0385 - Gefangene der Echsen
Astardis heißt, durch das Tor der Maschine kam. Der Fremde Astardis machte uns erst darauf aufmerksam, daß außer ihm auf rätselhafte Weise auch noch andere gekommen seien. Und Choash sandte uns aus, sie gefangenzunehmen.«
Gatnor knurrte eine Verwünschung. Er versuchte abzuschätzen, was diese Information bedeutete. Ein weiteres Tor? Nur so konnte es sein. So war es tatsächlich wichtig, diese Warmblütigen einzufangen und zu verhören.
»Wo ist Reek Norr? Gewährt er ihnen Asyl?«
Der Priester verneinte. »Reek Norr ist im Tempel. Dort wird er wiederbelebt, sagt man.«
»Warum informiert man mich nicht darüber?« brüllte Gatnor. »Das wird sofort aufhören. Und ich bin derjenige, der sich um diese Fremden kümmert! Was macht dieser Astardis überhaupt?«
»Er befindet sich im Tempel. Mehr weiß ich nicht.«
»Na gut«, knurrte Gatnor wütend. Er kam sich vor wie ein kleines Schulkind, das von anderen vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Man hätte ihn sofort unterrichten müssen, ganz gleich, ob er sich im Zustand der Verwirrung und Verunsicherung zurückgezogen hatte oder nicht. Er konnte nicht zulassen, daß andere ihm die Fäden aus der Hand nahmen. Er hegte die dumpfe Befürchtung, daß Astardis nach der Macht griff, und zwar mit beiden Händen! Das durfte aber nicht geschehen.
Ich werde Astardis töten lassen, dachte Gatnor, während er jetzt auf Norrs Wohn-Ei zustampfte. Der Priester folgte ihm zögernd. »Was wirst du tun, Gatnor von den Sümpfen?« wollte er wissen.
»Ich kümmere mich um die Fremden, wie du siehst. Wenn wirklich Rheken und Zamorra hier sind, werden sie mich erkennen und mit mir reden.«
Oder sie schießen auf mich, dachte er. Aber eigentlich rechnete er damit nicht. Diese Warmblütigen waren nicht von der Art, die sofort kämpften. Sie versuchten zunächst zu reden. Das immerhin hatte Gatnor gelernt. Und er wollte jetzt mit ihnen reden und sie in Sicherheit wiegen. Vor allem mußte er wissen, wie sie hierher gekommen waren. Es war wichtig. Das Gleichgewicht dieser Welt war instabil. Jede Erschütterung konnte die Entropie schlagartig wieder erhöhen und den Untergang näher bringen.
Gatnor behielt recht. Niemand schoß auf ihn, als er die Tür des Wohn-Eies erreichte und den Rufer betätigte. Zusätzlich hämmerte er mit der geballten Faust gegen die Tür. »Man öffne«, rief er. »Ihr kennt mich. Ich bin Orrac Gatnor von den Sümpfen, der oberste Priester der Kälte! Ich bin unbewaffnet! Öffnet und laßt mich ein, damit wir miteinander reden können!«
Die Tür wurde einen schmalen Spalt weit geöffnet und Gatnor trat ein.
***
»Er ist erwacht«, sagte einer der Priester im Tempel. Sie stellten ihre Bemühungen ein, weiter erweckend auf Reek Norr einzuwirken. Warum sollten sie sich noch anstrengen, wenn er sich doch bald von allein erholen würde?
Der Dämon war bei weitem nicht damit einverstanden. Er wollte Norr unter seine Kontrolle bringen. Aber die wurde nur dauerhaft, wenn er stärkere Energien einsetzen konnte, als die, die ihm selbst in dieser Welt zur Verfügung standen. Dazu mußte jener Priester, der auf dem Altar lag, geopfert werden.
Doch jetzt, da Norr erwachte, dachten die anderen gar nicht mehr daran, einen der ihren zu töten, um seine Lebenskraft zu verwenden. Sie sahen den Sinn der Sache nicht ein. Es war doch erreicht, was sie erreichen sollten, und wacher als wach konnte Reek Norr nicht mehr werden.
Diesmal half es auch nicht, daß Astardis zwei der Priester unter seine Hypno-Kontrolle brachte, damit sie die anderen überreden sollten, weiterzumachen. Die vorgebrachten Argumente waren zu fadenscheinig und wurden rasch abgelehnt. Astardis mußte zurückstecken. Er wollte nicht, daß die Kälte-Priester zu mißtrauisch wurden. Schon jetzt machten sie sich ihre Gedanken über das, was er hier im Verborgenen tat. Aber sie konnten sich ihm nicht so einfach widersetzen. Erst wenn er ganz konkret gegen ihre Interessen verstieß, mußte er damit rechnen, daß sie sich offen gegen ihn stellten und den posthypnotischen Zwang überwanden.
Auf der Erde und in den Tiefen der Hölle war er ein uralter und starker Dämon. Doch hier mußte er vorsichtig sein. Hier standen ihm nicht so gewaltige Kräfte zur Verfügung. Wenn die Sauroiden ernsthaft gegen ihn antraten, hatte er nur wenig Chancen. Dann half ihm nur die Flucht. Oder die Selbstzerstörung… Aber bevor er zu diesem Mittel griff, wollte er zunächst versuchen, Zamorra, Rheken und auch mindestens
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