0383 - Londons Gruselkammer Nr. 1
– leider. Vielleicht«, er stöhnte. »Sind sie schon tot. Schlimm umgebracht worden und…«
Suko legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Reden Sie nicht so«, sagte er. »So leicht stirbt es sich nicht.«
»Wenn Sie diese Grausamkeit bei den Männern gesehen hätten, würden Sie anders reden.«
»Ich kenne sie, denn wegen dieser Leute bin ich gekommen. Ich jage sie und will sie haben.« Suko hatte so scharf gesprochen, daß Heinz Gerber zusammenzuckte. »Dann ist es kein Zufall daß Sie hier…«
»Nein, es ist kein Zufall. Ich will die beiden. Koste es, was es wolle. Sie haben schon viel Unheil angerichtet.« Der Inspektor war der Meinung, genug gesagt zu haben. »Sie bleiben hier liegen, Mr. Gerber. Ich komme und bringe Ihre Familie zurück. Lebend, verstehen Sie!«
»Ja.«
Suko drückte sich hoch und ging weiter. Er hörte den Mann noch flüstern. Wahrscheinlich betete er. Es war auch am besten, diese fürchterliche Atmosphäre konnte sonst nicht ertragen werden.
Die Szenen allein waren schon schlimm und nervenaufpeitschend genug. Nun kam hinzu, daß sich zwei gnadenlose Killer diese Gewölbe als Mordstätte ausgesucht hatten. Eine furchtbare Sache, ein unglaublicher Alptraum.
Für die gezeigten Bilder aus der blutigen englischen Geschichte hatte Suko kaum Augen. Für ihn war es wichtiger, Kamikaze und Akim Samaran zu finden. Und es gab für beide genügend dunkle Verstecke innerhalb der einzelnen Gewölbe, denn wo kein Licht der Lampen hinfiel, herrschte eine gefährliche Düsternis.
Leider mußte Suko auch diese Stellen passieren. Er rechnete damit, aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden. Seine Waffe hatte ergezogen. Wer bei Kamikaze einen Sekundenbruchteil nur zögerte, war verloren.
Abrupt blieb er stehen, denn er hatte aus dem Hintergrund dieses Gewölbes Stimmen vernommen.
Sie klangen nur flüsternd, er konnte auch keine Worte verstehen, aber sie waren vorhanden, das spürte er sehr deutlich. Da redeten mehrere Menschen miteinander, und er glaubte auch, eine Frauenstimme aus ihnen herauszuhören.
Das mußte Uta Gerber sein.
Suko rann ein Schauer über den Rücken. Er spürte in seiner Kehle einen dicken Klumpen, obwohl er gleichzeitig auf gewisse Art und Weise beruhigt war. Wer sprach, war nicht tot.
Suko wollte weitergehen, als ihn ein anderer Vorgang abermals überraschte. Es geschah nicht sehr schnell, eher gemächlich, aber er war einfach nicht aufzuhalten.
Licht breitete sich aus.
Kein normales, sondern ein rotviolettes Glühen, das die gesamten Ecken und Winkel des unheimlichen Gewölbes erfaßte und auch die furchtbar zugerichteten Figuren in den Nischen nicht ausließ, wobei diese wie in Blut getaucht aussahen.
Es war schlimm.
Von einer Minute zur anderen hatte die Szenerie einen fremden Touch bekommen. Sie wirkte jetzt noch schauriger. Angst strahlte sie zudem ab.
Suko wußte Bescheid.
Wenn dieses Licht erschien, war es ein Zeichen für eine bestimmte Sache. Da hatte jemand die Kraft des Würfels eingesetzt. Also mußte er sich in den Händen Akim Samarans befinden.
Und noch etwas war dem Chinesen klargeworden. Nicht mehr der Spuk besaß den Würfel, sondern Akim Samaran. Ein Zeichen, daß er zur höllischen Offensive geblasen hatte…
Suko blieb nicht lange auf dem Fleck stehen. Er ging auf Nummer Sicher und bewegte sich einige Schritte zur Seite, denn er hatte einen kleineren Gang entdeckt. Einen querlaufenden Weg, der ihn in eine andere Nische führte, in der eine schreckliche Szene zu sehen war.
Auf einem Hauklotz lag der Körper des letzten in England geköpften Mannes. Simon Lord Lovat, ein Jakobiner, war auf dem Tower Hill am 7. April 1747 hingerichtet worden. Das nachgemachte Beil mit der blutigen Schneide lehnte noch in einer Ecke an der Wand. Und in einem Korb, der auf dem mit Stroh bedeckten Boden vor dem Hauklotz stand, lag ein Wachskopf.
Eigentlich für diese Ausstellung eine normale Sache, wäre nicht die Magie des Würfels hinzugekommen.
Sie erfaßte auch den Kopf.
Und der bewegte sich.
Zunächst lief nur ein Zucken durch das Gesicht. Die Augenlider waren schwer geworden. Er öffnete und schloß sie wieder, und dann bewegte sich der Wachsschädel.
Er schwebte!
Suko schaute aus großen Augen zu und nahm dieses unheimliche Bild in sich auf.
Er sah den Kopf, das Gesicht und den breiten Mund, der zu einem kasperartigen Grinsen verzogen war. Die Augen wirkten wie gemalt, die Pupillen lackiert, als der Kopf dem Chinesen entgegenschwebte und auch an ihm
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