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0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt

0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt

Titel: 0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Grauen geht auf große Fahrt
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Wahrheit wäre uns lieber gewesen. Wir haben sie doch auch so herausbekommen, wie Sie sehen.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an. »Das hat einen Grund«, sagte sie dann. »Will und ich waren lange Zeit zusammen. Vor einem Jahr hat er sich von mir getrennt.«
    »Wegen einer anderen Frau«, warf Phil ein. »Hoffentlich ist es nicht aus den Fingern gesogen, was Sie mir jetzt auftischen.«
    »Das ist die Wahrheit«, stellte sie mit fester Stimme richig. »Zwischen Will und mir bestand nur noch eine lose Verbindung. Er arbeitet in dem Splittwerk als Sprengmeister im Steinbruch.« Phil war jetzt wie elektrisiert. »Ab und zu sah ich ihn wieder. Ich liebte ihn immer noch, doch er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Dann kamen Sie und Ihr Kollege heute Abend zu mir.«
    »Wenn Will Wolfe eine reine Weste hat, dann brauchten Sie ihn doch nicht zu warnen, Miss Flynn!«
    »Wissen Sie«, sie zögerte, »Will hatte früher einmal etwas mit der Polizei zu tun gehabt.«
    »Und da dachten Sie heute, er hätte wieder etwas ausgefressen, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Dennoch war es falsch, uns hereinzulegen.«
    »Verstehen Sie mich doch, G-man! So wie ich würde jede Frau handeln, die einen Mann liebt und ihn wieder zurückgewinnen möchte.«
    Der Fahrer hustete, als habe er eine Ladung Paprika verschluckt.
    »Husten Sie nicht so anzüglich, Sie Tölpel«, sagte Linda Flynn.
    »Hat mein Kollege ›Großfuß‹ gefunden?«, fragte Phil.
    »Er ist hinter ihm her.«
    »Wohin?«
    »Zur alten Steinmühle hinüber.«
    Phil drückte die Wagentür auf. »Fahren Sie die Dame zurück!«, wies er den Fahrer an.
    Das Licht im Wagen ging aus.
    Phil lief auf die Treppe zu.
    ***
    Ich griff mit den Händen in die Luft und fuchtelte mit den Armen. Nirgendwo fand ich einen Halt.
    »Großfuß« sprang nochmals auf mich zu und drückte mich mit einem kräftigen Schlag weiter zurück. Ich segelte durch die Luft, krümmte mich zusammen. Im gleichen Augenblick schlug ich mit den Füßen auf dem Blech der Schütte auf. Es war nass und glatt.
    Mein Hinterkopf knallte gegen einen Balken. Funken tanzten wie Glühwürmchen in einer warmen Julinacht vor meinen Augen.
    Für Sekunden sah ich nur die matt erhellte Umgebung wie durch eine Milchglasscheibe.
    Ich rutschte abwärts.
    Über mir hörte ich »Großfuß« auf den morschen Planken der alten Steinmühle herumpoltern.
    Dann riss mich auch schon der Schwung zur Seite. Meine Füße fanden auf dem glatten Blech keinen Halt.
    Ich glitt immer schneller, wie das größte Splittkorn, das jemals in dem Werk über die Schütte gerauscht war auf den sich verbreiternden Rand zu.
    Dann fiel ich in die Tiefe.
    Ich landete auf einem Berg Splitt, der meinen Fall dämpfte.
    Doch plötzlich setzte sich die Masse von nassem Splitt wie eine Lawine in Bewegung. Ich sauste den Abhang hinunter und überschlug mich: Eine Rutschpartie, wie ich sie bis dahin noch nicht mitgemacht hatte.
    Die scharfen Steinchen rissen meine Kleidung auf.
    Wie ein angeschossenes Kaninchen purzelte, rollte und drehte ich mich in den in Bewegung geratenen Steinmassen herum. Rechts von mir flimmerten und flirrten die Bogenlampen in immer schneller werdenden Abständen auf.
    Ich weiß nicht, wie lange ich die Halde hinabrutschte und welche Entfernung ich dabei zurücklegte.
    Mit einem Mal segelte ich wieder frei durch die Luft und landete nach kurzem Flug auf einem glitschigen Lehmweg, der mit Pfützen bedeckt war. Von hinten her ergoss sich eine Flut von Splitt wogenartig über mich und hüllte mich fast bis zum Hals ein.
    Einige Sekunden blieb ich benommen sitzen. Hinter mir rieselte Splitt nach, aber der Hauptstrom hatte sich schon über mich ergossen.
    Ich befreite mich von den Steinen, trat auf den Weg und klopfte meine zerrissene Kleidung ab. Mein Regenmantel würde nicht einmal mehr auf Flohmarkt einen Abnehmer finden. Das stellte ich in der Dunkelheit fest.
    Weit über mir schimmerten die Lichter der Werksanlage. Ich ging über den schmalen Weg, über den der Splitt von den Halden abtransportiert wurde, bis ich die Serpentine erreichte. Unter dem Baum war kein Taxi mehr.
    Ich stand unschlüssig herum, da ich nicht wusste, wo sich Phil befand. War er abgefahren? Wo hielt er sich sonst auf?
    Dann hörte ich ihn plötzlich meinen Namen rufen.
    Zehn Minuten später stand ich wieder vor den schwarzen Baracken. Die Transportloren an der Drahtseilbahn schwebten immer noch in der Luft.
    Vor der rechten Baracke erkannte ich eine Gruppe Männer. Einige

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