Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
Vom Netzwerk:
die ihn nun mit unergründlichem Blick bedachte. „Können Sie noch etwas höher klettern?"
    „Natürlich." Sie schaute an ihrer Seite der Mauer hinab und stieg nach kurzem Zögern auf etwas, sodass sie nun bis zur Taille zu sehen war.
    Sam hob die Brauen und stieg nach kurzem Zögern auf die Bank auf seiner Seite.
    Neugierig schaute er über die Mauer. Lady Emeline balancierte sehr adrett auf einem Ast. Er musste sich ein Lächeln verkneifen und streckte beide Arme nach ihr aus. Als er ihr seine Hände um die Taille legte, riss sie die Augen weit auf. Ihm stockte der Atem. „Bereit?", fragte er, als er sich wieder gefasst hatte.
    Sie nickte hastig.
    In einem Schwung hob er sie über die Mauer. Die alte Wunde an seiner Seite schmerzte, als seine Muskeln sich unter ihrem Gewicht spannten, doch er ließ sich sein Unbehagen nicht anmerken. Langsam ließ er sie dicht an sich herunter. Er nutzte die Situation ganz schändlich aus, doch zu verlockend war es, ihre Wärme zu spüren und sich an dem feinen Duft von Zitronenmelisse zu erfreuen. Während er sie kurz auf Augenhöhe hielt, begegnete ihr Blick dem seinen. Ihre Lider waren schwer, ihre Wangen gerötet. Auch meinte er, dass ihr Atem, den er auf seinen Lippen spürte, rascher ging. Schließlich ließ er sie herab.
    Sie senkte den Kopf und machte sich angelegentlich an ihren Röcken zu schaffen.
    „Ich danke Ihnen, Mr. Hartley." Ihre Stimme klang dunkel und fremd.
    „Es war mir ein Vergnügen, Mylady."
    Wie gut, dass er dabei keine Miene verzog, denn jäh sah sie auf und schaute ihn scharf an. Sie errötete noch tiefer und biss sich auf die Lippen. Während er sie so betrachtete, überlegte er müßig, wie es sich wohl anfühlte, diese kleinen scharfen Zähne auf seiner bloßen Haut zu spüren. Reizbar wie sie war, konnte er sich gut vorstellen, dass sie gerne mal zubiss.
    „Schau mal, M'mam", wiederholte Daniel ungeduldig.
    Lady Emeline ging zu dem Gewehr hinüber und sah es sich an. „Gewiss ein schönes Stück."
    „Möchten Sie uns helfen, es zu ölen?", fragte Sam unschuldig.
    Sie warf ihm einen warnenden Blick zu. „Ich glaube, ich würde lieber zuschauen."
    „Wie Sie wünschen." Sam hob den öligen Lappen auf und wickelte ihn um den Ladestock. „Hier, stoß ihn wieder tief rein, und dreh ihn ein paar Mal kräftig hin und her, Danny. Der Lauf muss gründlich geölt sein, damit er nicht rostet."
    „Ja, Sir." Daniel nahm den Stock entgegen und tat wie ihm geheißen, wobei seine Stirn sich in konzentrierte Falten legte.
    Sam gab Öl auf einen weiteren Lappen und begann den Lauf von außen zu polieren.

    „Meine Schwester ließ mich wissen, dass Sie uns morgen Abend auf einen Ball begleiten werden, Mylady."
    Aus dem Augenwinkel sah er sie nicken. „Die Soiree der Wes-tertons. Einer der Höhepunkte der Saison. Es bedurfte einigen Geschicks, für Sie beide eine Einladung zu bekommen. Glücklicherweise umgibt Sie noch der Glanz des Neuen, Mr. Hartley.
    Einige der gefragtesten Gastgeberinnen haben schon allein deswegen Interesse an Ihnen bekundet."
    Das überhörte Sam geflissentlich. „Ist Rebecca denn Ihrer Einschätzung nach für einen solch großen Ball schon bereit?"
    „Aber natürlich." Sie beugte sich vor und begutachtete den nun blank schimmernden Gewehrlauf. Daniel war noch immer mit dem Ladestock beschäftigt. „Aber eine etwas intimere Veranstaltung", fügte sie spitz hinzu, „wäre für ihren ersten Auftritt in der Londoner Gesellschaft gewiss besser geeignet."
    Sam schwieg. Er konzentrierte sich auf den Messingbeschlag des Gewehrkolbens und versuchte, sich nicht von den Schuldgefühlen irritieren zu lassen, die ihn auf einmal befielen.
    „Rebecca meinte, dass Sie auf diesem Ball bestanden hätten." Ihre sattrosa Röcke streiften sein Knie. „Ich wüsste zu gern, warum."
    Emeline entging nicht, wie Mr. Hartleys Nacken sich verspannte. Er kniete zu ihren Füßen, den Kopf gesenkt, und polierte mit einem weichen Tuch sein spektakuläres Gewehr. Der Lauf war tatsächlich ziemlich lang, doch so schmal, dass die Waffe dennoch leicht und handlich wirkte. Der Schaft war aus blassem Astholz, dessen Maserung sich elegant über den Kolben zog. Sie verzog spöttisch die Lippen. Nur ein Mann konnte so viel Sorgfalt an eine Waffe verschwenden. Der Kolben war mit einer blank polierten, filigran gestanzten Messingplatte beschlagen. Gegen das weiße Tuch hoben Mr. Hartleys Hände sich besonders groß und dunkel ab, aber seine Bewegungen waren voller

Weitere Kostenlose Bücher