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0382 - Claudines Schreckensnacht

0382 - Claudines Schreckensnacht

Titel: 0382 - Claudines Schreckensnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht sein Problem. Er bezahlte die Firma dafür, daß sie es löste, egal wie.
    Er vergrub den Klingelknopf unter seinem Daumen. Im Haus rührte sich nichts. Nach ein paar unruhigen und ungeduldigen Minuten umrundete er es einmal. Hinter einem Fenster brannte Licht, hinter einem anderen nur ein schwacher, flackernder Schein wie von einer Kerze.
    Was geschieht da? fragte er sich und ging wieder nach vorn, um erneut anhaltend zu klingeln. Es war schwer vorstellbar, daß die Focaults schon schliefen, während noch Licht brannte - und der Lärm auf der Straße mußte sie auch wachhalten.
    Endlich, als Zamorra schon überlegte, wie er am besten in das Haus hineinkam, hörte er von drinnen Schritte, dann wurde die Haustür geöffnet.
    Birgit Focault sah blaß aus. Dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren geröteten Augen ab. »Ja?« sagte sie tonlos, dann erkannte sie Zamorra. »Sie schon wieder? Was wollen Sie noch?«
    »Ich will etwas tun«, sagte er. »Ich will versuchen, Claudines Psi-Feld zu blockieren oder einzukapseln.«
    »Sie sind ein Narr, Professor«, sagte die Frau müde. »Deshalb sind Sie zurückgekommen? Ich glaube nicht, daß Sie etwas tun können.«
    »Schläft Claudine schon?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie.
    »Dann lassen Sie mich doch bitte herein, und lassen Sie mich entweder zu Claudine, oder rufen Sie sie her«, bat er.
    Sie trat einen Schritt zur Seite und gab den Weg frei. »Bitte, Gehen Sie. Das Zimmer ist oben.«
    Er nickte überrascht. »Ich weiß; ich hab’s ja vorhin gesehen.« Es wunderte ihn, daß sie ihn einfach zu ihrer Tochter gehen ließ, nachdem ihr Mann vorhin noch so heftig dagegen protestiert hatte. Dann aber erkannte er den Fatalismus in ihr, die Resignation. Ihr war alles gleichgültig geworden.
    Er ging zur Treppe und sah die offene Küchentür. Er sah Henri Focault und die Flasche. »Hat er die ganz allein leer gemacht?« fragte er leise.
    Birgit Focault erschrak. Offenbar begriff sie erst in diesem Moment, daß ihr Mann sich völlig betrunken hatte. Sie starrte Zamorra aus großen Augen an, dann stürmte sie an den Küchentisch. Sie umklammerte die leere Flasche.
    »Die - die war noch fast voll! So voll…«, und sie deutete den ehemaligen Flüssigkeitspegel dicht unter dem Flaschenhals an. »Oh, Himmel, und er verträgt doch gar keinen Alkohol… Henri! Henri, was hast du getan?«
    »Versuchen Sie ihn wachzubekommen«, sagte Zamorra. »Wenn es nicht gelingt, laufen Sie am besten hinüber zu Lafayette und bitten ihn, einen Arzt anzurufen.« Er eilte die Treppe hinauf. Der seltsame Drang in ihm, die Ahnung, daß es auf jede Sekunde ankam, wurde immer stärker.
    Die Tür zu Claudines Zimmer war nur angelehnt.
    Zamorra war auf einen neuen Poltergeist-Angriff gefaßt. Aber nichts geschah. Er betätigte den Lichtschalter.
    Das Zimmer war verlassen. Claudine war nicht hier.
    Zamorra stürmte wieder die Treppe hinunter. »Claudine ist nicht hier«, sagte er. »Wissen Sie, wohin sie gegangen ist?«
    Ihre Augen weiteten sich. »Wie? Was sagen Sie?«
    Zamorra faßte die Frau an den Schultern und rüttelte sie. »Claudine ist fort«, wiederholte er eindringlich. Er glaubte nicht, daß sie sich irgendwo anders im Haus befand. »Wohin kann sie gegangen sein? Zu - dem jungen Lafayette?«
    Stumm schüttelte Birgit den Kopf. Das Begreifen kam nur langsam. Dann aber sank sie einfach zusammen. Zamorra konnte sie gerade noch auffangen.
    Er trug sie ins Wohnzimmer und legte sie auf die Couch. Dann kümmerte er sich um Henris Zustand. Es sah nicht so aus, als hätte der Mann eine Alkoholvergiftung. Dennoch konnte ein Arzt nicht schaden. Zamorra verließ das Haus, ließ die Tür aber nur angelehnt, weil jetzt drinnen niemand wach war, um zu öffnen, und lief zu Lafayettes Haus hinüber. Er klingelte den Posthalter heraus. Der zeigte sich ungehalten. »Es ist schon nach zehn«, polterte er. »Was fällt Ihnen ein?«
    »Rufen Sie einen Arzt an und schicken Sie ihn zu den Focaults«, sagte Zamorra hastig. »Ist Ihr Sohn zu sprechen?«
    Vielleicht kannte Norma Lafayette Claudine gut genug, um zu ahnen, wohin sie sich gewandt hatte.
    »Sie sind ja verrückt! Lassen Sie meinen Sohn in Ruhe!« rief Lafayette wütend und schlug die Tür zu. Aber dann ging unten in der Poststube Licht an. Wenigstens rief er den Arzt an, dachte Zamorra erleichtert.
    Er sah die Straße entlang. Die Männer an seinem Wagen waren mit dem Verladen fertig und kümmerten sich jetzt um den Motor. Sie versuchten ihn auf ein

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