0386 - Götzentanz im Märchenpark
er die Frau des Millionärs vorgefunden hatte. Und er erklärte auch, wo sie sich befanden.
Marsha war geschockt. Suko hörte nichts von ihr, nur die Hintergrundgeräusche. Da mußte jemand trommeln oder wild stampfen, beziehungsweise tanzen. Jedenfalls waren die Laute nicht normal. Das Spektakel hatte schon begonnen.
Der Inspektor behielt auch Kamikaze im Auge. Unnatürlich ruhig stand der Killer auf der Stelle. Nur über seine Lippen hatte sich ein wissendes Lächeln gelegt.
»Suko?«
Endlich hatte sich Marsha mit schwacher Stimme gemeldet. Der Inspektor hörte den Schmerz aus ihren Worten. Sie mußte nahe vor einem Zusammenbruch stehen.
»Ich höre.«
»Was machen wir denn jetzt?«
»Sie nichts, Marsha. Bleiben Sie im Tempel. Ich habe das Gefühl, als würden sich Samarans Aktivitäten auf ihn konzentrieren. Unternehmen Sie auf keinen Fall etwas. Versprochen?«
»Ja. Und John?«
»Es ist gut, wenn wir ihm vorerst nichts sagen, damit er unbelastet bleiben kann. Sie verstehen?«
»Natürlich.«
Suko verabschiedete sich und unterbrach die Verbindung. Er ließ das Gerät verschwinden und hatte auch nichts dagegen, daß Kamikaze den Arm ausstreckte und auf die Gefangene deutete. »Was hast du mit ihr vor, Chink? Willst du sie befreien?«
»Nein.«
Er lachte häßlich. »Sie gefällt dir wohl nicht, wie? Was meinst du, was ihr Mann sagt, wenn er seine Frau so zurückbekommt. Der dreht durch…«
»Halt den Mund, verdammt!«
»Nervös?«
»Nicht mehr. Dein Plan ist nicht aufgegangen. Jetzt bin ich am Drücker.«
»Eine Kanone hat mich noch nie beeindrucken können«, gab Kamikaze freimütig zu. »Niemals, merk dir das. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, kugelfest zu sein. Ich sage dir, Chink, wir finden die Spur der alten de Valois. Wir sind schneller, wir sind besser, wir…«
Er redete und redete. So kannte ihn Suko nicht. Deshalb wurde er auch mißtrauisch. Wer soviel sprach, wollte von etwas anderem ablenken.
Tatsächlich!
Es war Homunkulus, der die Gunst der Minuten ausnutzte, einen Bogen schlug und sich von der Seite her dem Inspektor näherte.
Suko hörte das triumphierende Zischen, und da war es fast zu spät.
Homunkulus sprang so schnell, daß Suko die Beretta nicht mehr drehen konnte.
Im nächsten Augenblick hing der Kleine an seinem rechten Handgelenk und biß zu…
***
Sokk-Ull war erwacht!
Ob durch Technik, wie es normal gewesen wäre, oder durch Magie, das konnte mir egal sein. Für mich zählte die Tatsache an sich, und die zahlreichen Zuschauer wollte ihn auch erleben.
Ich warf einen Blick in die Zentrale. Dort stand Samaran am Pult und grinste diabolisch. Er würde sich einen Spaß daraus machen, den Götzen auf magische Weise zu manipulieren, damit er Furcht und Schrecken verbreiten konnte.
Noch reagierte er normal. Wenigstens bildete ich mir das ein. Er hatte seinen gewaltigen, unförmigen Körper in Bewegung gesetzt, blieb jedoch auf der Stelle, hob hin und wieder ein Bein, ließ es auf den Boden sausen, so daß der Untergrund erzitterte und sich dieses Geräusch durch die gesamte Höhle pflanzte.
Bei jedem Tritt hob er auch die entsprechende Schulterseite, sein fleischig wirkendes Gesicht geriet ebenfalls in wabernde Bewegungen, er öffnete, das Maul, so daß stinkender Brodem hervordrang, der sich in gelblichen Schwaden verteilte und eine andere Farbe bekam, wenn er in die Lichtlanzen der strahlenden Scheinwerfer geriet, die an der Höhlendecke aufgeflammt waren.
Die Zuschauer waren von dieser ersten Szene fasziniert. Auch diejenigen staunten, die nicht zum ersten Mal in der Höhle saßen. Es mußte immer wieder etwas Besonderes sein, dem Monstrum zuzuschauen.
Man hatte tatsächlich für alles gesorgt. Auch für die entsprechende Beleuchtung, denn die Strahlen blieben nicht mehr starr.
Durch automatisch laufende Drehfilter gerieten sie in Bewegung und zuckten durch die besetzte Höhle.
Hinzu kam der Brodem, der träge den mächtigen Körper umspielte und auch träge in die Höhe zog.
Eingerahmt wurde der Götze von zwei gewaltigen Säulen, die auch mithalfen, die Decke zu tragen. Manchmal geriet der Koloß so nahe an die Säulen heran, daß ich davor Angst bekam, er würde sie mit seiner immensen Kraft umstoßen.
Noch spielte die Technik die Hauptrolle. Das aber würde sich ändern, wenn Samaran voll eingriff.
Ich schaute durch die Scheibe.
Er hatte keinen Blick für mich. Seine Hände lagen auf dem Würfel. Es sah so aus, als stünde er dicht davor, ihn
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