0384 - Im Land des Satans
verfrüht. Töten konnte er sie immer noch, wenn sie auch nach längerem Aufenthalt unter der Einwirkung der schwarzmagischen Strahlung keine Veränderung zeigte. Ansonsten war es wesentlich wirkungsvoller, sie zu einer Waffe gegen Zamorra umpolen zu können.
Daß Lucifuge aber auch diAstardos Gedanken nicht erfassen konnte, stimmte ihn schon wesentlich bedenklicher. Er fragte sich, was dahinter steckte. Ihm waren jene bekannt, die an der Seite Zamorras kämpften. Ein Angelo diAstardo gehörte nicht dazu, auch niemand, der ihm ähnlich sah und nur einen falschen Namen angenommen hatte.
Lucifuge Rofocale verschaffte sich einen Gesamtüberblick. Er zählte die, die in seiner künstlichen Welt anwesend waren. Zwei waren getötet worden. Die Gedankenechos der anderen, mit den Toten zusammen, ergaben genau eine Person mehr, als eigentlich vorhanden sein durfte.
Lucifuge Rofocale wiederholte seine Zählung. Abermals erhielt er ein Ergebnis, das nicht mit seinen Plänen übereinstimmte. Ein Mensch war zuviel hier!
Und es gab nur einen, der dieser Überzählige sein konnte: Angelo diAstardo. Er mußte auf dem Plan erschienen sein, nachdem sich die Amulett-Weltentore wieder geschlossen hatten! Aber wie, bei Put Satanachias Ziegengehörn, war ihm das gelungen? Und vor allem: weshalb hatte Lucifuge Rofocale es nicht bemerkt?
Immerhin mußte er entweder eines der Amulett-Tore nachträglich wieder geöffnet haben, oder er hatte ein eigenes Tor geschaffen. Beides aber erforderte ungeheure magische Kraft. Lucifuge Rofocale wußte nur zu gut, welche gewaltigen Energien er eingesetzt hatte, als er mit dem Amulett die Tore öffnete. Ein schwächerer Dämon hätte es niemals fertiggebracht, dermaßen viele Tore zu schaffen. Die ganze Höllenkraft war erforderlich gewesen.
Für ein einzelnes Tor bedurfte es zwar erheblich weniger Energien, aber auch das war schon schwierig genug. Selbst wenn er nur eines der Amulett-Tore nachträglich geöffnet hatte, hätte Lucxifuge Rofocale es bemerken müssen. Es gab immerhin noch die ausklingenden Schatten-Echos dieser Tore, und die besaßen eine direkte Rückkopplung zum Amulett des Erzdämons.
Aber nichts dergleichen war passiert.
Lucifuge Rofocale konnte weder eine magische Waffe, noch eine magische Ausstrahlung an diesem diAstardo feststellen. Er war ein völlig unbeschriebenes Blatt.
Das machte seine Person nur um so rätselhafter.
Plötzlich war nicht nur Teri Rheken für den Dämon interessant geworden, sondern fast noch mehr ihr geheimnisvoller Befreier.
Boris, der Zauberer, war unterwegs. Er suchte ebenfalls nach Teri Rheken. Lucifuge Rofocale änderte das Programm seines Experimentes ein wenig und verlieh dem Zauberer ein wenig mehr Kraft, so daß er mehr zustande bringen konnte als nur Illusionen hervorrufen.
So wirst du sie eher aufspüren, und so erfahre ich vielleicht durch dich, was es mit diesem Angelo diAstardo auf sich hat.
***
Zamorra fuhr herum und sprang auf. Im gleichen Moment sah er, daß es sich nicht um einen Angriff gehandelt hatte. Neben ihn polterte ein leeres Bierfaß auf den Gehsteig hinaus. Ein zweites und drittes folgte.
Gegenüber begann Ted Ewigk schallend zu lachen.
Die Sache war klar. Zamorra war so sehr in seine Beobachtung versunken gewesen, daß er gar nicht bemerkt hatte, wie hinter ihm die Tür geöffnet wurde. Und der Wirt, der die leeren Fünfzig-Liter-Fässer durch die Tür nach draußen schaffen wollte, hatte nicht damit gerechnet, daß jemand auf den Stufen davor saß, und nicht einmal einen Blick nach draußen geworfen. Er hatte den Fässern nur einen kräftigen Stoß versetzt, und so hatten sie Zamorra förmlich von den Treppenstufen gefegt.
Jetzt lagen sie draußen auf dem Gehsteig und warteten darauf, daß der Lieferant kam und sie gegen volle Exemplare auswechselte.
Zamorra wußte immerhin, was er wissen wollte. So spielte die Störung keine allzugroße Rolle mehr.
Der Wirt rang die Hände und murmelte tausend Entschuldigungen. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, Zamorra nicht ernsthaft verletzt zu haben und bot an, die Kosten der Anzugreinigung zu übernehmen und außerdem, für diesen Tag sein Gast zu sein.
Zamorra lächelte.
»Einen Kaffee würde ich nicht abschlagen«, sagte er. »Mein Freund da draußen wohl auch nicht. Außerdem habe ich eine Frage, Signore.«
»Oh, fragen Sie, fragen Sie nur«, ermunterte der Wirt. »Und Ihr Freund ist selbstverständlich auch willkommen. Maria!« Er schrie nach hinten in die
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