner Mutter.
    „Dann los." Sam hielt den Lauf fest, während der Junge mit dem Ladestock hantierte.
    „Ja, gut. Stoß ihn ein paar Mal kräftig rein. Wir wollen auch noch die letzten Pulverreste rausbekommen."
    „Warum?", fragte der Junge und runzelte angestrengt die Stirn, während er sich mit dem Ladestock abmühte.
    „Weil auf eine schmutzige Waffe kein Verlass ist." Sam schaute gewissenhaft zu, wie Daniel seine Sache erstaunlich gut machte. „Sie könnte nicht zünden, wenn man sie braucht. Oder versehentlich zünden und einem die Nase abschießen. Weshalb man sein Gewehr immer schön sauber halten sollte."
    „Mmmm", schnaufte der Junge. „Was schießen Sie denn so damit? Adler?"
    „Nein, für Vögel ist es zu groß - selbst für große Raubvögel wie Adler. In den Wäldern jagt man damit Wild, vor allem Hirsche, aber so ein Kentucky ist auch ganz praktisch, wenn man zufällig einem Bären oder einem Berglöwen begegnet."
    Der Junge staunte. „Haben Sie schon mal einen echten Berglöwen gesehen?"
    „Erst einmal. Ich bog ganz arglos in einen Pfad ein, und da stand auf einmal einer vor mir - ein ausgewachsener Puma, mitten auf dem Weg."
    Daniel hielt gespannt inne.

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