0385 - Gefangene der Echsen
einen Sauroiden mit sich zu nehmen.
Er fragte sich, ob sie ihn mit Reek Norr allein lassen würden, damit er ohne die Priester noch einmal selbst versuchen konnte, ihn zu beeinflussen. Er fühlte, daß Norr geschwächt war. Das würde Astardis die Arbeit erleichtern. Aber Norr war ein Gegner der Priesterschaft. Sie würden ihn nicht mit Astardis zusammen allein im Tempel lassen. Schon jetzt waren sie wohl argwöhnisch, daß er sich so für Norr einsetzte. Er, der doch überhaupt nur ein Fremder aus einer anderen Welt war…
Aber möglicherweise konnten sie nicht einfach so zulassen, daß Norr starb… Astardis belauerte, daß er die kultisch-politischen Zusammenhänge in dieser Welt noch nicht so ganz durchschaute.
Norr regte sich auf dem Altarstein. Er begann sich zu bewegen. Allmählich wich die Kältestarre von ihm. Aber es ging nur langsam. Er würde noch einige Zeit brauchen, bis er wieder voll einsatzfähig war. Choash würde eher als Norr wieder voll handlungsfähig sein.
Ein anderer Gedanke blitzte durch das Gehirn des Dämons. Norr besaß doch bestimmt eine Wohnung.
»Bringt ihn in sein Haus«, befahl er. »Dort mag er sich erholen.«
Und dort, dachte Astardis in grimmiger Zufriedenheit, werde ich mich dann gründlich um ihn kümmern und ihn zu meinem Werkzeug machen!
***
»Gatnor! Er ist es also wirklich«, sagte Zamorra.
»Er ist ein Meister der Hinterlist«, warnte Teri Rheken. »Und da ich seine Gedanken nicht lesen kann, ist er für uns doppelt gefährlich. Wenn er behauptet, er sei unbewaffnet, sollten wir trotzdem damit rechnen, daß er eine Waffe bei sich trägt. Vielleicht will er uns auch nur ablenken. Wir dürfen ihm nicht trauern.«
»Trotzdem werden wir uns anhören, was er zu sagen hat«, sagte Zamorra. »Vielleicht erfahren wir dadurch etwas über die Hintergründe dieser Aktion und über den Verbleib des Besitzers dieses Hauses.«
Er öffnete die Haustür und ließ den Oberpriester herein. Wie selbstverständlich bewegte Gatnor sich in den Räumen und ließ sich im großen Wohnzimmer in einem bequemen Sessel nieder.
Humphrey Bott starrte den Echsenmann aus großen Augen an. Orrac Gatnor war eine imponierende Erscheinung, auch unter den Sauroiden selbst. Seine glatte Reptilhaut war dunkel getönt und kontrastierte mit dem Blau weiß seiner Toga. Große Augen musterten die Menchen aufmerksam. Der vorgestülpte Mund war leicht geöffnet und ließ die doppelten Zahnreihen sowie die gespaltene Zunge sehen. Die Krallen waren halb aus den Fingerkuppen ausgefahren. Auch ohne Waffe war Gatnor damit gefährlich, wenn er zuschlug.
»Ich erkenne euch«, sagte Gatnor. »Zamorra und Rheken. Die anderen kenne ich nicht.« Er deutete nacheinander auf Bott und die beiden am Boden liegenden Männer. Nachdenklich betrachtete er Knight. »Warum ist seine Haut so dunkel?«
»Viele unserer Art haben diese dunkle Hautfarbe«, sagte Zamorra. »Was willst du von uns, Gatnor von den Sümpfen? Warum wurden wir draußen in der Steppe hinter den Dschungelbergen angegriffen? Warum wurden wir hier gejagt und beschossen? Was soll das? Wo befindet sich Reek Norr? Wir wollen mit ihm sprechen.«
»Es gibt Wichtigeres«, sagte Gatnor. »Norr ist im Tempel. Wie seid ihr in diese Welt gekommen? Habt ihr ein Tor geöffnet?«
Zamorra beobachtete den Sauroiden aufmerksam. Er versuchte herauszufinden, was der Echsenmann beabsichtigte. Er schien keine Feindschaft auszusenden, aber gerade das wunder te Zamorra. Nach den damaligen Ereignissen hatte Gatnor allen Grund, den Menschen feindselig gesonnen zu sein.
Teri Rheken erklärte den Vorgang ihres Eindringens in die Echsenwelt.
»Also kein Tor… nur eine Zerstörung einer Dimension…« Gatnors Tonfall klang bestürzt. »Das ist erschreckend. Es kann auch gefährlich für unsere Welt sein. Ich muß feststellen, ob sie gleichzeitig an einer anderen Stelle entsprechende Masse abgegeben hat, als ihr eindrangt. Das Masse-Energie-Verhältnis wird sonst empfindlich gestört. Ihr müßt diese Welt so schnell wie möglich wieder verlassen.«
»Das ist unsere Absicht«, sagte Zamorra. »Wir sind nicht freiwillig hier.«
»Wie viele seid ihr?« fragte Gatnor.
»Etwa drei Dutzend«, erwiderte Zamorra. »Rund 35, 36, 37 Personen… ich weiß es nicht genau.« Fragend sah er Teri Rheken und Humphrey Bott an.
»37 genau«, sagte Bott.
»Das ist zuviel«, erwiderte Gatnor offensichtlich bestürzt. »Zwei, drei, auch vier könnte unsere Welt vielleicht verkraften, aber nicht so
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