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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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wollte er sich abermals nach oben wagen, als er Vale die Treppe hinabpoltern hörte.
    „In diesem elenden Loch hier hätte ihn jeder abstechen können", keuchte der Viscount und rang selber nach Luft.
    „Möglich." Sam musste es Vale wider Willen zugutehalten, dass der seinen unheroischen Rückzug unerwähnt ließ. „Es wäre aber auch möglich, dass man mir beim ersten Mal gefolgt ist. Der Mann, der mich beschattet hat, hatte ein solches Messer mit beinernem Griff."
    Vale seufzte. „Dann muss Sergeant Allen etwas gewusst haben."
    „Verdammt", fluchte Sam. „Ich hätte früher kommen sollen."
    Einen Augenblick lang schaute Vale ihn an, bevor er den Kopf in den Nacken legte und hinauf in den schmalen Streifen blauen Himmels starrte, der über ihnen zu sehen war. „Es waren so viele."
    „Was - so viele?", fragte Sam irritiert.
    „Erinnern Sie sich noch an Tommy Pace?"
    Die Erinnerung an einen jungen Burschen - viel zu jung, als dass er sein wahres Alter angegeben haben konnte - stieg in Sam auf. Ein sommersprossiges Gesicht, dunkle Haare, eine kleine, drahtige Gestalt.

    „Er hat immer so getan, als würde er sich rasieren", fuhr Vale versonnen fort.
    „Wussten Sie das? Wahrscheinlich hatte er ganze drei Barthaare am Kinn, aber jeden Morgen hat er voller Stolz sein Rasiermesser geschwungen."
    „Das hatte er von Ted Barnes. Barnes hatte es an ihn verloren."
    „Nein!", rief Vale und schaute ihn überrascht an. „Das wusste ich nicht."
    Sam nickte. „Doch. Beim Kartenspiel. Das war einer der Gründe, warum Tommy so stolz auf das Ding war."
    Vale lachte leise. „Und Barnes mit seinem dichten Bartwuchs. Ironie des Schicksals."
    Schweigend hingen sie ihren Erinnerungen nach. Leises Scharren war zu hören, als eine Ratte durch den dunklen Hauseingang huschte.
    „Und nun sind sie beide Staub und Asche", meinte Vale schließlich. „Ebenso wie all die andern."
    Darauf gab es wahrlich nichts zu erwidern, weshalb Sam sich auf dem Absatz umdrehte und zurück zur Kutsche ging.
    Vale folgte ihm mit einigem Abstand. Die Gasse war so schmal, dass sie nur hintereinander gehen konnten.
    „Wenn wir verraten wurden, werden wir sie rächen. Jeden von ihnen", sagte Vale, als er ihn eingeholt hatte.
    Sam nickte und sah starr geradeaus.
    „Und wohin geht es jetzt?", wollte Vale wissen.
    „Noch mal zu Dick Thornton. Vielleicht ist er ja jetzt zurück. Wir müssen ihm ein paar Fragen stellen."
    „Wie schön, dass wir uns in dieser Sache einig sind." DerViscount pfiff ein paar vergnügliche Takte, ehe er jäh verstummte. „Hatten Sie eigentlich MacDonalds Leichnam gesehen?"
    „Nein." Als sie um die Ecke bogen, kam bereits die Kutsche in den Blick. Die beiden Lakaien und der Kutscher waren abgestiegen, umkreisten lauernd das Gespann und schauten sich besorgt um. „Ich bin damals nicht zurückgekehrt. Erst bin ich drei Tage lang nach Fort Edward gelaufen, dann musste ich der Delegation den Weg weisen, die das Lösegeld bringen sollte. Das hätte ich auch gern von Allen gewusst: wer aus dem Regiment eigentlich noch alles überlebt hat."
    Vale nickte, schien in Gedanken aber bei seinen eigenen schrecklichen Erinnerungen, als sie das letzte Stück bis zur Kutsche schweigend zurücklegten.
    Die Lakaien waren sichtlich erleichtert. Vale nickte seinen Leuten zu und stieg ein.
    Nachdem Sam ihm gegenüber Platz genommen hatte, setzte die Kutsche sich ruckelnd in Bewegung.
    „Habe ich mich eigentlich schon bei Ihnen bedankt?", fragte Vale, während er vorgab, in die Betrachtung der trostlosen Gegend versunken zu sein.
    „Ja", log Sam. Tatsächlich hatte Vale unter Schock gestanden, als der Rettungstrupp die überlebenden Offiziere im Lager der Wyandot ausgelöst hatte. Die Gefangenen hatten einen Spießrutenlauf über sich ergehen lassen müssen, bei dem alle Wyandot -Männer wie Frauen - sich in doppelter Reihe aufgestellt und die hindurchgescheuchten Soldaten nach Kräften malträtiert hatten. Zudem, so hatte Sam gehört, war Vale gezwungen worden, sich St. Aubyns Hinrichtung sowie die Folterung Munroes und anderer anzusehen. Als er schließlich gerettet worden war, dürfte er kaum noch in der Verfassung gewesen sein, auch nur irgendje-mandem zu danken.
    Nachdenklich runzelte Vale die Stirn. „Genau genommen haben wir also nur Thorntons Wort darauf, dass MacDonald tot ist."
    Sam sah ihn an. „Ja."
    „Wenn irgendjemand ein Interesse daran gehabt hätte, dass das Regiment Fort Edward niemals erreichte, dann MacDonald." Vale

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