0381 - In der Schlangengruft

Titel: 0381 - In der Schlangengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

Vom Netzwerk:

für die Befreiung dankbar und hatten versprochen, ihn deshalb so lange zu beschützen, bis er Ash’Cant verließ. Er hatte ihnen erklärt, daß er aus einer anderen Welt kam.
    Sie akzeptierten es, wenn sie auch nicht begreifen wollten oder konnten, wie das möglich war.
    Insgeheim spielte Ted für kurze Zeit mit dem Gedanken, sie mitzunehmen zur Erde. Dort waren sie jedenfalls vor der Versklavung sicher. Niemand würde ihnen mehr nachstellen. Sie würden ein besseres Leben führen können als in dieser Pseudo-Antike. Und Papiere für sie zu beschaffen, neue Identitäten aufzubauen… das würde sich alles irgendwie regeln lassen.
    Aber er kam von diesem Gedanken bald wieder ab. Sie entstammten einer völlig anderen Gesellschaft. Sie würden einen Kulturschock erleiden, wenn er sie zur Erde brachte. Er würde sich eher dieser primitiven Zivilisation anpassen können als jene der hochstehenden der Erde. Sie würden den Unterschied nicht verkraften. Etwas von ihnen würde immer ihrer Heimat verhaftet bleiben, und auch wenn sie äußerlich die Erde und ihre Zivilisation akzeptieren mochten, würden sie innerlich immer Fremde bleiben.
    Er hatte getan, was er nur eben tun konnte. Und hernach würden sie wieder für sich selbst sorgen müssen.
    Gerüchte wanderten wie Lauffeuer durch die Stadt. Die Brüder vom Blauen Stein würden von den Gardisten gejagt. Verhaftungen auf offener Straße seien an der Tagesordnung. Der König wolle die Bruderschaft vernichten.
    Ted wußte nicht, ob er darüber froh oder bedrückt sein sollte. Zum einen war er erleichtert, daß eine Sekte, die mit Sicherheit von der DYNASTIE DER EWIGEN ins Leben gerufen worden war und bestimmt nichts Gutes im Sinn hatte, von der Bildfläche verschwand. Zum anderen aber konnte er sich lebhaft vorstellen, was mit den Verhafteten geschah. In einem Feudalsystem wie diesem würden sie in den Kerkern verschwinden - oder im ungünstigeren Fall gefoltert und hingerichtet werden. Der Reporter fühlte sich einem unlösbaren Dilemma gegenübergestellt. Sie waren Menschen, und sie waren bestimmt nicht von Natur aus bösartig. Sie mochten fehlgeleitet sein. Mitläufer, die den Anführern gehorchten, weil das eben so bequem war. Die Problematik war nicht unbekannt. Das gab’s auf der Erde jeden Tag irgendwo.
    Ted hatte die Sklaven befreit; mußte er nicht auch versuchen den Brüdern wenigstens zu fairen Prozessen zu verhelfen?
    Sein Gefühl drängte ihn dazu. Aber sein Verstand sagte ihm, daß er nicht genug Einfluß dazu hatte. Er war ein Fremder. Man würde ihn nicht einmal anhören. Und wenn er die Kraft seines Dhyarra-Kristalls benutzte, um auf die Richter einzuwirken, würde er sich möglicherweise verraten und ebenfalls abgeurteilt werden. Immerhin war sein Stein ja auch blau.
    Zudem konnte die Sache lange dauern. Und Ted war nicht daran gelegen, länger als eben nötig in Ash’Cant zu verweilen. Er mußte zurück zur Erde. Dort wartete eine Aufgabe auf ihn. Er war von Zamorra gebeten worden, nach Wales zu kommen und dort zu helfen. Es war wichtig. Dorthin mußte er, so schnell wie möglich.
    So sagte er sich, daß Ash’Cant nicht seine Welt war. Er war hier nur ein Eindringling. Die Menschen hier waren vor Teds Erscheinen selbst mit ihren Problemen fertig geworden, und sie würden es auch nach seinem Verschwinden wieder tun. Er mußte sich damit abfinden, in einem bestimmten Fall eingegriffen zu haben und das reichte.
    Es war wichtiger, auf der Erde zu helfen. Denn dort brauchte jemand aus der Zamorra-Crew seine Unterstützung. Die aber war in der Lage, einem weit größeren Kreis von Menschen indirekt zu helfen, als wenn Ted hier blieb und sich um Einzelfälle kümmerte.
    Aber so recht glücklich wurde er mit dieser Entscheidung auch nicht… ein leichter Vorwurf würde immer Zurückbleiben.
    Hätte er nicht vielleicht doch…?
    ***
    Jetzt hockte er an der Stelle, wo er das Weltentor beobachtet hatte. Nichts deutete darauf hin, daß es überhaupt existierte. Aber Ted wußte, daß es da war. Er bat seine »Leibwächter«, sich etwas zurückzuziehen. Nicht, daß es ihn gestört hätte, wenn sie ihn bei seinem Experiment beobachteten. Aber er wollte sich nicht überraschen lassen. Die Auseinandersetzung mit den beiden Brüdern vom Blauen Stein, die er am späten Vormittag hatte, reichte ihm. Und wenn seine Beschützer sich weiter von ihm entfernt befanden, konnten sie auch Ankömmlinge früher bemerken und sie fernhalten.
    Ganz gleich, ob es rachsüchtige