0388 - Satans Ungeheuer
geschoben hatte.
»Die anderen Fenster auch sichern…«
Einer rempelte den anderen an. Es gab ein erhebliches Durcheinander. Immer noch dachte niemand daran, das Licht wieder einzuschalten. Der wütende, tobende Vogel drehte seine Kreise im Raum. Wo er über den Menschen hinwegstrich, duckten sie sich und schlugen nach ihm. Man versuchte, die Fenster mit den Tischen zu verbarrikadieren, etwas, das eigentlich schon viel früher hätte geschehen müssen.
»Schlagt das Vieh tot!« brüllte Pierre Mostache.
Bis jetzt hatten sie noch Glück. Weitere Vögel waren noch nicht eingedrungen. Aber jeden Moment konnte es wieder passieren. Vielleicht schafften die riesigen Biester es auch, die verbarrikadierten Tische wegzudrängen und trotzdem hereinzukommen…
Pascal Lafitte packte Fenrir sanft am Nackenfell und zog den Wolf mit sich. Fenrir schniefte leise. Seine Wunden brannten immer noch. Er folgte Pascal bereitwillig. Der junge Mann verschwand durch die Hintertür aus dem Schrankraum. Niemand achtete in der Dunkelheit und dem verwirrenden Durcheinander darauf.
Pascal machte sich keine Gewissensbisse. Wenn sein Plan Erfolg hatte, würde es hier bald wieder Ruhe geben. Wenn nicht, konnte er durch seine Anwesenheit auch nichts ändern. Im Gegenteil - er hielt es für klüger, wenn die Leute sich still und leise davonmachten. Einer nach dem anderen und so unauffällig wie möglich, damit die Tiere, die das Haus belagerten, nicht darauf aufmerksam wurden. Pascal hoffte, daß sie sich darauf beschränkten, Türen und Fenster zu attackieren.
Im Obergeschoß zerklirrte ein weiteres Fenster. Flatternde Geräusche und schrille Vogelschreie folgten. Pascal wurde es ungemütlich in seiner Haut. Er beeilte sich, zur Hintertür zu kommen.
Draußen ertönte in diesem Moment ein kurzes Hupsignal.
Nadine!
Pascal riß die nach innen schwingende Tür auf. Er sah den Cadillac da stehen. Dessen Beifahrertür wurde aufgedrückt.
»Spring, Fenrir!«
Der Wolf machte einen weiten Satz und landete auf der vorderen Sitzbank. Pascal Lafitte folgte mit einem weiteren Sprung. Er riß erst die Hintertür des Hauses und dann die Autotür hinter sich zu. Etwas sprang ihn dennoch noch an und verbiß sich in seinem rechten Bein. Er schrie auf und schlug mit aller Kraft zu. Etwas knackte. Dann löste sich das Gebiß einer kaninchengroßen Ratte, die es noch geschafft hatte, in den Wagen einzudringen.
Nadine gab wieder Gas. Mit durchdrehenden Reifen jagte sie den Cadillac vorwärts. Das Wirtshaus ließ sich einmal umrunden. Der Wagen kam auf die Straße zurück.
»Warte«, verlangte Pascal.
»Bist du verletzt?« wollte Nadine erregt wissen, die gesehen hatte, daß die jetzt erschlagene Ratte Pascal angegriffen hatte.
Der merkte jetzt erst, daß außer dem Wolf und Nadine noch weitere Menschen im Wagen waren.
»Nein«, erwiderte er kurz angebunden, erkannte Zamorra und Nicole und öffnete das Fenster. »Gib Laut, Fenrir! Sie sollen wissen, daß du jetzt hier bist!«
Fenrir jaulte einmal kurz.
Vorerst änderte sich nichts. Aber dann, als der Wolf abermals und diesmal länger anhaltend aufjaulte, wurden die Vögel und Pelztiere aufmerksam. Sie ließen in der Tat von ihren wilden Attacken auf das Haus ab und wandten sich flatternd und trippelnd dem Wagen zu!
»Los!« zischte Pascal. Er senkte den Finger auf den Schalter, der das Fenster elektrisch wieder schloß. Nadine trat das Gaspedal abermals durch. Der Wagen fegte wieder los. Er jagte durch das Dorf, als gäbe es keine Geschwindigkeitsbegrenzung, gefolgt von den kleinen und großen Ungeheuern.
»Glaubst du im Ernst, daß wir im Château vor ihnen sicher sind?« stieß Nadine hervor.
Pascal grinste.
»Ich weiß es nicht«, sagte er. »Aber wie bekommen die Biester so aus dem Dorf weg, fort von all den Menschen. Habt ihr überhaupt mal an die Kinder gedacht, die diesen Ungeheuern noch wehrloser ausgesetzt sein würden als wir alle? Ob die Vögel, Ratten und Ameisen und was weiß ich noch alles vor dem Château zurückschrecken, weiß ich nicht, aber ich hoffe es zumindest.«
Zamorra nickte auf der Rückbank des Wagens. Er bewunderte Pascal Lafitte, der in all dem Chaos einen klaren Kopf bewahrt hatte, ein wenig. Der Plan hätte von Zamorra sein können.
»Wie bist du überhaupt auf diese Idee gekommen, Pascal?« fragte er.
»Ich habe von euch gelernt, daß man das Unmögliche als das Wahrscheinlichste annehmen soll, wenn die Dinge unbegreiflich werden. Die Ungeheuer sind Fenrir
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