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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Lippen ihre Schläfe. So hatte Jasper sie in all den Jahren, die sie sich schon kannten, Dutzende - wenn nicht gar Hunderte - Male geküsst, und sie dachte sich kaum noch etwas dabei. Doch diesmal war sie sich bewusst, dass Samuel hinter ihr im Dunkel stand und zusah. Auf einmal wurde sie verlegen, was natürlich Unsinn war. Was bedeutete ihr dieser Fremde aus den Kolonien schon? Nichts. Weniger als nichts, um genau zu sein, schien es doch, als hätte er es von Anfang an auf Jasper abgesehen gehabt, was wirklich unerhört war.
    „Gute Nacht, Jasper."
    Er nickte und wandte sich an Samuel. „Dann bis morgen."
    Samuel lächelte nicht, neigte aber kurz den Kopf. „Bis morgen."
    Jasper salutierte ironisch und schlenderte die Straße hinab. Wie es aussah, schien er trotz ihrer Bitte, auf den Ball zurückzukehren, andere Pläne zu haben. Aber das sollte nicht ihre Angelegenheit sein.
    Achselzuckend wandte Emeline sich ab - nur um erschrocken festzustellen, dass Samuel dichter hinter ihr gestanden hatte als gedacht.
    „Könnten wir jetzt gehen?", fragte sie spitz.
    „Wie Sie wünschen." Er trat beiseite und deutete auf den herabgelassenen Kutschentritt.
    Emeline sah sich gezwungen, Samuel im Vorbeigehen zu streifen, um in den Wagen zu gelangen. Was zweifelsohne beabsichtigt war. Männer konnten ja so offensichtlich sein, wenn sie ihre Macht demonstrieren wollten. Kaum hatte sie den Fuß auf die erste Stufe gesetzt, fasste er sie beim Ellbogen, als wolle er ihr behilflich sein. Dass sie nicht lachte. Sie spürte ihn hinter sich, geradezu unschicklich nah. Sie warf ihm einen warnenden Blick zu, er erwiderte es mit einem belustigten Zucken der Mundwinkel.
    Grässlicher Mann.
    Emeline setzte sich und sah zu, wie er ans Kutschendach klopfte und dann neben seiner Schwester Platz nahm.
    Nachdenklich betrachtete sie den langsam verblassenden Bluterguss an seinem Kinn. „Sie haben sich kürzlich geprügelt", stellte sie fest.
    Er hob nur die Brauen.
    Sie deutete auf sein Kinn. „Jemand hat Ihnen einen ordentlichen Hieb verpasst."
    „Samuel?" Nun starrte auch Rebecca ihren Bruder an.
    „Kleiner Unfall", winkte er ab.
    „Du verbirgst so viel vor mir", flüsterte Rebecca. „Was weiß ich schon von dir?"
    Er runzelte die Stirn. „Becca ..."
    „Nein." Sie wandte sich ab und schaute aus dem Fenster. „Heute Abend bin ich zu müde, um mich zu streiten."
    „Tut mir leid", sagte er.
    Rebecca seufzte so tief, als laste die ganze Welt auf ihren Schultern. „Nicht mal zum Tanzen bin ich gekommen."
    Samuel schaute Emeline an, als erhoffe er von ihr Hilfe, doch sie zeigte nicht mehr Mitgefühl als seine Schwester. Sie starrte aus dem dunklen Fenster, das nur ihr gespiegeltes Antlitz zeigte. Verdrießlich stellte sie fest, dass die feinen Falten um ihren Mund sie heute Abend besonders alt aussehen ließen.
    Den Rest der Fahrt legten sie schweigend zurück. Schaukelnd und schwankend rumpelte die Kutsche durch die nächtlichen Straßen Londons. Als sie endlich bei ihrem Haus vorfuhren, fühlte Emeline sich so erschlagen, dass sie gern darauf verzichtet hätte, jemals wieder einen Ball zu besuchen. Der Kutschenschlag wurde geöffnet, und der Lakai zog den Tritt herab.
    Samuel stieg aus und war seiner Schwester behilflich. Rebecca hielt sich nicht lange auf, sondern rannte sogleich die Treppe hinauf und verschwand im Haus ihres Bruders. Stirnrunzelnd schaute Samuel ihr nach, machte aber keine Anstalten, ihr zu folgen, und reichte Emeline seine Hand.
    Sie holte tief Luft und legte ihre Fingerspitzen auf seine Hand. Trotz aller Vorsicht ihrerseits zog er sie an sich, als sie ausstieg.
    „Bitten Sie mich herein", murmelte er, als sie an ihm vorbeiging.
    Welche Dreistigkeit! Sie ging ein paar Schritte und versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, doch er ließ sie nicht los. Gereizt sah sie ihn an. Seine Augen waren schmal, sein Mund entschlossen.
    „Mr. Hartley", sagte sie kühl. „Würden Sie bitte noch einen Moment hereinkommen? Ich würde gerne Ihre Meinung zu einem der Bilder in meinem Salon hören."
    Er nickte und ließ ihre Hand los. Doch er hielt sich so dicht hinter ihr, als traue er dem Frieden nicht so ganz.
    In der Halle reichte Emeline Crabs ihren Umhang. „Machen Sie bitte den Salon bereit."
    Crabs hatte schon vor ihrer Heirat in ihren Diensten gestanden, und während all dieser Jahre hatte Emeline ihn kein einziges Mal auch nur einen Hauch von Verwunderung zeigen sehen. So auch jetzt.
    „Mylady." Der Butler schnippte kurz

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