0385 - Gefangene der Echsen
viele. Es muß Masse abgegeben worden sein, oder die Welt zerbricht. Ich muß das sofort feststellen.«
Er sprang auf.
»Warte, Freundchen«, sagte Zamorra. Er hielt Gatnor an der Schulter fest. Der Sauroide packte zu und löste Zamorras Griff. Die Krallen schnitten in Zamorras Ärmel.
»Warte«, wiederholte der Parapsychologe. »Du solltest deinen Leuten Befehl geben, mit dieser Belagerung aufzuhören. Wir sind unfreiwillig hier, und wir haben nicht vor, gegen euch zu kämpfen. Wir erwarten, in Ruhe gelassen zu werden. Wir sind daran interessiert, in unsere Welt zurückzukommen, und lassen uns gern von euch dabei helfen. Wir möchten Freundschaft, nicht Kampf. Aber ich denke, das haben wir dir schon bei unserem letzten Besuch klarzumachen versucht.«
»Du willst, daß ich die Adepten zurückziehe«? sagte Gatnor.
»Ja.«
»Das ist selbstverständlich«, betonte der Priester. »Aber ihr werdet mitkommen zum Tempel. Nur dort habe ich die Möglichkeit, euch ein Tor in eure Welt zu öffnen - wenn es wirklich noch gelingen sollte.« Er gab einen heftigen Zischlaut von sich. Ein meckerndes Lachen folgte. »Wenn mein Verdacht stimmt und es keinen Masseaustausch gab, hilft es mir nicht einmal, wenn ich euch töten ließe. Ihr wärt dann immer noch hier vorhanden, und ich wüßte nicht wohin mit euch. Folgt mir. Niemand wird euch angreifen. Ich verbiete es.«
»Trau ihm nicht«, flüsterte Teri Zamorra zu. »Der plant irgend eine Schweinerei.«
Zamorra nickte. Auch er war sich nicht sicher, was er von dem Verhalten Gatnors zu halten hatte. Er war aber sicher, daß Gatnor nicht etwa zum Menschenfreund geworden war. Es mußte etwas anderes dahinter stecken, daß er teilweise friedlich geworden war.
Zamorra wies auf die beiden Bewußtlosen. »Was wird aus ihnen?«
»Man wird auch sie zum Tempel bringen«, sagte Gatnor. »Sei unbesorgt, Zamorra. Es wird euch nichts geschehen - solange ich es nicht befehle.«
Der Parapsychologe nickte. Seine Hand in der Jackentasche umschloß den Dhyarra-Kristall. Aber er setzte ihn nicht ein.
Für den Augenblick zeigte Gatnor zumindest nach außen hin seinen guten Willen.
***
Reek Norr fühlte sich schwach und erschöpft. Aber er kämpfte dagegen an, einzuschlafen. Er fragte sich, was das alles sollte - ein Mensch aus Zamorras Welt, der den Priestern der Kälte Befehle erteilte… und erst hatten sie auf ihn geschossen, um ihn zu töten, und jetzt umsorgten sie ihn? Da stimmte doch etwas nicht!
Sie trugen ihn zu einem Luftkissenfahrzeug und luden ihn hinein. »Wohin bringt ihr mich?« fragte er krächzend.
»In dein Wohn-Ei, Reek Norr. Astardis wird folgen und sich dort um dich kümmern, um deinen Erholungsprozeß zu beschleunigen.«
»Wie rührend«, murmelte Norr. »Wieso helft ihr ihm, einem Außenweltler? Wieso helft ihr mir, dem Gegner eures Oberpriesters?«
»Man hat es uns so befohlen.«
Mehr, bekam er nicht aus seinen freundlichen Helfern heraus. Draußen auf der Parkfläche sah er weitere Luftkissenfahrzeuge stehen. Adepten waren damit beschäftigt, etwas auszuladen, aber da die Öffnungen der Fahrzeuge zur anderen Seite gerichtet waren und Reek Norr lag, konnte er nicht erkennen, was da in den Tempel gebracht wurde. Er fragte danach, erhielt aber keine Antwort.
Auch gut , dachte er. Irgendwann demnächst erfahre ich es.
Er würde schließlich nicht viele Jahre lang geschwächt bleiben, sondern er rechnete damit, daß er schon recht bald wieder zu Kräften kam, vielleicht schon innerhalb einiger Stunden. Es kam darauf an, wie stark er sich mit seinem Selbstheilungsversuch verausgabt hatte. Ein wenig wunderte er sich darüber, daß es ihm überhaupt gelungen war, und noch mehr, daß er diesen Vorgang während seines Kälteschocks, in der Starre liegend und dem Tod entgegendämmernd, hatte auslösen können. In ihm mußte etwas sein, das ihn von anderen Sauroiden grundlegend unterschied. Ein gewaltiges Überlebenspotential, das einfach nicht zuließ, daß er so leicht starb…
Deshalb hoffte er, bald wieder auf den Beinen zu sein.
Vorläufig war er noch so schwach, daß er kaum richtig gehen konnte. Deshalb wurde er im Luftkissenfahrzeug zu seinem Wohn-Ei gebracht.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Zu Fuß war es entschieden weiter, aber für das Fahrzeug war es ein kurzer Sprint. Die Maschine stoppte vor Norrs Wohn-Ei, die Luke wurde geöffnet, und die beiden Adepten, die sich um ihn kümmern sollten, halfen ihm ins Freie und stützten ihn.
Er sah sich erstaunt um.
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