0386 - Götzentanz im Märchenpark
Personen bewegten wir uns an den Figuren vorbei, die in den Nischen standen. Marsha ging vor. Sie hatte mir erklärt, daß man den oder die Notausgänge auch von den einzelnen Nischen aus erreichen konnte.
Wir befanden uns in einer, die mit einer Geschichte ausgefüllt war, die mich an Schneewittchen erinnerte, denn in einem gläsernen Sarg lag ein junges Mädchen. Nur besaß dieses hier im Gegensatz zu dem bekannten Schneewittchen spitze Vampirzähne und zeigte sie auch. In gewissen Intervallen öffnete sich der Sargdeckel, und das Vampir-Mädchen richtete sich auf, um sofort von zwei gemein und verschlagen aussehenden Burschen gepfählt zu werden.
Die Umgebung war das düstere Zimmer eines alten Hauses, durch das auch wir uns jetzt bewegten und sehr nahe auch an den beiden Pfählern vorbeikamen.
Die hoben ihre Arme. Der Sargdeckel öffnete sich. Sogar ein schleifendes Gerausch und ein leises Quietschen waren zft vernehmen, als er zur Seite kippte.
Ich hatte die beiden Pfähler schon fast passiert und vernahm auch Marshas Ruf, als ich noch einmal zurückblickte.
Das war mein Glück.
Beide Figuren hatten sich so gedreht, daß sie mir ihre Pfähle in den Rücken stoßen konnten.
Ich sprang sofort zur Seite. Die Dinger verfehlten mich, aber ich hatte trotzdem Pech, stolperte, fiel zur Seite, direkt vor den Sarg, aus dem sich das Vampir-Mädchen erhob.
Es faßte mich an.
Verdammt, die Kleine lebte auch. Ob sie nun mein Blut tatsächlich wollte, wußte ich nicht, jedenfalls hielt sie mich mit ihren künstlichen Fingern am Gelenk fest und wollte sich an mir in die Höhe ziehen.
Marsha rief meinen Namen. Um sie konnte ich mich nicht kümmern, denn die beiden anderen Gestalten wollten mich ebenfalls zwischen die Finger kriegen.
Sie wurden von Akim Samaran geleitet und standen voll unter seiner Kontrolle. Das war mir jetzt klargeworden.
Ich stemmte mich hoch. Die Hand des Vampir-Mädchens rutschte ab. Ich wich gleichzeitig einem Pfahlstoß aus und bekam den Typ an den Hüften zu packen.
Wütend schmetterte ich ihn gegen den zweiten.
Der konnte die Balance nicht mehr halten. Beide krachten zu Boden und ausgerechnet in einen der drei Scheinwerfer hinein, der unter dem Druck der Körper splitternd zerbrach.
Es wurde dunkler.
Wieder rief Marsha mich.
Diesmal ging ich zu ihr, blieb aber sofort stehen und holte den Würfel hervor.
»Was machen Sie, John?«
»Passen Sie genau auf«, erklärte ich zischend und ließ die beiden hochkommen.
Ich konzentrierte mich. Würde der Würfel sie ebenso leicht vernichten wie das Skelett?
Ja, er schaffte es.
Es waren für ihn Kleinigkeiten. Die beiden Gestalten tanzten plötzlich zur Seite, bevor sie zu Boden sackten und dort zerplatzten, als wären sie mit kleinen Bomben gespickt gewesen.
Und auch das Vampir-Schneewittchen fand sein Ende im Glassarg.
»Das war’s«, sagte ich.
Marsha stand neben mir und schüttelte den Kopf. Sie wußte nicht, was sie noch sagen sollte, und konnte nur staunen. »Wie haben Sie das gemacht?« fragte sie nach einer Weile.
»Nicht ich, meine Liebe, es war der Würfel, den ich zwischen den Händen halte.«
Sie staunte auch weiterhin. »Besitzt Samaran ebenfalls einen solchen Würfel?«
»Das wissen Sie doch!«
»Und welcher ist stärker?«
Eine sehr gute Frage hatte sie mir gestellt. Nur konnte ich darauf keine Antwort geben. »Ich weiß es leider nicht. Vielleicht sind beide gleichstark, ja, so müßte es eigentlich sein.«
»Dann brauchten Sie sich ja vor Samaran nicht allzusehr zu fürchten – oder?«
»So kann man es sehen«, gab ich lächelnd zur Antwort. »Nur dürfen Sie ihn nicht mit mir vergleichen. Samaran ist zwar ein Mensch, dennoch ein Teufel. Er dient gefährlichen schwarzmagischen Mächten, und die haben ihn auch stark gemacht.«
»Dann gibt es so welche tatsächlich?«
»Leider ja.« Ich schaute auf meine Uhr. »Wie lange werden wir denn noch unterwegs sein, bis wir die Höhle erreicht haben?«
»Wir müssen erst hier raus.«
»Haben Sie den Notausgang gefunden?«
»Sicher.«
Er lag ziemlich versteckt, ebenso wie das Hinweisschild, das wohl nur die Hosteß kannte und von den Fahrgästen übersehen wurde.
Marsha lief vor. Sie fand eine schmale Tür, drückte sie auf, und wir tauchten in einen spärlich erleuchteten Tunnel.
Hinter mir zog ich die Tür wieder zu. »Haben Sie eine Ahnung, Marsha, wo dieser Gang hinführt?«
»Zumindest ins Freie. Ich bin ihn noch nie gegangen. Wir müßten irgendwo im Park
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