0386 - Götzentanz im Märchenpark
Sie brachte nur noch krächzende Worte hervor.
Die Intervalle zwischen Sitzen und Stehen wechselten immer häufiger. Wieder einmal ließ sie sich auf die Knie fallen, und ihre Bewegung wurde vom Rasseln der Ketten begleitet. An die Geräusche hatte sie sich mittlerweile gewöhnt, nicht aber an die harte Erde, den muffigen Geruch und die schlechte Luft.
Baby de Valois war es gewohnt, nicht allein zu leben, sondern zu residieren oder Hof zu halten. Sie besaß Personal, das sich um alles kümmerte.
Wenn sie baden wollte, floß das Wasser aus vergoldeten Kränen in die Marmorwannen der Bäder. Ein Mädchen war abgestellt, das sich um Ritas Körper kümmerte. Sie brauchte nicht einen einzigen Zehennagel zu schneiden, und ihr Wasser in den Luxusbädern war angereichert mit hautfreundlichen Ölen und Essenzen.
Schweißgeruch kannte sie kaum.
Nun nahm sie ihn wahr. Ihren eigenen sogar. Und sie ekelte sich davor, denn dieser Geruch erinnerte sie wieder an die schlechten Tage ihrer eigenen Kindheit.
Zwar trug sie noch ihre Uhr, nur hatte sie es sich abgewöhnt, auf das Zifferblatt zu schauen. Was spielte es schon für eine Rolle, ob es Tag oder Nacht war?
Wieder einmal hörte sie ein bekanntes Geräusch. Es war das Quietschen einer Tür.
Baby de Valois richtete sich diesmal nicht auf. Sie blieb sitzen und spürte den Schmerz an ihren Handgelenken, wo sie sich durch die rauhen Kettenmanschetten die Haut aufgescheuert hatte.
Jemand kam.
Es war Akim Samaran, der mit schleichenden Schritten das Verlies betrat und den Lichtschalter an der Wand herumdrehte. Eine Lampe wurde unter der Decke hell, und in ihrem direkten Lichtschein blieb Akim Samaran stehen.
Babys Blick war sofort bei seinem Eintritt auf die Hände des Mannes gefallen. Voller Schrecken stellte sie fest, daß er nichts Trinkbares mitgebracht hatte. Er wollte sie also weiterhin leiden sehen und fertigmachen.
Gemächlich schlenderte er näher und grinste spöttisch, als er sah, wie das Mädchen die Lippen zusammenpreßte. Vor ihr blieb er stehen und zog sie hoch. Sie schrie, weil durch die heftige Bewegung die Manschetten über die Haut scheuerten.
Er schaute in ihre Augen, bevor er mit flüsternder Stimme sagte:
»Ich habe mit deinem Mann gesprochen, Baby. Ich war bei ihm.«
So etwas wie ein Strahl der Kraft durchzuckte sie. »Und?« fragte sie mit bebender Stimme.
»Er weiß über dich Bescheid.«
»Was denn noch?«
»Ich habe ihm drei Tage gegeben. Wenn er bis zu deren Ablauf meine Bedingungen nicht erfüllt hat, werde ich dich als Leiche zu ihm schicken. Verstanden?«
Baby nickte. Ihr blondes Haar lag verklebt auf dem Kopf, der Kußmund zitterte, und sie mußte hart schlucken, bevor sie eine Frage stellen konnte. »Wird er Ihnen das Geld geben?«
»Ich will kein Geld.«
»Was dann?«
»Nur eine Auskunft.«
Die Frau überlegte. Sie hatte sich vorgenommen, jede Chance für eine Befreiung zu nutzen. »Welche Auskunft? Vielleicht kann ich Ihnen helfen, Mister?«
»Du?« Samaran schaute sie skeptisch an.
»Ja, ich weiß so einiges. Fragen Sie mich ruhig.«
»Es geht um die Abstammung deines Gatten. Um den Namen de Valois und die französischen Vorfahren. Bist du darüber informiert?«
Die Hoffnung brach zusammen. »Nein, das bin ich nicht.«
Samaran hob die Schultern. »Schade, dann mußt du dich doch auf deinen Alten verlassen. Bis zum nächsten Mal.« Er drehte sich um und ging.
Zurück blieb eine verzweifelte junge Frau, die zusammenbrach und weinend dem Boden entgegensank…
***
Sie stießen ins All!
Für die folgenden Sekunden vergaß Suko alles, was zuvor gewesen war, weil er sich dieser plötzlichen Faszination einfach nicht entziehen konnte. Es war der reine Irrsinn und gleichzeitig fantastisch. Nie hätte er gedacht, so etwas zu erleben.
Die perfekte Illusion wurde hier geboren, und sie hielt eine Weile an, so daß sich alle Fahrgäste mit der neuen Situation anfreunden und nur mehr staunen konnten.
Der Inspektor gehörte zu den wenigen Menschen auf der Welt, die bereits Dimensionsreisen hinter sich gebracht hatten. So ähnlich kam er sich hier vor. Obwohl er in einem der Wagen saß, hatte er das Gefühl, ins Leere zu treten und keinen Untergrund mehr zu spüren. Leicht wie ein Ballon fühlte er sich, und er legte seinen Kopf in den Nacken, um in die Höhe schauen zu können.
Er sah einen dreidimensionalen Ausschnitt des Sternenhimmels und diesen in einer solchen Pracht, daß ihm einfach die Worte fehlten, es zu erfassen oder zu
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