0383 - Handgepäck mit Todesblüten
etwas höher!«
Es war eine verteufelt unangenehme Lage.
Die Schultermuskeln begannen langsam zu schmerzen.
»Hoffentlich hast du überhaupt einen Führerschein«, sagte ich.
»Deine Sorgen möchte ich auch mal haben«, erwiderte er. »Mir wäre es auf meiner letzten Fahrt völlig gleich, ob ein Cop oder ein Esel am Steuer sitzt.«
»Dir fehlen eben Manieren«, brummte ich, doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Mach den Kofferraum auf«, befahl er.
Ich ging die zwei Schritte bis zum Heck des Wagens und drückte auf den Knopf. Sofort sprang der Deckel auf.
Obwohl der Lack glänzte, wie mit der Speckschwarte eingerieben, konnte ich das Spiegelbild meines Bezwingers nicht erkennen.
Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich nur eine lange Gestalt, in einen dunklen Anzug gekleidet.
Einzelheiten waren nicht zu erkennen.
»Einsteigen, Kopf nach vorn! Wenn du einen Blick riskierst, knallt es.«
Gehorsam stieg ich ein und rollte mich wie ein Rollmops zusammen. Sorgfältig war ich darauf bedacht, den Kopf in Richtung Sitzbank zu halten.
Man soll schießwütige Gangster nicht reizen.
Es wurde schlagartig dunkel, als der Deckel mit Wucht niederklappte und einrastete. Zum Glück war der Raum hoch genug, södass ich keine Beule bekam.
Ich hörte, wie der Kofferraum abgeschlossen wurde. Ohne Werkzeug war das Schloss von innen nicht zu sprengen.
Soweit es die beengte Lage zuließ, suchte ich sofort nach dem Bordwerkzeug. Wenn der Killer es nicht herausgenommen hatte, musste ich wenigstens einen Schraubenzieher finden.
Leider suchte ich vergeblich. Ein paar alte, ölgetränkte Putzlappen kamen mir zwischen die Finger, sonst nichts. Tastend glitten meine Hände umher.
Weder eine Zange noch einen Schraubenschlüssel fand ich.
Sogar das Abschleppseil war herausgenommen worden. Ein pedantischer Mensch, dieser Verbrecher, dachte ich grimmig.
***
Als der Motor angelassen wurde, erlebte ich eine böse Überraschung. Zuerst fiel mir das besonders laute Motorengeräusch auf, das so gar nicht zu diesem fast neuen Wagen passte. Aber bald wurde mir der teuflische Plan klar.
Irgendwo befand sich ein Loch im Kofferraum, an das das Auspuffrohr angeschlossen war. Die' Abgase strömten direkt in mein abgeschlossenes Gefängnis.
Der Wagen rumpelte offenbar im ersten Gang den schlechten Weg in Richtung Ufer entlang.
Fieberhaft suchte ich das Loch, durch das die Abgase einströmten. Aber noch war der Motor kalt, sodass ich nicht einmal feststellen konnte, aus welcher Richtung die Gase kamen.
Ich spürte Hustenreiz. Dann merkte ich, dass es in Kniehöhe warm wurde. Da ich verkrümmt im Wagen lag, stießen die Knie fast an die Trennwand zwischen Fahrerraum und Kofferraum.
Ich tastete sofort danach und fand das Loch im Wagenboden, dicht hinter der Trennwand. Fast zwei Zoll breit war die Öffnung.
Ich versuchte den Handballen daraufzupressen, musste ihn jedoch sofort wieder zurückziehen, wenn ich ihn nicht rösten wollte.
Die Gase waren heiß.
Dann erinnerte ich mich der Lappen. Ich erwischte gleich zwei und drehte ein Knäuel aus dem Wollstoff. Ungeachtet der Hitze schob ich den Stoff in das Rohr und drückte nach Kräften nach.
Leider konnte ich nicht mit voller Kraft arbeiten, da ich das Loch nur mit den Fingerspitzen erreichte. Als ich gerade glaubte, es würde halten, flog der Lappen mit einem dumpfen Plopp aus der Öffnung.
Der Druck der Achtzylindermaschine war zu groß.
Es wurde mir schon schwindlig, und ich musste die Augen schließen, da sie zu tränen begannen.
Verzweifelt trommelte ich mit den Fäusten gegen das Blech.
Mit dem Ellbogen blieb ich an etwas Spitzem hängen, als ich die Jacke über den Kopf zog, um wenigstens eine geringe Filterwirkung zu haben.
Das Ventil!, schoss es mir durch den Kopf. Direkt hinter mir befand sich das Reserverad.
In fieberhafter Eile schraubte ich die Ventilkappe ab und drehte sie um. Mit dem Einschnitt fuhr ich in die Ventilhülle und drehte das eigentliche Ventil los.
Mit einem Zischen strömte frische Luft über mein Gesicht, und gierig füllte ich die Lungen.
Ich drosselte den Luftstrom so, dass er möglichst lange hielt. Da ich mich mit dem Gesicht direkt an der Frischluftquelle befand, konnte ich es noch eine Zeit lang aushalten.
Die abgestandene Reifenluft kam mir so köstlich vor wie einem Verdurstenden der erste Schluck Wasser.
Als der Reifendruck etwas nachließ, konnte ich das Rad bewegen. Es war vorher von oben angeklemmt gewesen, ließ sich jetzt
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