0381 - In der Schlangengruft
Astaroth.
»Herr, ich werde mit Ssacahs Ablegern und den Dienern gehen. Ich werde diese Welt verlassen und niemandes Kreise mehr stören…«, sprudelte Panshurab hervor. »Ich habe Fehler gemacht, aber ich werde nie wieder…«
»Du Narr!« brüllte Astaroth. »Du bist ja dümmer als jener Teufel, der zwei Jahre lang einen Pakt mit dem Bauern schloß und im ersten Jahr Kartoffelstrünke und im zweiten Jahr Getreidewurzeln erntete!«
Er schüttelte Panshurab heftig durch.
»Ich verstehe nicht, was Ihr meint, Euer Magnifizenz…«
»Oh, LUZIFER, wie dumm kann eigentlich jemand sein, dem dein Stellvertreter die Führung eines Kultes überträgt?« seufzte Astaroth. »Ich will etwas ganz bestimmtes von dir hören, Wurm. Eine ganz bestimmte Aussage und Behauptung. Hast du aus eigenem Antrieb versucht, den Kult über Indiens Grenzen hinweg auszubreiten, oder hat dir jemand den Auftrag gegeben?«
Panshurab war zutiefst verwirrt. »Ich… ich… es war meine eigene Idee, mein Fehler, und ich…«
Astaroth ließ ihn los.
»Du bist wirklich ein Narr«, murmelte er. »Ich habe selten einen solchen Trottel gesehen wie dich. Ich glaube fast, daß du mit dieser Antwort deine Chance verspielt hast.«
»Aber, Herr«, stammelte Panshurab. »Ich dachte, Ihr wolltet die Wahrheit hören und würde deshalb…«
»Ich will dir sagen, was die Wahrheit ist«, erwiderte Astaroth. »Die Wahrheit ist, daß Eysenbeiß dich beauftragte, in die Domänen anderer Dämonen einzubrechen. Stimmt das?«
Panshurab schluckte wieder. Er fror immer noch. Hoch aufgerichtet stand Astaroth vor ihm und sah ihn drohend an, die Pranken erhoben. »Ein lautes ›Ja‹ könnte vielleicht dein Leben vorübergehend retten, Wurm«, knurrte Astaroth. »Eysenbeiß gab dir diesen Auftrag, oder?«
Panshurab zitterte vor Kälte und Angst. Damals hätte Eysenbeiß ihn töten können. Er hatte es nicht getan. Im Gegenteil, er hatte Panshurab die Chance seines untoten Lebens gegeben. Er hatte ihm Macht verliehen, die Gewalt über den Ssacah-Kult. Panshurab war Eysenbeiß verpflichtet. Und er ahnte, daß hinter den Kulissen ein Intrigenspiel eingefädelt worden war, in dem er jetzt mitmachen sollte. Er konnte sein Leben retten und Eysenbeiß verraten oder sterben. Verriet er Eysenbeiß, würde Astaroth diesem aus Panshurabs Antwort einen Strick drehen und ihn vielleicht zu Fall bringen, egal aus welchen Gründen. Panshurab kannte die Zusammenhänge nicht.
Aber würde er nicht mit Eysenbeiß ebenfalls fallen? Oder würde sich Astaroth seiner erinnern?
Aber wenn er loyal blieb, starb er hier und jetzt.
»Ja…«, krächzte er heiser.
»Das ist ja hochinteressant«, sagte Magnus Friedensreich Eysenbeiß.
***
In Caermardhin verstrich die Zeit. Sara Moon war indessen immer noch bewußtlos, als Nicole Duval etwas atemlos eintraf und Zamorra um den Hals fiel. »Ich bin froh, daß es funktioniert hat«, sagte sie. »Ihr hattet Probleme, nicht wahr? Fast wäre es schiefgegangen…wieso ist die Dhyarra-Aufladung nicht sofort wirksam geworden, als Ling die Burg betrat? Gab es da eine Art ›Zündverzögerung‹ oder so etwas?«
Neben Zamorra runzelte Sid Amos die Stirn. Nachdenklich sah er Nicole an. »Woher weißt denn du davon?« fragte er mißtrauisch.
Nicole stutzte. Siedendheiß fiel ihr ein, daß sie sich verplaudert hatte. Sie war doch nicht dabei gewesen! Daher konnte sie überhaupt nichts davon erfahren haben, denn sie war weder Hellseherin noch Telepathin! Und von den Zwillingen durfte sie doch nicht unbedingt sprechen. Auch Su Ling war vergattert worden, über die beiden Mädchen zu schweigen. Dadurch würde Amos erst gar nicht auf neugierige Gedanken kommen. Wenn er aber erfuhr, daß sie in der Nähe waren, würde er nach dem Warum fragen, vielleicht sogar engere Nachforschungen betreiben… und dabei würde ihm Uschis Schwangerschaft kaum verborgen bleiben. Su Ling selbst wußte davon nichts und konnte daher auch nichts verraten. Aber wenn erst überhaupt nicht von den Zwillingen gesprochen wurde, würde Amos ja wohl nicht einmal auf den Gedanken kommen, von sich aus Su Lings Gedanken zu sondieren. Warum sollte er schließlich?
»Sie weiß es von mir, denke ich«, sagte Zamorra. »Zwischen uns herrscht eine sehr enge geistige Verbindung. Das solltest du wissen, Sid.«
»Mhm«, machte der Ex-Teufel. »Wahrscheinlich.«
Nicole versuchte ihn abzulenken. »Wie hat es sich nun genau abgespielt?« wollte sie wissen. »Erzählt doch. Ich habe nur vage
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