0384 - Rendezvous mit heißem Blei
erzählt?«
»Cotton, wenn wir Ihnen alle Freundinnen von Tasbeen, McCrown und Raag nennen wollten, müssten Sie Ihr Gedächtnis mächtig strapazieren. Sie wissen doch, dass dre Girls in Gangsterbanden keine Bedeutung haben.«
»Ich weiß es, und in neunundneunzig von hundert Fällen mögen Sie recht haben, Dan. Cathleen Corinne aber scheint eine Ausnahme zu sein.«
***
Ich rechnete nicht damit, irgendein Mitglied des Tasbeen-Vereins bald wiederzusehen. Aber ich irrte mich.
Als ich am späten Nachmittag das Hotel verließ, wurde ich von einem weißen Thunderbird angehupt. Ich ging zu dem Schlitten. Cathleen Corinne saß hinter dem Steuer und lächelte mich an.
»Hallo, Rod!«, flötete sie. »Was hältst du von einer kleinen Spazierfahrt?«
Ich warf einen misstrauischen Blick in den Wagenfond. Sie sah es und lachte.
»Niemand da, der dich beißen könnte.«
»Sie… ausgenommen«, antwortete ich und öffnete den Wagenschlag.
Ich ließ mich in den weichen Ledersitz fallen.
»Hoffentlich trägt mir das keinen Ärger mit Jack Tasbeen ein!«
»Jack weiß, dass ich mit dir unterwegs bin.«
Sie gab Gas und fädelte sich geschickt in den Verkehr ein.
»Gibt es Arbeit für mich?«
Sie achtete auf den Straßenverkehr. Ich sah ihr hinreißendes Profil. Sie trug ein hellblaues Jackenkleid und eine weiße Bluse, die ihre getönte Haut noch bronzener erscheinen ließ.
»Erst einmal ein Abendessen auf Jacks Kosten.«
Sie fuhr aus der Stadt hinaus. Nach einer guten halben Stunde stoppten wir auf dem Parkplatz des Seerestaurants Evanston.
Cathleen wählte einen Platz, von dem aus man einen weiten Blick über den Michigan-See hatte. Der Oberkellner reichte uns die Speisekarte, die so dick war wie ein Buch. Ehe ich meine Wünsche äußern konnte, hatte Cathleen eine Menge Sachen bestellt, von denen ich in den meisten Fällen nicht einmal die Namen kannte.
»Das Restaurant ist berühmt für seine französische Küche«, erklärte sie mir.
»Mir wäre es lieber, es wäre berühmt für seinen schottischen Whisky!«
Sie klatschte leicht in die Hände. Der Oberkellner, der sich schon vom Tisch entfernt hatte, reagierte darauf so prompt wie auf einen Kanonenschuss.
»Ich habe das Wichtigste vergessen. Bringen Sie uns Ihren ältesten Scotch, Eis und Soda.«
Der Whisky kam zuerst, und ich hielt mich an ihm fest, während ich alle die mehr oder weniger undefinierbaren Dinge vertilgte, die ein Schwarm von Kellnern unter den dirigierenden Handbewegungen des Oberkellners im Laufe der nächsten Stunde vor uns aufbaute.
Tasbeens Freundin erzählte während des Essens lauter harmlose Sachen. Sie sprach über Bootsfahrten, Ferienreisen und Wasserski.
Als uns der Mokka serviert wurde, entschloss ich mich, den Stier bei den Hörnern zu packen.
»Ich nehme nicht an, dass Sie mich zu diesem Abendessen eingeladen haben, weil ich Sie heute Vormittag beeindruckt habe.«
»Du gefällst mir außerordentlich, Rod.«
»Danke für die Blumen, aber ich halte Sie für eine zu kühle Rechnerin, als dass ich mir Illusionen machen würde.«
Sie warf mir unter halb gesenkten, nachtschwarzen Wimpern einen schrägen Blick zu, der in einem Film ausgereicht hätte, diesen Streifen für Jugendliche zu verbieten.
»Mach dir ruhig Illusionen«, flötete sie.
Ich überhörte das Angebot.
»Was kann ich heute für Sie tun?«
»Zunächst einmal zahlen.«
Sie öffnete ihre Handtasche, entnahm ihr ein schmales Päckchen Dollarscheine und schob es mir über den Tisch.
»Es sieht besser aus, wenn du bezahlst«, sagte sie. »Ruf den Kellner.«
Er brachte die Rechnung, sorgfältig zusammengefaltet, auf einem silbernen Tablett. Der Endbetrag war schwindelerregend hoch, aber als ich drei Scheine aus Cathleens Päckchen hingelegt hatte, hielt ich immer noch drei Hundertdollar-Noten in der Hand. Ich wollte sie zurückgeben. Sie schüttelte den Kopf.
»Du kannst sie behalten.«
»Als Anzahlung?«
Sie gab keine Antwort auf die Frage, sondern stand auf. Die meisten Gäste sahen ihr nach, als sie durch das Lokal ging, bewundernd die Männer, neidisch die Frauen, und ich fühlte mich nicht wenig geschmeichelt.
Draußen begann es zu dämmern. Sie nahm meinen Arm, während wir zum Wagen gingen. Sie roch nach einem teuren Parfüm, und ich begann mich zu fragen, ob ich nicht auf dem besten Weg war, in eine Liebesgeschichte mit der Freundin des Gangsters hineinzurutschen.
Am Thunderbird gab sie mir den Schlüssel.
»Willst du fahren?«
»Okay, aber
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