0386 - Der Tod des Höllenfürsten
aufgerissenen Mäulern mit den langen messerscharfen Zähnen. Sie würden ihn in Stücke reißen, sobald sie ihn erreichten.
Instinktiv preßte er sich gegen die Gangwand, als könne er damit erreichen, daß die anspringenden Bestien ihn verfehlten.
Übergangslos gab die Wand nach, und Reek Norr verschwand im Gestein. Das Hecheln der Höllenhunde verhallte im Gang, in welchem es den Sauroiden nicht mehr gab.
***
Ein fahler, silbergrüner Blitz schmetterte durch das Zimmer in Merlins Burg. Sara Moons Hände wurden zur Seite gerissen. Su Ling schrie entsetzt auf. Wang Lee flog in einem weiten Satz über sie hinweg, bekam Sara Moon zu fassen und riß sie mit sich zu Boden. Das Lähmfeld, das von Sid Amos’ Amulett ausging, griff auch nach ihm. Die Druidin schleuderte ihn zurück, kämpfte gegen das Feld an. Wang Lee rollte sich durch das Zimmer, bis er sein Krummschwert erreichte. Er riß es aus der Scheide und sprang wieder auf.
Sid Amos stand breitbeinig da, das Amulett mit beiden Händen umklammernd. Sein Gesicht war verzerrt, und er sah aus wie Satan selbst. Blitze zuckten aus seinen Augen und aus der Zauberscheibe, trafen Sara Moon und wurden von ihr aufgefangen. Aber ihre Reaktionen wurden langsamer. Sie mußte die ersten Treffer jetzt voll hinnehmen und zuckte unter ihnen zusammen. Langsam sank sie in die Knie. Sie stöhnte auf.
Wang Lee sah die Chinesin am Boden liegen. Vor seinen Augen wurde alles zornrot. Er erreichte Sara Moon und holte mit dem Krummschwert aus. Er hatte ihr angedroht, sie zu töten, und blind vor Wut machte er sich jetzt daran, seine Absicht in die Tat umzusetzen.
Das Schwert pfiff durch die Luft und sang sein Todeslied. Die Klinge jagte direkt auf Sara Moon zu.
Sekundenbruchteile, ehe die Klinge ihren Hals berührte und glatt durchtrennte, verschwand die Druidin im zeitlosen Sprung. Wangs Schwerthieb ging ins Leere. Der Mongole taumelte und kam zu Fall. Neben Su Ling prallte er auf, fing den Sturz mit dem linken Arm ab und rollte sich herum. Aber es bestand keine unmittelbare Gefahr, die er von sich oder Ling hätte abwenden müssen. Er war mit ihr im Zimmer allein. Sid Amos mußte der Druidin auf seine Weise sofort gefolgt sein, um den Kampf fortzusetzen.
»Lee… bist du… in Ordnung?« hörte er Su Ling fragen. Ihre Stimme klang heiser.
»Ja«, rief er überrascht. »Und du?«
Sie stützte sich auf die Ellenbogen, kam langsam hoch. Schneller als sie war der Mongole wieder auf den Beinen, hatte sein Schwert am Boden liegenlassen und half der Chinesin beim Aufstehen. »Bist du verletzt, Ling?«
»Nein…« Sie schüttelte den Kopf ganz langsam, als müsse sie sich vergewissern, daß er noch fest auf ihren Schultern saß, und ihre Hände tasteten ihren Hals ab, um den vor ein paar Augenblicken noch Sara Moons Hände gelegen hatten.
»Alles in Ordnung, glaube ich…«
Sie sank in seine Arme und schmiegte sich eng an ihn. Seine Hand strich durch ihr schwarzes, seidiges Haar.
»Ich glaube, sie hätte dir das Genick gebrochen, als Amos angriff«, sagte er leise.
Die Chinesin schniefte. »Das wäre auch passiert, glaube ich«, seufzte sie. »Aber da war etwas zwischen ihren Händen und meinem Hals und riß die Hände weg… ich habe vor Schreck geschrien…«
»Ah, so ist das also«, murmelte der Kriegerfürst. »Den Göttern sei Dank, daß du noch lebst. Wie konnte das überhaupt passieren? Was ist hier geschehen, während ich unten im Dorf war?«
Er dachte an Sid Amos. Aber der würde seinen Kampf auch ohne Wangs Hilfe ausfechten können. Es war nicht nötig, daß der Mongole ihn überall in Caermardhin suchte, um ihm zu helfen. Und bis er ihn fand, war der Kampf wohl ohnehin entschieden. Er konnte also das tun, was ihm am dringlichsten erschien - bei Ling sein, ihr zuhören, ihr durch seine Anwesenheit versichern, daß die Gefahr für sie vorbei war. Er ließ sich erzählen, wie sie auf Sara Moon gestoßen war. »Sie ist doch meine Freundin«, flüsterte sie zum Schluß. »Wir müssen ihr helfen, aber… aber… warum wollte sie mich töten, Lee? Warum wollte sie das? Das verstehe ich nicht.«
»Du bist immer noch unter hypnotischem Einfluß«, erkannte der Mongole. »Wohl nicht mehr so stark wie vorhin, aber er ist immer noch vorhanden. Aber den wird Amos lösen müssen. Ich glaube, ich kann das nicht.«
»Amos ist böse«, sagte sie. »Er kämpft gegen Sarah, statt ihr zu helfen.«
»Sei froh darum«, erwiderte Wang Lee bedächtig. »Warten wir, was bei dem Kampf
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