Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
Vom Netzwerk:
kalte Grauen, das ihn immer erfasste, wenn er daran dachte. Sie meinte doch nicht etwa ... „Dir wovon nicht erzählt?"
    „Du weißt ganz genau, was ich meine." Gereizt presste sie die Lippen zusammen.
    „Nie redest du mit mir. Nie ..."
    „Wir reden doch gerade."
    „Aber du sagst ja trotzdem nichts!", rief sie ungehalten und sah zugleich bekümmert aus. „Du sagst nicht einmal dann etwas, wenn man schreckliche Anschuldigungen gegen dich vorbringt. Als wir letzte Woche im Garten waren, hätte Mr. Thornton dich beinah einen Feigling genannt, aber du hast nicht ein Wort dagegen gesagt.
    Warum kannst du dich nicht wenigstens verteidigen?"
    Er tat es mit einem verächtlichen Lächeln ab. „Was Leute wie Thornton sagen, ist keine Erwiderung wert."
    „Du schweigst also lieber und lässt solche Anschuldigungen auf dir sitzen?"
    Er schüttelte den Kopf. Was er getan hatte, würde er ihr nie erklären können.
    „Samuel, ich bin nicht diese Leute. Selbst wenn du dich anderen gegenüber nicht rechtfertigen willst, so solltest du doch mit mir reden. Wir sind die Einzigen, die von unserer Familie geblieben sind. Onkel Thomas ist tot. Und als Vater und Mutter gestorben sind, war ich noch so jung, dass ich mich ihrer kaum erinnern kann.
    Verstehst du denn nicht, dass ich bei dir sein möchte? Dass ich wissen will, was mein Bruder im Krieg hat durchmachen .müssen?"
    Nun war es an ihm, aus dem Fenster zu starren. Er schluckte schwer. Übelkeit stieg in ihm auf. Ihm war, als könne er den Angstschweiß sterbender Männer in der Enge der Kutsche riechen, doch natürlich wusste er, dass sein Verstand ihm nur einen arglistigen Streich spielte. „Es ist nicht leicht, über den Krieg zu reden."
    „Ich habe andere Männer darüber reden hören", beharrte sie sanft. „Kavallerieoffiziere, die sich ihrer Eroberungen rühmen, Matrosen, die von großen Schlachten auf See berichten."
    Er schnaubte leise. „Die haben auch nicht ..."

    „Was haben sie nicht?" Gespannt beugte sie sich vor, als hoffe sie, ihm endlich die Worte zu entlocken, die sie hören wollte. „Erzähl es mir, Samuel."
    Er hielt ihrem Blick stand, obwohl es ihm geradezu körperliche Qualen verursachte.
    „Soldaten, die mitten im Kampf geschehen waren, Soldaten, die den Atem eines anderen gespürt haben, ehe sie ihn ..." Er schloss gequält die Augen. „Diese Soldaten sprechen selten über das, was sie erlebt haben. Das ist nichts, woran man sich gern erinnern möchte. Es tut zu weh."
    Nach einem kurzen Schweigen fragte sie flüsternd: „Aber worüber kannst du denn reden? Es muss doch etwas geben, das du mir erzählen kannst."
    Er sah sie nur an und wusste nicht, was er sagen sollte. Dann aber kam ihm eine vergleichsweise harmlose Erinnerung, die ihm ein wehmütiges Lächeln entlockte.
    „Über den Regen."
    „Was?"
    „Wenn es während des Marsches regnet, gibt es kein Entkommen. Du wirst nass bis auf die Knochen. Die Kleider werden nass, die Vorräte werden nass, der Weg unter deinen Stiefeln wird zu einer Schlammhalde, und dann fangen auch schon die Ersten an auszurutschen. Und wenn einer fällt, dann zieht er gleich ein halbes Dutzend mit, das ist die Regel. Die Uniformen, die Haare, die Gesichter - alles voller Matsch und Schlamm."
    „Aber nachts kann man doch bestimmt ein Zelt aufstellen?"
    „Kann man, aber bis dahin ist auch das Zelt durchnässt, und der Boden ist ein einziges Meer aus Schlamm, auf dem das Zelt kaum Halt findet, sodass man sich letztlich fragt, ob es nicht besser wäre, gleich unter freiem Himmel zu schlafen."
    Als sie ihn anlächelte, wurde ihm ganz warm ums Herz. „Armer Samuel! Wer hätte gedacht, dass ein Soldat so viel Zeit in Matsch und Schlamm verbringt? Ich hatte mir immer vorgestellt, du würdest eine Heldentat nach der anderen vollbringen."
    „Meine Heldentaten hatten meist mit einem Kessel zu tun."
    „Mit einem Kessel?"
    Er nickte und lehnte sich nun entspannt zurück. „Nach einem langen Tagesmarsch durch Schlamm und Regen war auch unser gesamter Proviant nass, einschließlich des Mehls und der getrockneten Erbsen und Linsen."
    Sie rümpfte die Nase. „Nasses Mehl?"
    „Nass und verklumpt. Manchmal mussten wir damit eine ganze Woche auskommen."
    „Ist es nicht geschimmelt?"
    „Doch, meistens. Am Ende der Woche hatte das Mehl stets einen sehr appetitlichen Grünschimmer."
    „Oh." Sie hielt sich die Hand vor die Nase, als rieche sie verdorbenes Mehl. „Und dann?"
    Er beugte sich vor und raunte ihr verschwörerisch

Weitere Kostenlose Bücher