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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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schon. Mit ein wenig Glück und ..."
    „Aber nicht sehr wahrscheinlich, oder?", fragte sie und sah auf.
    „Nein", erwiderte er leise. „Sehr wahrscheinlich ist es nicht, dass er es in England jemals zu Rang und Namen oder auch nur einem bescheidenen Vermögen bringt.
    Wer hier einmal Diener ist, wird meist auch als Diener sterben."
    Sie öffnete kurz den Mund, als wolle sie etwas sagen, schloss ihn dann wieder, presste die Lippen fest zusammen und sah stattdessen zum Fenster hinaus. Danach schwiegen sie erneut, aber diesmal war es ein einvernehmliches Schweigen. Sam schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück an den Sitz. Schläfrig sann er darüber nach, inwieweit die Frage seiner Schwester dem Diener O'Hare geschuldet war.
    Er schlummerte ein wenig, und als er wieder aufwachte, bogen sie gerade auf das Anwesen der Hasselthorpes ein.
    „Mein Gott, das ist ja riesig", flüsterte Rebecca hörbar eingeschüchtert.
    Da konnte Sam ihr nur zustimmen. Der Landsitz war in der Tat recht beeindruckend.
    Majestätisch thronte er am Ende einer langen Auffahrt, inmitten einer endlos scheinenden, frisch gemähten sattgrünen Rasenfläche, die ihn nur noch prächtiger zur Geltung brachte. Etliche Generationen hatten ihren Teil zu dem Prunkstück aus grauem Stein beigetragen. Die Fenster waren gotisch, die Kamine aus der Tudorzeit.
    Doch die vielfältigen Stile gaben nur Zeugnis davon, dass die Familie hier schon seit Jahrhunderten residierte. Vor dem Haus lief die Auffahrt in einem Rondell aus, wo bereits vier Kutschen standen, um elegante Gentlemen und Damen des ton abzusetzen.
    Samuel streckte sich und lächelte Rebecca aufmunternd zu. „Wir sind da."
    Der perfekte Tag für ein Picknick, dachte Emeline am nächsten Morgen. Die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau mit
    flauschig weißen Wölkchen. Es wehte ein laues Lüftchen, gerade nur so viel, dass es mit den Hutbändern der Damen spielte, ohne ihnen indes die Hüte vom Kopf zu wehen. Die Gentlemen machten allesamt eine gute Figur. Die Damen waren hübsch und reizend anzusehen. Das Gras war noch sommerlich grün und die Aussicht lieblich: sanft geschwungene Hügel mit ein paar pittoresk hingetupften Schafen.
    Mehr konnte man wirklich nicht verlangen.
    Oder vielmehr: Mehr sollte man nicht verlangen müssen, denn dummerweise hatte Lady Hasselthorpe den Wein vergessen. Der Gerechtigkeit halber sollte man vielleicht sagen, dass das Fehlen des Weins der Fehler der Haushälterin war, aber bekanntlich ließ sich vom Personal stets auf die Herrschaft schließen. Eine gute Hausherrin hielt sich eine fähige Haushälterin, wohingegen eine nachlässige Hausherrin sich mit einer Haushälterin zufriedengab, die den Wein einzupacken vergaß.
    Emeline seufzte. Komisch, wie durstig man auf einmal wurde, wenn man wusste, dass es nichts zu trinken gab. Zwei Diener waren ausgeschickt worden, den Wein zu holen, aber da man über eine halbe Stunde gelaufen war, um dieses liebliche Fleckchen zu erreichen, würde es wohl noch ein Weilchen dauern.
    Mit rosigen Wangen und fahrig flatternden Händen huschte Lady Hasselthorpe um ihre Gäste herum. Sie war eine bemerkenswerte Schönheit mit goldblondem Haar, hoher, makelloser Stirn und einer winzigen Rosenknospe von Mund, nur leider Gottes konnte ihr Geist nicht mit ihrer vortrefflichen Gestalt mithalten. Auf einem Ball hatte Emeline einmal das zweifelhafte Vergnügen gehabt, eine halbe Stunde in ihrer Gesellschaft zu verbringen. Es war die längste halbe Stunde ihres Lebens gewesen. Eine Unterhaltung in Gang zu bringen hatte sich als unmöglich erwiesen, da Lady Hasselthorpe außerstande war, auch nur einen einzigen Gedanken zu einem logischen Abschluss zu bringen.
    Oh, wie sehr Emeline sich wünschte, dass Melisande hier wäre! Aber Melisande würde erst morgen eintreffen. Überlautes Lachen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf eine kleine Gruppe von Gentlemen, in deren Mitte Jasper stand. Noch während sie die Herren beobachtete, löste er mit dem, was er erzählte, abermals brüllendes Gelächter aus. Lord Hasselthorpe stand etwas abseits und war allem Anschein nach in ein ernstes Gespräch mit seinem wohl wichtigsten Gast, dem Duke of Lister, vertieft. Sowohl Hasselthorpe als auch Lister waren einflussreiche Parlamentarier, und Emeline vermutete, dass ihr Gastgeber in der Politik noch nach Höherem strebte. Ihr entging nicht, wie Lister Jasper einen gereizten Blick zuwarf, den ihr Verlobter nicht einmal bemerkte. Der Duke war ein

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