0388 - Satans Ungeheuer
Faustgröße, die die Dämonin Angela hier hinterlassen hatte. Es war ein böses Kapitel gewesen… Fenrir selbst war gebissen worden und fast daran gestorben…
Diesmal waren es die Riesenameisen gewesen, die ihn gebissen hatten. Er hatte eine Menge Blut verloren, fühlte sich nicht so stark wie normal, aber das war nicht so schlimm. Die Bisse waren schmerzhaft, aber nicht so gefährlich wie die der Spinnen von damals…
Was suche ich eigentlich? fragte Fenrir sich selbst. Warum bin ich so unruhig? Ich sollte schlafen, mich erholen, neue Kräfte sammeln für die Nacht .
Er verließ das Gebäude. Plötzlich sah er Raffael Bois. Der alte Mann in seiner gestreiften Weste räumte am Swimming-pool auf. Gestern waren wohl eine Menge Sachen hier draußen stehen geblieben.
Fenrirs Geist verdunkelte sich. Er wußte jetzt, wonach er gesucht hatte, woher seine Unruhe kam.
Sein Maul öffnete sich. Die Lefzen zogen sich zurück, das Stirnfell wurde kraus. Der Wolf duckte sich auf seinen Läufen.
Dann schnellte er vorwärts.
Mit weiten, kraftvollen Sprüngen.
BEUTE!
***
Nadine Lafitte breitete die Schwingen aus. Etwas versuchte sie zu behindern, und sie schleuderte es fort. Die leichte Decke flog zur Seite. Mit geschlossenen Augen erhob Nadine sich, schlang die Beine über die Bettkante und berührte den Boden mit den Füßen.
Sammael…
Woher kannte sie diesen Begriff? War es ein Name oder eine Bezeichnung?
Es mußte etwas sein, mit dem sie vertraut war. Mit einem Ruck richtete sie sich ganz auf. Ihre Augen waren nach wie vor geschlossen. Aber Sammael war in ihr und um sie herum und lenkte ihre Schritte. Sie setzte einen Fuß vor den anderen, schritt zur Tür. Sie achtete auf nichts, was sich in ihrer Umgebung befand. Ihre Kleidung, aus der Pascal ihr in der Nacht geholfen hatte, blieb unbeachtet liegen.
Nadine trat auf den Korridor hinaus.
Hier waren Wände. Mauern, die hemmten. Sie mußte die Mauern überwinden, um Sammael besser spüren zu können. Sie flog. Sie schwebte durch den Gang wie ein großer, schwarzer Vogel. Fort von hier. Hinaus zu ihrem Herrn.
Und wieder sah sie, wie sie sich flügelschlagend aus großer Höhe auf ihr Opfer stürzte, das Sammael ihr zeigte, und es tötete. Der Traum dauerte an, überlagerte alle Eindrücke. Wieder und wieder.
Eine alpträumende Gestalt huschte durch die Korridore und über die Treppen. Zielsicher fand sie ihren Weg.
Um ihr Opfer, ihre Beute, zu schlagen. Um zu töten.
Die Beute war Zamorra.
Und Nadine Lafitte, der riesige dunkle Vogel, fand das völlig normal.
Sie wußte es von Sammael.
***
»Ursprünglich hatten wir den BMW sicherstellen und abschleppen lassen wollen«, sagte Jules Renoir. »Aber dann kam der Anruf von Inspektor Frambert, daß das Fahrzeug Ihnen gehörte und Sie es abholen wollten. Bin mal gespannt, wie Sie das machen wollen.«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wie man so etwas eben macht«, sagte er. Der BMW stand gewissermaßen auf den Felgen; die Reifenfetzen, die noch daran hingen, spielten keine Rolle. Zamorra hoffte, daß das Fahrwerk keinen Schaden gelitten hatte. Die Felgen selbst waren höchstwahrscheinlich nicht mehr zu gebrauchen. Mit ziemlicher Sicherheit waren sie so deformiert, daß sie keine Reifen mehr halten konnten.
Deshalb spielte es keine Rolle, wenn der Wagen jetzt noch einmal ein paar Meter reifenlos auf den Felgen rollte.
»Passen Sie auf die Tiere auf«, glaubte Renoir warnen zu müssen. »Diese Ameisen und Ratten und all das andere Zeugs…«
Darum machte sich Zamorra weniger Gedanken als um die schneidend scharfen Pflanzenkanten. Er war sich recht sicher, daß die Tiere bei Tageslicht wenig aggressiv waren. Sie würden eher vor den Mneschen fliehen, als sie anzugreifen. Das war eine unverkennbar magische Komponente, aber auch jetzt spürte das Amulett noch keine schwarzmagische Kraft.
»Bei Tage droht von den Tieren keine Gefahr«, erklärte Zamorra den Beamten. »Sonst wären Sie und ihre Leute hier längst aufgefressen worden. Gefährlich wird es erst in der Dunkelheit.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Zamorra seufzte. Wenn der Mann das nicht an den Geschehnissen beziehungsweise Nicht-Geschehnissen erkannte, konnte er ihm nur leid tun.
Pascal hatte das Abschleppseil aus dem Kofferraum geholt und verband die Schleppöse des BMW mit der Stoßstange des Cadillac. Das Heck des 635 CSi ragte gerade so weit aus dem Gras hervor, daß Pascal ungehindert zufassen konnte, wenngleich die Pflanzen sich auch
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