0383 - Handgepäck mit Todesblüten
Buschbestand.
Der Buick hatte die vorletzte Kehre erreicht. Die Straße führte noch fünfzig Schritt geradeaus, beschrieb dann eine Haarnadelkurve und lief im flachen Gelände aus.
Diese letzte Kurve war etwas ausgebaut und von einem dünnen Holzgeländer umgeben. Dahinter ging es senkrecht etwa zehn Yards zum Wasser hinab.
Die Bremslichter glühten auf, der Buick stoppte. Nach einer halben Minute stieg der Fahrer aus.
Er war etwa fünfhundert Schritt entfernt. Sein Gesicht konnte ich leider nicht erkennen.
Er drückte sich den Hut in die Stirn, dann griff er in den Wagen. Offenbar hatte der Kerl jetzt die Handbremse gelöst.
Unbeweglich blieb er neben dem Wagen stehen und sah zu, wie er sich in Bewegung setzte und zu rollen begann.
Als der Mann plötzlich zusammenzuckte, grinste ich. Jetzt war der Wagen an ihm vorbei, und er hatte den halb offenen Kofferraum gesehen.
Wie eine gestartete Atlas-Rakete schoss der Kerl vorwärts und versuchte den Wagen noch einzuholen. Er kam zwar auf gleiche Höhe, konnte aber die Tür nicht mehr öffnen.
Immer schneller werdend, rollten die zwei Tonnen Chrom und Blech auf das Geländer zu. Um nicht mitgerissen zu werden, musste der Mörder loslassen.
Ich konnte mir seine Gefühle gut vor stellen.
Es krachte, als der Wagen das Geländer durchbrach. Holzteile flogen durch die Luft, dann senkte sich das schwere Fahrzeug.
Es gab ein gewaltiges Aufspritzen.
Gluckernd drang das Wasser ein, dann versank der Buick.
Nur ein paar Wellen zeigten die Stelle an, die der Mörder mir als Grab ausgesucht hatte.
***
Nachdem Phil sich beim Polizeihauptquartier hatte absetzen lassen, fischte er sich zuerst den Zettel aus der Tasche, den er bei Stratton im Terminkalender entdeckt hatte. Er faltete das Papier auseinander und sah verblüfft auf eine Skizze.
Ein paar Straßennummern und etliche Pfeile waren eingezeichnet. Ein dicker Punkt markierte eine Stelle.
Das Ganze sah fast so aus wie Plan, der zu einem vergrabenen Schatz führt.
Phil stürmte in den Bereitschaftsraum und studierte die große Wandkarte. Dort waren alle Straßennummern eingezeichnet.
Ein Beamter, der sich in der Gegend auskannte, half ihm bei der Suche. Es dauerte nicht lange, und sie hatten festgestellt, dass die Stelle in der Nähe von Danbury liegen musste.
»Hier, das muss der Weg sein«, sagte der Beamte und deutete auf einen eingezeichneten Feldweg am Südufer des Candlewood Lake.
»Stehen dort Häuser?«, fragte Phil unvermittelt.
»Soviel ich weiß, nur Wochenendhütten und Bootshäuser.«
»Okay, ich starte sofort. Habt ihr einen Funkwagen frei?«
Von der Bereitschaftszentrale lieh sich Phil einen Polizeiwagen. Er nahm den Beamten mit, der ihm den kürzesten Weg zeigen konnte.
Sie schalteten Rotlicht und Sirene ein und fegten los.
»Wenn diese Skizze von Stratton stammt, ist es ein unverzeihlicher Fehler von ihm, sie so offen liegen zu lassen«, knurrte Phil.
»Vielleicht geht er ab und zu zum Angeln dorthin«, sagte der Cop.
»Mit Geheimakten?«, zweifelte Phil, »Stratton gilt als korrekter Büromensch. Wenn er angelt, dann am Wochenende.«
Über den Highway 7 kamen sie schnell vorwärts. Die neunzehn Meilen bis Danbury legten sie in fünfzehn Minuten zurück.
»Rufen Sie doch mal die Zentrale an, ob sich Jerry inzwischen gemeldet hat«, sagte Phil, der am Steuer saß.
Stamford war nur noch schwach zu bekommen, da der dortige Sender keine große Leistung hatte.
»Probieren wir es über Danbury, die können ja telefonisch anfragen.«
Sie hatten Danbury sofort an der Strippe. Phil war über die Neuigkeit, die man ihm servierte erstaunt.
Er nahm das Mikrofon.
»Hallo, Jerry, wir sind in drei Minuten an der Kreuzung und warten dort auf dich.«
Er hängte nach der Bestätigung ein. Dann schoss der Polizeichevy noch schneller dahin.
***
Nachdem ich beobachtet hatte, wie der Mörder in Richtung Wasser verschwunden war, machte ich mich auf den Rückweg. Ich ging über freies Gelände, abseits der schlechten Straße. Ich hielt mich in der Richtung, in der die Überlandstraße liegen musste.
Mehr als zwei Meilen konnten es nicht sein. Ich spürte jedoch alle Knochen im Leib, sodass mir die Strecke doppelt so lang vorkam.
Ein Tramp, der sechs Monate unterwegs war, sah bestimmt gepflegter aus als ich in meinem ramponierten und ölverschmierten Anzug.
Unbehelligt erreichte ich die Hauptstraße. Am Meilenstein konnte ich feststellen, dass ich mich auf dem Highway
7 befand, ungefähr zwanzig
Weitere Kostenlose Bücher