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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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einer marmornen Bank an der Brüstung. Rebecca folgte ihr. Beide Damen setzten sich, verschränkten die Arme vor der Brust und schauten die beiden Kontrahenten mit fast identischen Mienen gespannter Erwartung an. Unter anderen Umständen wäre es amüsant gewesen. Verdammt. Sam hob eine Braue und blickte Vale herausfordernd an.
    Der hob hilflos die Schultern. Gott allein mochte wissen, woher dieser Mann seinen infamen Ruf hatte.
    Der Lakai kehrte mit einem Glas Wein auf silbernem Tablett zurück. Sam nahm es und trank. Den ersten Schluck spuckte er über die Brüstung ins Gebüsch, bevor er den Rest des Glases in einem Zug leerte. Jetzt ging es ihm schon eine Spur besser.
    Nachdem der Lakai sich entfernt hatte, räusperte sich Vale.
    „Gut. Und woher haben Sie diesen Brief? Woher sollen wir wissen, dass er nicht gefälscht ist?"
    „Er ist nicht gefälscht", beschied Sam. Er spürte mehr, als dass er es sah, wie Lady Emeline missbilligend die Lippen spitzte. Wie konnte sie es sich anmaßen, über ihn zu urteilen? „Ich habe ihn von einem Delaware-Indianer bekommen - mütterlicherseits mit englischen Wurzeln. Der Mann ist seit Jahren ein guter Freund von mir und über jeden Zweifel erhaben."
    „Natürlich! War das nicht dieser seltsame kleine Mann, der dich letztes Frühjahr besucht hat?", rief Rebecca. „Jetzt erinnere ich mich wieder an ihn. Er war gerade in deinem Büro, als ich dir dein Mittagessen gebracht hatte."
    Sam nickte. Seine Geschäftsräume befanden sich nahe des Bostoner Hafens - eine Gegend, die seine Schwester für gewöhnlich nicht aufsuchte. Aber an besagtem Tag hatte er das Paket vergessen, das die Köchin ihm jeden Morgen packte, und Rebecca hatte es ihm kurzerhand gebracht.
    „Du warst danach ziemlich durcheinander", setzte Rebecca etwas leiser hinzu und schaute ihn an, als sehe sie ihn zum ersten Mal. Als wäre er ihr ein Fremder. „Und wütend. Du hattest noch Tage später schlechte Laune. Jetzt weiß ich auch, warum."
    Sam runzelte die Stirn, konnte sich der Sorgen seiner Schwester aber gerade nicht annehmen. Er wandte sich wieder Vale zu. „Coshocton - so heißt er - bekam den Brief von einem französischen Händler zugespielt, der bei den Wyandot gelebt hatte. Wir wurden von den Wyandot angegriffen."
    „Das weiß ich", entgegnete Vale. „Aber woher wollen Sie wissen, dass es einer von uns war, der das verdammte Ding geschrieben hat? Es hätte genauso gut jemand von den Franzosen sein können oder ..."
    „Nein." Sam schüttelte den Kopf. „Erstens war der Brief auf Englisch geschrieben, und zweitens wusste, wer immer ihn geschrieben hat, einfach zu viel. Sie erinnern sich gewiss, dass unser Marsch nach Fort Edward absolute Geheimsache war. Nur die Offiziere und einige der Kundschafter wussten, dass wir über Land gehen würden, statt mit den Kanus über den Lake Champlain zu setzen."
    Vale wirkte nachdenklich. „Stimmt, ich erinnere mich. Die Passage über den See war die übliche Route."
    Sam nickte. „Jeder, der davon gewusst hätte, dass wir nach Fort Edward wollten, wäre davon ausgegangen, dass wir den Wasserweg nehmen würden."
    Vale spitzte die Lippen und schien sich zu einer Entscheidung durchzuringen. „Hören Sie zu, Hartley. Meine Schulden waren immens, das will ich gar nicht bestreiten, aber ich wäre durchaus in der Lage gewesen, sie zu begleichen."
    Sam betrachtete ihn argwöhnisch. „Ach ja?"
    „Ja. Um genau zu sein: Ich habe sie längst beglichen."
    „Wie das?"
    „Ich habe das Geld in aller Stille dem Nachlass von Clem-mons zukommen lassen", sagte Vale unwirsch und sah beiseite, als sei ihm das peinlich. „Das Mindeste, was ich in Anbetracht der Umstände tun konnte. Ich bezweifle, dass einer von denen, die mit Ihnen gesprochen haben, davon wusste. Aber wenn Sie wünschen, können Sie sich bei meinen Anwälten erkundigen. Sie haben Unterlagen, die es belegen."
    Sam schloss die Augen. Sein Kopf pochte. Er kam sich wie ein Idiot vor.
    „Wer außer Jasper hätte denn noch Grund, die Kompanie zu verraten?", erkundigte sich Lady Emeline. „Denn Jasper kenne ich schon mein ganzes Leben, und ich kann einfach nicht glauben, dass er etwas tun würde, das zu Reynauds Tod führt."
    Vale grinste. „Danke, Emeline - wenngleich mir nicht entgangen ist, dass du mich nicht grundsätzlich vom Vorwurf des Verrates freisprichst."
    Sie zuckte gleichmütig mit den Schultern.
    „Aber sie hat natürlich recht", fuhr Vale ernüchtert fort. „Ich habe das Regiment nicht

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