0384 - Rendezvous mit heißem Blei
ihn wegen seiner Beteiligung an dem Überfall im Hotel unter Anklage stellen. Wi r haben Pozzos und des Hotelbesitzers Zeugenaussage gegen ihn.«
»Du kannst ihn nur überrumpeln, falls er allein ist.«
»Ich hoffe, ihn allein anzutreffen. Aus diesem Grund gehe ich so früh zu ihm. Der Morgen ist die beste Zeit, um einen Gangster allein zu finden. Wahrscheinlich liegt er noch im Bett.«
»Welche Aufgabe bleibt für mich?«
»Du greifst ein, falls es knallt, aber ich bin sicher, dass es nicht knallen wird. Wo steht dein Wagen?«
»In der zweiten Querstraße rechts.«
»Setz dich hinter das Steuer! Ich werde mir ein Taxi suchen und den Fahrer veranlassen, durch die Straße zu fahren. Wenn wir an dir vorbeikommen, gebe ich dir ein Zeichen, damit du nicht hinter dem falschen Taxi herfährst. Ich werfe eine Zigarettenkippe aus dem Fenster.«
»Geht in Ordnung«, murmelte Phil, setzte sich in Bewegung und ging so grüß- und blicklos an mir vorbei, als hätten wir uns noch nie gesehen.
Ich wartete zehn Minuten, stellte mich an den Straßenrand und hielt Ausschau nach einem freien Taxi. Nach ein paar Minuten entdeckte ich einen Wagen, und der Fahrer kam auf mein Zeichen an den Fahrbahnrand.
»Ruring Street!«
»Welche Nummer?«
»Spielt keine Rolle! Ich muss mich erst nach dem Mann erkundigen, den ich suche. Setzen Sie mich irgendwo in der Straße ab.«
Er fädelte sich in den Verkehr ein.
»Fahren Sie durch die zweite Querstraße rechts.«
»Das ist nicht der richtige Weg«, protestierte er.
»Ich habe mich mit einem Freund verabredet, aber er ist nicht gekommen. Wenn er noch unterwegs ist, muss er durch diese Straße kommen. Mag sein, dass wir ihm begegnen.«
Dem Fahrer leuchtete die Erklärung ein. Ich zündete mir eine Zigarette an. Sobald wir in der Querstraße an Phils Rambler vorbeikamen, warf ich die Zigarette aus dem Fenster. Einige Minuten später vergewisserte ich mich, dass der Rambler hinter uns im Strom der Fahrzeuge schwamm.
Die Ruring Street liegt in einem Vorort von Detroit, und sie ist keine sehr erfreuliche Straße.
»Soll ich halten?«, fragte der Taxifahrer.
»Geht in Ordnung! Setzen Sie mich ab.«
Er stoppte seinen Schlitten. Ich gab ihm drei Dollarnoten und stieg aus.
Das Haus Nr. 104 sah so wenig erfreulich aus wie die ganze Straße. Ich blickte mich nach Phils Rambler um. Der Wagen stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Phil war eben im Begriff, auszusteigen.
Im Hausflur von Nr. 104 stieß ich auf einen Mann, der damit beschäftigt war, das Zähneputzen durch einen Schluck aus einer flachen Flasche zu ersetzen.
Ich wartete, bis er seine Morgentoilette beendet hatte. Er setzte die Flasche ab, wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen und grunzte: »Ah, der erste Schluck des Tages ist doch der beste. Findest du nicht auch?«
Ich nickte. »Soll gut für den Kreislauf sein, behauptet mein Arzt. In welchem Loch dieses Baues wohnt Hank Storsky?«
»Dritter Stock, aber du triffst ihn nicht an. Ich sah ihn vor einer halben Stunde das Haus verlassen.«
»Keine Ahnung, wann er zurückkommt?«
Er blinzelte mit seinen farblosen Schweinsaugen.
»Bei Hank weiß man nie, wann er zurückkommt, und bei ihm ist es auch besser, nichts über ihn zu wissen.«
Er nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche.
»Vielleicht kann dir sein Girl sagen, wo du ihn findest«, fuhr er fort und machte eine Kopfbewegung in Richtung Treppe. »Sie hat es gern, wenn du sie Mrs. Storsky nennst, obwohl ich nicht behaupten könnte, jemals ihren Trauschein gesehen zu haben.«
»Danke für den Tipp!«
Ich überließ den Burschen seinem Vergnügen, das ihn offenbar geschwätzig machte, stieg die Treppen hoch und betätigte einen ziemlich schmierigen Klingelknopf an der Tür im dritten Stock.
***
Das Girl, das öffnete, sah auf den ersten Blick nicht einmal hässlich aus. Es war eine junge, etwas pummelige Blondine, die zu schlampig wirkte, um wirklich erfreulich zu sein. Sie schien Lippenstift, Wimperntusche und Make-up der Seife vorzuziehen. Ihr Anblick erweckte die Vorstellung, dass ihrem Kleid eine Reinigung und ihr selbst ein Bad unter Verwendung einer Wurzelbürste gut tun würden.
»Hallo«, sagte sie und klapperte mit den getuschten Wimpern. »Rasante Männer sind mir der liebste Anblick am frühen Morgen!«
Sie schoss einen Blick, den sie wahrscheinlich für verführerisch hielt, aus ihren großen blauen Augen auf mich ab.
Ich gab mir Mühe, geschmeichelt zu lächeln.
»Sie
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