0385 - Ein Mörder saß am grünen Tisch
genau an den zwei Adressen angebracht, wo der Geschäftsinhaber der beraubten Unternehmen erschlagen wurde. Die City Police hat seit Wochen versucht, eine Spur zu bekommen. Über die Verbrechen wurden auch wir im FBI orientiert.«
»So ‘ne Buchführung hätte uns auch in unserem Fall gefehlt«, meinte Phil.
»Was bedeuten die Fahnen?«, murmelte ich, laut denkend. Diese Frage ging mir nicht aus dem Kopf.
»Es könnten die Lager sein«, meinte mein Freund.
Ich nickte. »Oder irgendwelche Schlupfwinkel, vielleicht auch die Adressen anderer Mitglieder.«
»Andere Mitglieder nicht; denn diese Wohnung hier ist nicht verzeichnet, sie wäre es aber vermutlich…«, folgerte Phil.
»Die Fahne mit dem Punkt! Da werden wir als Erstes einen Versuch machen«, schlug ich vor. Immer noch saß uns die Zeitnot im Nacken, denn Stanley hatte Jil Howard in der Gewalt. Wir notierten alle Fähnchen-Adressen und liefen wieder hinunter.
Dann schaltete ich die Sirene ein, und der Jaguar zeigte, was er kann.
***
Als wir die Amsterdam Avenue überquerten, hatte ich eine Idee. Ich bremste ab, schaltete die Sirene aus und bog nach links ein.
Das Gebäude, in dem der Kongress stattfand, war dunkel und verlassen. Ein Auto überholte uns, sonst war es still. Ich wollte gerade wieder Gas geben, als ich eine Gestalt sah.
Ein Mann duckte sich in den Schatten einer Reklametafel. Ich fuhr langsam vorbei. Ohne auffällig hinzusehen, konnte ich deutlich beobachten, dass der Mann sich flach an die Mauer presste.
Er wollte nicht gesehen werden. Ich bremste, wir sprangen aus dem Jaguar und rannten auf die Stelle zu, wo wir eben den Mann gesehen hatten.
Er hatte unsere Schritte gehört. Mit einem Satz verließ er sein Versteck und jagte auf die Straße.
Es war Slim Ridges, der Reporter.
»Halt!«, schrie ich. Was hatte Slim hier zu suchen, warum versteckte er sich?
Er blieb nicht stehen. Mit langen Schritten jagte er die Avenue hinauf, ohne sich auch nur nach uns umzusehen.
»Slim Ridges! Bleiben Sie stehen!«
Er zögerte nicht einmal. Plötzlich war er verschwunden. Wir stoppten. Direkt rechts neben uns mündete eine schmale Gasse in die Amsterdam Avenue. Weit hinten konnten wir das Dröhnen seiner Schritte vernehmen. Wir setzten ihm nach.
Aber Slim hatte einen zu großen Vorsprung. Es war fast unmöglich, ihn noch einzuholen.
Slim hatte das Ende der Gasse erreicht. Er blieb sekundenlang stehen, sah nach rechts und nach links, lief dann über die Straße und stürzte sich in die gegenüberliegende Gasse.
»Halt, Slim! Bleiben Sie stehen!«, brüllte ich wieder. Meine Stimme brach sich zwischen den engen Häuserwänden.
Slim schien nicht zu hören. Einen Moment lang verloren wir ihn aus den Augen, aber das Getrappel seiner Schritte verriet, dass er noch immer rannte.
Plötzlich war es still. Wir hielten an. Weit vorn klappte eine Haustür. Wir jagten weiter.
Als wir die Straße überquerten und in die gegenüberliegende Gasse kamen, sahen wir sofort, dass Slim nicht mehr da war.
Er musste in einem der Häuser verschwunden sein.
»Weg«, sagte Phil und hob die Schultern. In dem Moment sahen wir eine Tür aufgehen. Ein Mann kam auf die Straße. Er schüttelte den Kopf und sah noch einmal zurück.
»So etwas Verrücktes«, sagte er.
Wir liefen hin.
»Haben Sie einen Mann gesehen?«, fragte ich, noch außer Atem.
»Ja«, sagte der Mann, »das muss ein Verrückter gewesen sein.«
»Was ist geschehen?«, fragten Phil und ich wie aus einem Mund.
»Er hat mich beinahe über den Haufen gerannt, wollte unbedingt rauf.«
Wir warteten nicht, ob der Mann noch etwas sagen wollte, wir rissen die Tür auf und stürzten uns in den dunklen Hausflur. Weit über uns trappelten wieder die Schritte von Slim.
»Geh du ihm nach. Ich will versuchen, ihn im Hof an der Feuerleiter abzufangen!«, zischte ich Phil zu. Ich nahm an, Slim würde versuchen, durch eine der Wohnungen zur Feuerleiter zu kommen, um dann über den Hof zu fliehen.
Phil jagte die Stufen hinauf. Er machte dabei Krach für uns beide, denn Slim sollte nicht merken, dass ich unten blieb.
***
Ich sah mich um. In dem dunklen Treppenhaus konnte ich kaum etwas erkennen. Ich musste mich an dem Treppengeländer hinuntertasten, um die Kellertür zu finden.
Ich öffnete sie und fand eine zweite Tür.
Plötzlich flammte hinter mir eine Taschenlampe auf. Ein breiter Kerl mit rotem Gesicht stand hinter mir.
»Was suchen Sie?«, fragte er.
»Sind Sie der
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