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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der kleinen Tischleuchte, die einen gelbroten Schimmer über seine Finger warf.
    Er würdigte Mary keines Blickes. Ob er sie tatsächlich nicht anschaute, wußte Mary nicht. Die dunklen Gläser der Brillen verbargen einfach zu viel von seinen Augen.
    Er ging, das Klappern der Gläser begleitete ihn noch eine Weile.
    Mary fröstelte. Sie mochte den Mann überhaupt nicht, und sie fragte sich, wieihn die Marquesa nur hatte einstellen können.
    Dann sah sie das Gesicht.
    Zufällig war ihr Blick auf das kleine Fenster neben der Tür gefallen. Ein heller Schatten, mehr nicht, und als sie noch einmal hinschaute, war er verschwunden.
    Mary lächelte leicht. Sie hatte wohl ein wenig zuviel von dem Roten getrunken. Jetzt sah sie schon Gespenster, wo keine waren. Die Marquesa jedoch war echt.
    Sie betrat die Terrasse und hatte eine Stola mitgebracht, die sie ihrem Gast fürsorglich umhängte. »Es ist ein wenig kühl geworden«, sagte sie und ließ die Hände auf Marys Schultern liegen. »In diesen Nächten kann man sich leicht erkälten.«
    »Das stimmt.«
    »Oder willst du hinein?«
    »Nein, Marquesa, wir können ruhig noch ein wenig sitzenbleiben.« Mary wunderte sich darüber, daß sie sich nicht bewegte.
    Sie stand da, spürte die knochigen Finger der alten Frau auf ihrer Schulter und hatte das Gefühl, ein seltsames Kribbeln zu erleben, das durch den Körper strich und von den knochigen Fingern der Marquesa ausging.
    Was war nur mit ihr los?
    Mary wußte es selbst nicht. Sie stand auf der Terrasse des Schlosses wie eine Statue und hatte das Gefühl, ihr eigenes Ich würde mehr und mehr ausgeschaltet. Sie atmete nur flach und durch die Nase. Den Druck der Finger empfand sie als belastend und gleichzeitig auch lähmend. War es vielleicht die Folge des genossenen Weins?
    Sie konnte es nicht sagen, sie wußte nur, daß ihr die weiteren Handlungen so fremd vorkamen, als wäre es nicht sie selbst, die die folgenden Worte sprach.
    »Die Nacht ist wunderbar!« flüsterte sie.
    »Ja, du hast recht, kleine Mary. Man sollte sie genießen, sehr sogar.«
    Das Mädchen lächelte. »Ich liebe diese Nächte. Leider sind sie in London sehr selten.«
    »Wir sind in Italien. Hier ist alles ganz anders.« Die Marquesa löste ihre rechte Hand von Marys Schulter. Die junge Engländerin merkte es kaum. Ihr Blick verlor sich in der Ferne, wo sich am weiten Firmament ein herrliches Spiel aus Farben abmalte. Wie die untergehende Sonne ein letztesmal versuchte, ihre roten Speere in die herannahende Dunkelheit zu schicken und den Kampf dennoch verlieren mußte.
    Mary sah auch nicht, wie die Marquesa ihre rechte Hand unter die Jacke schob und das hervorholte, was vorhin noch auf der inneren Fensterbank gelegen hatte.
    Die Finger umklammerten den schmalen Griff der Messerklinge.
    Die alte Frau spürte die Spannung, die sich ihrer bemächtigt hatte.
    Der dämonische Einfluß war da, er brachte das Blut zum Kochen.
    Das war immer so, wenn sie vor einer entscheidenden Tat stand.
    Diesmal besonders, denn mit diesem Opfer sollte das Ritual erfüllt sein.
    Bonzo stand in der Tür wie ein erstarrter Schatten. Er schaute zu, regte sich nicht und sagte auch nichts. Seine Zeit würde noch kommen.
    »Weshalb kann es nicht immer so bleiben?« fragte Mary flüsternd.
    »Es ist so schön.« Vor Freude hätte sie am liebsten die ganze Welt umarmt.
    »Ja, meine Kleine, du hast recht. Genieße den Ausblick. Genieße deine letzten Sekunden. Viel Zeit bleibt dir nicht mehr.« Die Stimme klang zischend. Sie hatte jedes weiche Timbre verloren, denn die Marquesa Frascetti ließ die Maske fallen.
    Mary hatte nicht begriffen. Sie gab sich weiterhin ihren Träumen hin, als die Marquesa einen Schritt zurücktrat, wobei sie die linke Hand auf der Schulter des Mädchens liegenließ.
    Den rechten Arm hielt sie angewinkelt. Das Messer zeigte genau auf eine bestimmte Stelle im Rücken der Mary Stallock.
    »Genieße es, meine Kleine. Genieße die letzte Sekunde, bevor du zu Skylla kommst.«
    »Ich…« Endlich hatte Mary begriffen, doch es war zu spät! Die Messerklinge war bereits unterwegs.
    Und sie traf!
    Nur einmal zuckte Mary hoch. Die Seide des Kleides färbte sich rot, die alte Frau ging zurück, ließ ihr Opfer los und begann leise zu lachen. Mary kippte nach vorn.
    Es war eine langsame Bewegung, die durch nichts aufzuhalten war, auch nicht durch den Tisch, der vor ihr stand.
    Mit ihrem vollen Körpergewicht kippte sie darauf, räumte das Windlicht zur Seite und blieb so

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