038 - Verbotene Sehnsucht
mit den Fingern, woraufhin zwei Diener herbeieilten, die sogleich begannen, im Salon Kerzen anzuzünden und das Feuer anzufachen.
Emeline folgte ihnen und trat an eines der Fenster, wo sie eine Weile so tat, als würde sie hinausschauen, obwohl sie nichts weiter sehen konnte als ihr eigenes gespenstisches Spiegelbild. Nachdem endlich das geschäftige Treiben hinter ihr verstummt war und die Tür sich geschlossen hatte, drehte sie sich um.
Langsam kam Samuel auf sie zu. Im Kerzenschein wirkte sein Gesicht finster und entschlossen. „Warum Vale?"
„Wie bitte?"
Immer näher kam er, seine Schritte fast lautlos auf dem dicken Teppich. „Vale.
Warum wollen Sie ihn heiraten?"
Sie ballte die Hand in den Falten ihres Rocks und reckte das Kinn. „Warum nicht? Ich kenne ihn seit Kindertagen."
Als er vor ihr stehen blieb, stand er natürlich viel zu nah, dieser grässliche Mann, sodass sie gezwungen war, den Kopf in den Nacken zu legen und sich den Hals zu verrenken, um ihm in die Augen schauen zu können.
Die sehr verärgert auf sie herabblickten. „Lieben Sie ihn?"
„Wie können Sie es wagen?", hauchte sie.
Seine Miene blieb reglos, nur seine Nasenflügel blähten sich kaum merklich. „Lieben Sie ihn?"
Sie schluckte. „Natürlich liebe ich ihn. Jasper ist wie ein Bruder für mich ..."
Er stieß ein hässliches Lachen aus. „Würden Sie auch mit Ihrem Bruder das Bett teilen?"
Da schlug sie ihn. Das Geräusch hallte im Salon wider, und ihre Hand brannte.
Entsetzt über sich selbst, wich sie zurück, doch noch ehe sie etwas sagen konnte - oder überhaupt einen Gedanken hätte fassen können -, hatte er sie schon gepackt.
Er zog sie an sich und neigte den Kopf, bis sie seinen Atem auf ihrer Wange spürte.
„Er küsst Sie wie ein Bruder - als bedeuteten Sie ihm nicht mehr als das Mädchen, das ihm morgens seinen Tee bringt. Ist es das, was Sie in Ihrer Ehe wollen?"
„Ja." Finster sah sie zu ihm auf, der nun so vertraulich nah war. Sie wusste nicht, wohin mit ihren Händen, und so legte sie sie auf seine Schultern. Fast war es, als würden sie einander umarmen. Als wären sie Liebende. „Ja, das ist es, was ich will.
Einen kultivierten, respektablen Mann. Einen Engländer, der die Regeln der Gesellschaft kennt, einen Adeligen, der mir bei der Erziehung meines Sohnes und der Verwaltung meiner Ländereien behilflich sein kann. Wir sind füreinander geschaffen, Jasper und ich."
Sie sah den Schmerz in seinen Augen. Kaum merklich war es, und kaum jemand würde es wohl bemerkt haben, aber sie sah es, und sie verstand. Sie hatte ihn verletzt.
Und so trieb sie das Messer noch etwas tiefer in die Wunde. „Bald schon werden wir verheiratet sein, und ich werde sehr, sehr glücklich ..."
„DenTeufel wirst du", knurrte er, und dann küsste er sie.
Sein Mund senkte sich auf den ihren, presste ihre Lippen an ihre Zähne, bis sie Blut schmeckte. Sie versuchte, sich ihm zu entwinden, aber er hielt sie nur umso fester, hob sie schließlich hoch, sodass sie den Boden unter den Füßen verlor. Sie neigte den Kopf zurück, doch er folgte ihrem Ausweichen, bewegte sich mit ihr, bis sie mit dem Rücken an der Wand war. Und dann gab es
wirklich keinen Ausweg mehr. Sie hätte aufgeben sollen - zumal sie wusste, dass er ihr nie ernstlich etwas zuleide täte -, aber etwas in ihr wehrte sich dagegen, ihre Niederlage einzugestehen. Sie öffnete ihm ihren Mund, und als er für den Bruchteil einer Sekunde zögerte, nutzte sie die Gelegenheit.
Sie biss zu.
Er führ zurück und grinste. Seine schöne, sinnliche Unterlippe blutete. „Kleine Katze."
Dafür hätte sie ihn wieder schlagen wollen - wenn er nicht längst ihre Arme fest im Griff gehabt hätte.
Und dann war es zu spät. Erneut beugte er sich über sie. Diesmal waren seine Lippen sanft, streiften leicht und zärtlich über die ihren. Neckten, als hätte er alle Zeit der Welt. Sie kam ihm entgegen, um die Berührung zu vertiefen, doch er wich ihr aus.
Vielleicht fürchtete er ja, dass sie ihn wieder beißen würde. Vielleicht spielte er aber auch nur mit ihr. Sie konnte kaum noch klar denken, und eigentlich war es auch gleich. Er kam zurück, landete leicht wie ein Schmetterling auf ihren Lippen. Süß, köstlich, als wäre sie aus feinstem Glas, ein zartes, zerbrechliches Geschöpf - und keineswegs die Katze, als die er sie eben bezeichnet hatte.
Schließlich konnte sie nicht länger widerstehen. Mit mädchenhafter Unschuld öffnete sie die Lippen, als wäre sie
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