0384 - Rendezvous mit heißem Blei
würden das nicht sagen, wenn Hank in der Nähe wäre«, sagte ich. »Ist er nicht mehr zu Hause? Ich war mit ihm verabredet, scheine ihn aber verpasst zu haben.«
»Haben Sie, mein Junge!« Sie gab den Eingang frei. »Kommen Sie doch rein!«
Ich schob mich an ihr vorbei. Ich hoffte, ich würde sie mir nötigenfalls vom Leib halten können.
Sie schloss die Tür, segelte mir voraus durch die Diele auf eine andere Tür zu, öffnete sie und seufzte: »Heaven, sieht das wieder aus! Sehen Sie lieber nicht genau hin! Gestern spielte sich bei uns ’ne kleine Party ab, und zum Schluss gerieten sich zwei Kerle in die Haare. Hank dachte nicht daran, sie zu bremsen. Er hatte seinen Spaß daran, und er kümmerte sich nicht darum, dass die Kerle sich nicht nur die Zähne einschlugen, sondern auch die halbe Zimmereinrichtung demolierten. Sie müssen mir versprechen, wirklich nicht hinzusehen.«
»Solange Sie mir gegenübersitzen, weiß ich, wohin ich zu blicken habe«, antwortete ich, und das war ein Satz, der mir den Magen umdrehte, aber sie schluckte ihn wie den reinsten Honig.
»Endlich bringt Hank mir mal einen echten Kavalier ins Haus«, jubelte sie. »Die anderen sind schrecklich grobe Klötze.«
In dem Zimmer, einem Wohnraum, sah es aus, als hätte darin eine mittlere Saalschlacht stattgefunden. Die meisten Stühle lagen auf der Erde. Überall trat man auf zersplittertes Glas, und eine Kommode hatte drei ihrer vier Beine verloren.
Ich setzte mich in einen noch stehenden Sessel. Leider stand er nahe vor der Couch, und auf dieser Couch ließ sich Blondie in einer halb liegenden, halb sitzenden Stellung nieder. Sie stützte ihr rundes Gesicht in eine Hand, deren Fingernägel zwar lackiert, aber nicht ganz sauber waren.
»Ich sage immer zu Hank, wir sollten uns um den Anschluss an die bessere Gesellschaft bemühen«, flötete sie. »Wissen Sie, ich habe wirklich Sinn für Höheres, für gebildete Gespräche und so etwas. Schließlich möchte man doch mitreden können, und Hank hat genug Geld, um in einen guten Klub oder so etwas eintreten zu können.«
Ich begann mich zu fragen, ob sie von Storskys Job keine Ahnung hatte. Ich ließ sie ausreden und war ziemlich überrascht, als sie zum Schluss unvermittelt fragte: »Arbeiten Sie auch für Pash?«
Sie wusste also doch, auf welche Weise ihr Freund seine Brötchen verdiente.
»Hm«, brummte ich, »so ungefähr. Hank und ich lernten uns vor einigen Tagen kennen, und er meinte, ich wäre der richtige Mann für seinen Verein. Er wollte mich mit Pash McCrown bekannt machen. Zu dumm, dass ich ihn verpasst habe. Sicherlich ist er ohne mich zum Chef gegangen, aber vielleicht kann ich ihn noch erreichen, wenn Sie mir helfen.«
Sie rückte näher an mich heran. Ich hielt stand und wich nicht zurück.
Sie senkte ihre Stimme in geheimnisvolle Tiefen.
»Pash muss sich verborgen halten«, flüsterte sie. »Sein Leben ist in Gefahr. Nur die Zuverlässigsten kennen seinen Aufenthaltsort. Hank gehört natürlich dazu, und er würde sich lieber die Zunge abbeißen, als etwas zu verraten. Auch mir gegenüber schweigt er hartnäckig. Finden Sie das nicht lächerlich?«
»Lächerlich«, bestätigte ich. »Ich bin überzeugt, Sie verstehen es meisterhaft, zu schweigen.«
»Wie ein Grab«, sagte sie.
Ich bot ihr eine Zigarette an und gab ihr Feuer.
»Als ich Hank traf, waren zwei seiner Freunde bei ihm. Warten Sie! Ich hoffe, ich erinnere mich an die Namen. - Ja, Palman und Frood.«
Sie zog verächtlich die Augenbrauen hoch und die Mundwinkeln herab.
»Wenn Sie diese beiden meinen - nun, sie sind nicht Hanks Freunde, sondern seine Untergebenen. Ich halte nicht viel von ihnen. Palman hat sich mir gegenüber einmal Frechheiten erlaubt. Ich habe ihn natürlich in seine Schranken verwiesen.«
»Wenn ich Hank schon nicht sprechen kann, so möchte ich doch Palman oder Frood sehen. Wissen Sie, wo ich die Jungs finden kann?«
»Palman wohnt in der Walsh Street. Ich weiß die Nummer nicht, aber sie erkennen das Haus daran, dass sich im Erdgeschoss eine kleine italienische Imbissstube befindet; nennt sich Espresso Antonio oder so ähnlich. - Was Frood angeht, so finden Sie ihn am leichtesten in einer Kneipe in der Harcourt Road.«
Ich stand auf. »Danke Ihnen für die Auskünfte.«
»Oh, wollen Sie gehen? Sie können hier auf Hank warten. Falls Sie noch nicht gefrühstückt haben, werde ich Ihnen eine Tasse Kaffee kochen.« Sie schaltete das blaue Gefunkel ihrer Pupillen wieder ein.
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