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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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MacDonald hat es erwischt."
    Rebecca blinzelte verwirrt und schaute auf. „Wie bitte?"
    Er lächelte freundlich und strich sich abermals über sein Haar. „MacDonald. Auch ein Soldat, ein Freund von mir. Hatte genau so rote Haare wie ich. Haarscharf skalpiert haben sie den armen Kerl."
    „Sie haben ihr nie erzählt, wie St. Aubyn gestorben ist, oder?", fragte Sam an jenem Nachmittag, als sie in der Kutsche des Viscounts ins East End fuhren. Thornton hatten sie in seinem Geschäft nicht angetroffen, weshalb sie ihr Glück bei Ned Allen versuchen wollten. Sam konnte nur hoffen, dass der ehemalige Sergeant einigermaßen nüchtern war.
    Vale wandte sich vom Fenster ab. „Wem - Emmie?"
    Sam nickte.
    „Nein, natürlich habe ich ihr nicht erzählt, dass man ihren geliebten Bruder ans Kreuz geschlagen und bei lebendigem Leibe verbrannt hat." Vale lächelte düster.
    „Hätten Sie es ihr erzählt?"
    „Nein." Sam erwiderte seinen Blick und empfand eine tiefe Dankbarkeit, dass Vale den gewiss nicht unerheblichen Versuchen Lady Emelines widerstanden hatte, die Wahrheit zu erfahren. Er wusste nun, wozu sie fähig war. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, bedurfte es aller Entschiedenheit, sich ihr zu widersetzen. Vale schien ihr gewachsen zu sein. Zum Teufel mit ihm.
    DerViscount schnaubte leise. „Dann dürfte das Problem ja geklärt sein."
    „Nicht unbedingt."
    Fragend hob Vale die Brauen.
    Die Kutsche fuhr in eine Kurve und schwankte so sehr, dass Sam rasch nach dem Lederriemen griff, der von der Decke baumelte. „Sie will wissen, was passiert ist, wie Reynaud gestorben ist."
    „Ach herrje." Vale schloss gequält die Augen.
    Sam wandte sich ab. Insgeheim hatte er gehofft, dass Vale Lady Emeline nicht liebte, dass ihre Verlobung aus rein praktischen Erwägungen erfolgt war. Dies schien nicht der Fall zu sein.
    „Sie dürfen es ihr nicht sagen", meinte Vale. „Es gibt keinen Grund, warum sie davon erfahren und fortan mit diesem Bild des Schreckens leben müsste."
    „Ich weiß", murmelte Sam.

    „Dann haben wir uns ja verstanden."
    Sam nickte kurz.
    Vale musterte ihn und wollte gerade etwas sagen, da kam der Wagen ruckelnd zum Stehen. Er schaute aus dem Fenster, und was er hatte sagen wollen, blieb ungesagt.
    „In welch reizende Gegend Sie mich gelockt haben", meinte er stattdessen.
    Sie befanden sich in den Elendsvierteln des Londoner Ostens. Die baufälligen, zerfallenen Häuser standen hier so dicht, dass man bisweilen seitwärts gehen musste, um sich zwischen den Gebäuden hindurchzuschlängeln. Den Rest des Weges würden sie folglich zu Fuß zurücklegen müssen.
    Sam hob höflich die Brauen. „Wenn Sie sich fürchten, können Sie gern in der Kutsche auf mich warten."
    Vale schnaubte verächtlich.
    Der Schlag wurde geöffnet, und ein Lakai machte den Tritt bereit. Als sie aus dem Wagen stiegen, runzelte er besorgt die Stirn. „Soll ich Sie begleiten, Mylord? Keine gute Gegend hier."
    „Uns passiert schon nichts." Vale gab seinem Diener einen jovialen Klaps auf die Schulter. „Passen Sie gut auf die Kutsche auf, bis wir wieder zurück sind."
    „Wird gemacht, Mylord."
    Sam ging voraus und bog in eine finstere Gasse ein.
    „Recht hat er", brummte Vale hinter ihm. „Keine gute Gegend. Müssen wir wirklich Ned Allen besuchen?"
    „Uns bleibt kaum eine Wahl", erwiderte Sam. „Wie Sie wissen, gab es kaum Überlebende. Und Allen gehörte immerhin zur Offiziersriege. "
    „Kaum Überlebende", murmelte Vale - dann platschte es laut, und er fluchte herzhaft.
    Sam verkniff sich ein Grinsen. „Was ist eigentlich aus diesem Lieutenant geworden?
    Horn hieß er, oder?"
    „Matthew Horn. Bereist gerade den Kontinent, wurde mir gesagt."
    „Und unser Naturkundler?"
    „Munroe?" Vale gab sich alle Mühe, betont beiläufig zu klingen, doch Sam wusste, dass ihm seine Aufmerksamkeit nun sicher war.
    Sie kamen in einen kleinen Innenhof, und Sam schaute sich flüchtig um. Die Häuser sahen allesamt aus, als wären sie einst nach dem großen Feuer in aller Eile errichtet worden und schon wieder dem Zerfall preisgegeben. Sie neigten sich bedenklich in den winzigen Hof, der, dem Geruch nach zu urteilen, auch der Abort zu sein schien.
    „Der Mann, der mit Ihnen zusammen überlebt hat", sagte Sam, um Vale etwas auf die Sprünge zu helfen. Ein Zivilist hatte das Regiment zu naturkundlichen Erkundungszwecken begleitet, ein stiller Schotte, der bei dem Überfall von den Wyandot gefangen genommen worden

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