0384 - Rendezvous mit heißem Blei
konnten sich nach dem Licht am Bug richten.
Zehn Minuten später lag der Schmugglerkahn unmittelbar vor dem Pier. Die Maschine wurde gestoppt. Ein Mann rief etwas. Ein Tau klatschte ins Wasser.
Obwohl die beiden Piers nur durch dreißig Yards Wasser voneinander getrennt waren, konnte ich immer noch nicht erkennen, was sich auf dem Nachbarpier abspielte, denn das ungewöhnlich große Bootshaus reichte bis zum Ende des Kais, und seine Holzwände entzogen alles, was sich dort abspielte, meinen Blicken. Ich konnte nur erkennen, dass der Kutter ohne Motorkraft bis unmittelbar an die Piermauer heranglitt. Offenbar zog man ihn mit Tauen vom Pier aus.
***
Sobald das Schiff festlag, wurde es an Bord lebendig. Ich sah die Schatten von Männern, die über das Deck stampften, ich hörte ihre schweren Schritte und das Poltern von Gegenständen.
Okay, soviel stand fest: Dort drüben wurde eine illegale Schnapsladung übernommen, und als FBI-Beamter konnte ich nicht die Hände in die Taschen stecken und zusehen. Verstärkung zu holen, war in meiner Lage unmöglich. Denn wie sollte ich an ein Telefon kommen, also musste ich allein etwas riskieren.
Ich zog die Jacke aus, streifte die Schuhe von den Füßen und machte mich auf die Suche nach einer Treppe, die vom Pier zum Wasser führte. Ich entdeckte eine, huschte hinunter und ließ mich möglichst geräuschlos ins Wasser gleiten.
Mit drei Dutzend Stößen erreichte ich die Bordwand des Kutters. Unmittelbar über mir hörte ich die Schritte der Männer. Ich schwamm zum Heck des Kahns. Die einzige Möglichkeit, an Bord eines Kutters ohne Tau und ohne Strickleiter zu turnen, besteht darin, sich auf das Ruder zu stellen und, wenn man lang genug ist, die Reling zu fassen.
Ich tastete mich an das Ruder heran, setzte einen Fuß auf die obere Kante und schnellte mich aus dem Wasser hoch. Es gelang mir, eine Sprosse der Reling zu fassen und mich daran hochzuziehen. Auf diese Weise konnte ich auch den zweiten Fuß auf das Ruder setzen. Das Wasser lief von meinem Körper ab und plätscherte auf die Oberfläche mit einem sehr deutlichen Geräusch, aber oben auf dem Schiff machten sie genug Lärm.
Ich reckte mich so weit, dass ich über die Reling blicken konnte. Niemand befand sich auf dem Achterdeck, und genau damit hatte ich gerechnet, denn ich wusste, wie diese alten Frachtkutter gebaut sind. Die Maschine liegt im Heck, und das bedingt, dass sich die Frachträume mittschiffs und im Bug befinden.
Der Brückenaufbau deckte mich gegen das Vorderdeck. Ich holte tief Luft und zog mich an Deck.
Ich bewegte mich vorsichtig nach links, sodass ich an der Brücke vorbeiblicken konnte. Das Bootshaus besaß ein großes Tor an der Stirnseite, vor der der Kutter lag. Dieses Tor stand weit offen.
Im Inneren des Hauses wurde mit mehreren Taschenlampen gefuchtelt. In den hin und her gleitenden Lichtkegeln sah ich Männer, die über eine Laufplanke vom Kutter Kisten schleppten. Andere verluden die Kisten auf einen Lastwagen.
Ich hielt mich nicht damit auf, den einen oder anderen der Leute zu erkennen. Wenn ich die Ganoven um den größten Teil ihrer Beute bringen wollte, musste ich mich beeilen.
Ich fand die Einstiegsluke zum Maschinenraum sehr schnell, und ich öffnete sie.
Der Raum darunter lag in tiefer Finsternis. Ich ertastete eine steile Eisenleiter und turnte hinunter. Die Luke schloss ich über meinem Kopf.
Ich brauchte Licht, und ich wusste, wo ich es finden konnte. Es gibt bestimmte Vorschriften für die Einrichtung von Schiffen. Eine dieser Vorschriften bestimmt, dass in den Maschinenräumen ein Rettungskasten angebracht ist, und zwar immer rechts vom Einstieg. Zu den Ausrüstungsgegenständen gehört auch eine Taschenlampe.
Ich fand den Kasten und die Lampe, und damit hatte ich alles, was ich brauchte.
Ich ließ den Schein über die Stahlplatten des Bodens gleiten. Links neben der Maschine befand sich im Boden eingelassen ein Stahlrad von etwa einem Fuß Durchmesser, und genau dieses Rad suchte ich.
Alle Schiffe haben Einrichtungen, mit deren Hilfe sie geflutet werden können. Über ein Gewinde pressen die Räder eine Stahlplatte in den Schiffsboden und halten so dicht. Lockert man den Druck, indem man das Rad löst, hebt sich die Stahlplatte, und das Wasser kann in das Schiff eindringen.
Ich nahm die Taschenlampe zwischen die Zähne und packte das Rad. Ich spannte alle Muskeln an, aber das Ding war festgerostet und rührte sich nicht. Ich unternahm einen zweiten und einen
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