0382 - Höllen-Friedhof
darüber einen dunkelblau schimmernden Blazer mit breiten Schultern, so daß sie fast eckig wirkte. Auch ihr Haar war kürzer geschnitten. In lockeren Strähnen lag es auf dem Kopf.
»Es geht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Rück schon raus mit der Sprache, Suko! Du hast dich geärgert.«
»Ja.«
»Und worum ging es?«
Der Inspektor nahm Platz. Dabei schielte er auf die halbgefüllte Teekanne aus Glas.
Glenda verstand den Wink. Lächelnd schenkte sie Suko eine Tasse ein und reichte sie ihm rüber. Erst als Suko einen Schluck getrunken hatte, rückte er mit der Sprache heraus. Glenda hörte zu und gab nach seinem Bericht ihren Kommentar ab.
»Du wirst mich zwar steinigen wollen, aber irgendwie kann ich Sir James verstehen.«
»Aha.«
»Nichts aha.« Sie beugte sich vor. »Diese Sicherheitsanlage in seiner Wohnung ist doch lebensgefährlich. Ihr dient dem Gesetz, so etwas könnt ihr euch nicht erlauben.«
»Es stimmt«, gab auch Suko zu.
»Wann holst du den Würfel?«
Der Chinese schaute auf seine Uhr. »Bis zum Feierabend sind es noch zwei Stunden. Liegt eigentlich etwas an?«
»Willst du früher gehen?«
»Ja.«
»Und von John hast du nichts gehört?«
Suko stand auf und holte seinen dünnen Sommerblouson vom Haken. »Weder Sir James noch ich haben eine Nachricht bekommen. Der scheint sich in Prag zu amüsieren.«
Glenda fing den »Ball« auf, den ihr Suko zugeworfen hatte. »Damit kannst du mich nicht ärgern.«
»Will ich auch nicht.« Er nickte der Sekretärin zu. »Okay, dann bis morgen, Glenda.«
»Bestelle Shao schöne Grüße.«
Suko hob die Hand. »Mach ich.«
Er war auch an diesem Tag mit seiner Harley gekommen. Sein Nierengurt steckte in einer Gepäcktasche. Ihn legte er noch an und setzte auch den Helm auf.
Der satte Sound der Maschine törnte ihn an. Er drehte noch eine Runde auf dem Hof, bevor er sich in den fließenden Verkehr einordnete. Shao war nicht in der Wohnung, als er eintraf.
Sie hatte auch keine Nachricht hinterlassen, wo sie steckte. Suko machte sich trotzdem keine Sorgen, da er früher als gewöhnlich nach Hause gekommen war und von seiner Partnerin nicht erwarten konnte, daß sie auf ihn wartete. Wahrscheinlich war sie einkaufen.
Sie kam auch schnell zurück. Nicht einmal zwanzig Minuten später war sie da und blieb mit erstauntem Gesicht auf der Schwelle zum Wohnraum stehen, als sie Suko im Sessel sitzen und auf die Mattscheibe starren sah, wo ein Sprecher Nachrichten verlas.
»Du schon?«
»Wie du siehst.«
Sie kam langsam näher. Dabei schüttelte die Chinesin mit den langen, schwarzen Haaren den Kopf. »Hattest du keine Lust mehr, oder steht wieder eine Reise an?«
»Das erste stimmt fast, das zweite nicht.« Suko folgte Shao in die Küche. Er schaute zu, wie sie die gekauften Dinge im Kühlschrank verstaute. Dabei erzählte er.
Shao verhielt sich ähnlich wie Glenda. »Weißt du was«, sagte sie und sah Sukos Kopf schütteln. »Ich bin froh, wenn das verdammte Ding aus Johns Wohnung verschwindet.«
»Weshalb denn?«
»Der Würfel bringt nur Ärger.«
»Sei froh, daß wir ihn haben.«
»Im Prinzip schon. Ich weiß ja, daß ihr damit die Kräfte des anderen neutralisieren könnt. Trotzdem, Suko, du darfst nicht vergessen, wer sich alles auf die Fersen des Würfels gesetzt hat. Da sind doch verdammt viele hinter ihm hergewesen.«
»Samaran, dieser Kamikaze…«
»Ja, das…« Shaos Blick wurde plötzlich starr. Gleichzeitig preßte sie die Lippen zusammen.
»Was ist los?« fragte der Inspektor.
Sie hob die schmalen Schultern. »Mir ist da irgendwie etwas durch den Kopf gegangen, als du den Namen dieses komischen Kami…«
»Was denn?«
Sie schaute Suko direkt an und fragte: »Wie sieht der Kerl eigentlich aus?«
Der Inspektor lachte. »Eigentlich ist er nicht zu übersehen. Kantig, breit und muskulös. Ein Brocken, vor dem ich mich sogar fürchten könnte. Der hat mich an diesem alten Hotel niedergeschlagen, da machte ich gar nichts gegen.«
»Kannst du ihn genauer beschreiben?«
»Knochiges Gesicht, blondes Haar wohl, das zu einem Pferdeschwanz im Nacken zusammengebunden ist.«
»Und das stimmt?«
»Es sei denn, er ist zu einem Friseur gegangen.«
Shao schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Suko, dann habe ich ihn gesehen und er mich auch.«
»Was?« Nach diesen Worten war selbst Suko erregt. Er faßte Shao an beiden Schultern an und schaute ihr scharf in die Augen. »Wo ist das gewesen?«
»Am Supermarkt.«
Suko drückte seine.
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