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0381 - In der Schlangengruft

0381 - In der Schlangengruft

Titel: 0381 - In der Schlangengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sklavenjäger würden noch lange an diesen Tag denken. Das Fiasko konnte kaum größer sein. Kein einziger der Entflohenen war mehr erwischt worden. Mit dem sicheren Instinkt des gehetzten Wildes waren sie alle in der Stadt untergetaucht und vorerst unauffindbar. Ted nahm an, daß es eine Frage von Aufwand und Nutzen war, ob man die Garde einsetzen würde, um nach ihnen zu suchen. Aber da wollte Ted erst noch etwas anderes unternehmen.
    Jenen, die vor seinem Eintreffen schon verkauft worden waren, konnte er zwar nicht mehr helfen. Es überstieg selbst seine Möglichkeiten, jeden Haushalt in ganz Faronar zu durchforschen und die Sklaven zu befreien. Aber der Anführer der Sklavenkarawane vermißte plötzlich die große Kassette, in der die Kaufsummen deponiert worden waren. Das machte das Maß der Katastrophe für die Karawane endgültig voll. Nicht ein winziges Kupferstück Gewinn hatte ihnen diese Aktion gebracht, nur Ärger, Verwundungen und drei Tote.
    Ted Ewigk aber machte sich mit der Kassette unter dem Arm davon. Er ahnte, daß er zumindest einige der entflohenen Sklaven in jenem verfallenen Stadtviertel finden würde. Ihnen wollte er die Geldkassette geben. Der Inhalt konnte ihnen helfen, sich Kleidung zu kaufen, Nahrung… es reichte allemal, selbst rund hundertfünfzig hungrige Mäuler vorübergehend zu stopfen. Was dann geschah, war nicht mehr Teds Sache. Die Befreiten mußten dann für sich selbst sorgen. Mehr als diese »erste Hilfe« konnte er ihnen nicht bieten.
    Immerhin wollte er ja nach Möglichkeit das Weltentor wieder öffnen. Er hatte also durchaus auch sein eigenes Problem. Ihm war klar, daß er in Ash’Cant allgemein und Faronar speziell Sitten und Gebräuche nicht ändern konnte. Die Sklaverei war hier üblich. Sie abzuschaffen, brauchte es entweder einen Bürgerkrieg wie vor rund hundertfünfundzwanzig Jahren in den USA, oder besser noch eine Umorientierung in der breiten Masse der Bevölkerung. Ted konnte nur das Leid einiger weniger etwas lindern. Aber das war auch schon etwas.
    Er fühlte eine eigenartige Zufriedenheit in sich.
    Wer auch immer von der DYNASTIE DER EWIGEN dafür verantwortlich war, daß er hierher gelangt war - schlußendlich war es doch gut gewesen…
    ***
    In der Grube wimmelte es von Schlangen.
    Mansur Panshurab empfand weder Ekel noch Furcht. Er genoß den Anblick der wimmelnden Reptile. Es mochten schätzungsweise fast hundert Stück sein. Die Kobras schienen sich wohl zu fühlen, obgleich sie auf engem Raum zusammengedrängt waren. Die Grube durchmaß etwa zwanzig Meter und war gut fünf Meter tief angelegt. Die Wände waren glatt. Ein Mensch, der dort hineinstürzte, wäre rettungslos verloren gewesen.
    Aber hier gab es keine lebenden Menschen mehr. Wer sich in der Umgebung des Tempels aufhielt, war von Ssacahs Ablegern gebissen und ein untoter Diener des Schlangenkultes.
    Die Grube befand sich in der Mitte einer kleinen Lichtung. Man hatte hier ein Stück Wald gerodet, um diese Grube anzulegen. Denn hier war der Boden einigermaßen eben. Nur wenige Meter weiter ging es schon wieder steil bergan. Daß sich hartes Gestein unter einer dünnen Erdschicht befand, hatte die Diener des Ssacah-Kultes nicht gestört. Sie besaßen enorme Körperkräfte und eine schier unglaubliche Ausdauer. So war die Arbeit relativ schnell vorangeschritten.
    In dieser Grube befanden sich allerdings nicht nur lebende Kobras, sondern auch einige der Messing-Skulpturen, die bei Bedarf zu magischem Leben erwachen konnten. Ssacah-Ableger! In regelmäßigen Abständen mußten ihnen Opfer gebracht werden, damit sie ihre Kräfte nicht verloren.
    Panshurab war diesmal nicht gekommen, um die Ableger zu einem Opfer-Ritual zu holen. Er wollte von Ihnen Auskunft über Ssacahs Trick, in eine andere Dimension zu gelangen.
    Der Inder kauerte sich neben der Grube nieder und sah nach unten. Er rief die Messing-Kobras an, um sie zu wecken.
    In die bisher starr auf dem Boden der Grube liegenden metallischen Figuren kam Bewegung. Einige der Schlangen hoben die Köpfe. Sie veränderten sich und begannen zu wachsen. Ursprünglich zusammengerollt und unterarmlang, blähten sie sich jetzt auf und erlangten eine Körperlänge von mehreren Metern. Ihre dreieckigen Schädel pendelten auf den hochgereckten Vorderkörpern hin und her. Die spitzen gespaltenen Zungen witterten.
    Panshurab gab Zischlaute von sich. Er formte sie sorgfältig. Er unterhielt sich mit Ssacahs Ablegern in der Schlangensprache, in einer

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